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<p class="bodytext">Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat zu hohe Cholesterinwerte oder ein Zuviel an Triglyceriden im Blut. Dadurch wird eine Arteriosklerose begünstigt und es drohen Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Die Mehrzahl der Betroffenen erhält keine Behandlung. Dabei könnten eine konsequente Lebensstiländerung und Medikamente die Blutfette ins Lot bringen und viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Fette sind Fluch und Segen</strong></p><p class="bodytext"> Ohne Fette (Lipide) geht nichts im Organismus: Cholesterin spielt z.B. eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Triglyceride dienen als Energielieferant und können als Energiereserve in Fettzellen gespeichert werden. Phospholipide wiederum tragen zur Funktion der Zellen bei. </p><p class="bodytext">Aufnahme, Transport, Bereitstellung und Ausscheidung der Fette werden über den Fettstoffwechsel reguliert: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Cholesterin </strong>stammt aus zwei Quellen: Es wird sowohl aus der Nahrung aufgenommen als auch in der Leber gebildet. Für den Transport im Blut ist es in Eiweißhüllen verpackt (Lipoproteine). Als LDL-Cholesterin gelangt es zu den Körperzellen. Als HDLkommt es zurück zur Leber. </li><li><strong>Triglyceride </strong>werden in der Leber, den Fettzellen und in der Darmschleimhaut aus Glycerin und Fettsäuren zusammengesetzt. Die Fettsäuren dafür kommen aus den Nahrungsfetten. Die Lipoproteine, die Triglyceride transportieren, heißen Chylomikronen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn der Fettstoffwechsel gestört ist, kommt es zu einem Zuviel oder Zuwenig von Fetten im Blut. Die beiden wichtigsten Fettstoffwechselstörungen sind ein erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride, beides kann auch zusammen auftreten. Als häufigste Ursachen dafür gelten eine falsche Ernährung und genetische Faktoren, also die Vererbung. Begünstigt werden hohe Blutfette zudem durch Rauchen und Bewegungsmangel. Triglyceride steigen außerdem bei hohem Alkoholkonsum an. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Erkrankungen, die die Blutfette beeinflussen und Fettstoffwechselstörungen auslösen können. Dazu gehören insbesondere der Diabetes mellitus, aber auch die Unterfunktion der Schilddrüse und verschiedene Nierenerkrankungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Viele Medikamente beeinflussen die Blutfette ebenfalls. Gestagene und Androgene erhöhen z.B. das LDL-Cholesterin. Die Konzentration von Triglyceriden im Blut kann durch Kortison, die „Pille“, Betablocker und Entwässerungsmittel steigen. </p><p class="bodytext"><strong>Gefäßverfettung mit gefährlichen Folgen</strong></p><p class="bodytext"> Fettstoffwechselstörungen haben erhebliche Folgen für die Gesundheit: Befindet sich dauerhaft zuviel LDL-Cholesterin im Blut, lagert sich das Fett als Plaques in den Gefäßwänden der Arterien ab. Diese Plaques verengen die Gefäße oder verschließen sie sogar komplett - es kommt zur Arteriosklerose. Dadurch drohen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall. Die verschlechterte Durchblutung der Organe begünstigt die Entwicklung vieler Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Niereninsuffizienz, Herzschwäche und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Auch hohe Triglycerid-Werte tragen zur Verfettung der Gefäße bei und fördern damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders stark wirkt sich dies in Kombination mit hohem Cholesterin und anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck aus. Extrem hohe Triglycerid-Werte können zusätzlich die Bauchspeicheldrüse angreifen und die insulinbildenden Zellen zerstören, d.h. einen Diabetes auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Trotz dieser gefährlichen Folgekrankheiten erhalten Menschen mit Fettstoffwechselstörungen viel zu selten eine wirkungsvolle Therapie. Nur etwa jede fünfte Hochrisikopatient*in erreicht in Deutschland die gewünschten Zielwerte bei den Blutfetten (siehe unten), in den europäischen Nachbarländern sieht das nicht viel anders aus. </p><p class="bodytext"><strong>Zufallsbefund oder Herzinfarkt </strong></p><p class="bodytext">Fettstoffwechselstörungen verlaufen in den meisten Fällen jahrelang völlig unauffällig. Die Betroffenen wissen oft gar nichts von ihren erhöhten Blutwerten. Häufig werden sie erst diagnostiziert, wenn es zu Komplikationen wie z.B. einem Herzinfarkt oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gekommen ist. Bei vielen Menschen werden erhöhte Blutfette auch zufällig in Kontrolluntersuchungen entdeckt, z.B. bei Einstellungsuntersuchungen oder beim Gesundheits-Checkup.</p><p class="bodytext"> Die wichtigste Säule der Diagnostik ist die Blutuntersuchung. Bei Gesunden bestimmt die Ärzt*in oft nur das Gesamtcholesterin. Bei erhöhtn Werten ist eine erweiterte Lipiddiagnostik (Lipidstatus) nötig. Leidet die Patient*in bereits an Arteriosklerose oder sie einer Risikogruppe an, wird meist ein kompletter Lipidstatus veranlasst. Ermittelt werden dabei Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin und je nach Bedarf weitere Parameter wie HDL-Cholesterin, Lipoprotein A und Apolipoprotein B. </p><p class="bodytext">Die gemessenen Blutfette sollten in ihrem jeweiligen Normbereich liegen. Bei den Triglyceriden ist das relativ einfach, hier gilt 150 mg/dl (1,7 5 mmol/L) als Grenzwert (nüchtern gemessen). Komplizierter wird es beim LDL-Cholesterin. Dessen Zielwerte hängen stark vom individuellen Risikoprofil der Patient*in ab und werden außerdem noch kontrovers diskutiert. Meist geht man von diesen Zielwerten aus: </p><p class="bodytext"><ul><li>Liegen <strong>keine Risikofaktoren</strong> wie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Diabetes vor, ist das Risiko gering. In diesen Fällen soll das<strong> LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl</strong> (3,0 mmol/L) sein. </li><li>Bei <strong>moderatem Risiko </strong>gelten <strong>LDL-Cholesterin-Werte unter 100 mg/dl</strong> (2,6 mmol/L) als Ziel. Ein moderates Risiko haben z.B. Typ-2-Diabetiker*innen unter 50 Jahren und Menschen mit Typ-1-Diabetes unter 35 Jahren, die erst kürzer als zehn Jahre an einem Diabetes leiden. </li><li>Bei <strong>hohem Risiko</strong> werden <strong>LDL-Cholesterinwerte unter 70 mg/dl (</strong>1,8 mmol/L) gefordert. Ein hohes Risiko liegt vor, wenn ein Typ-2-Diabetes schon länger als zehn Jahre besteht, der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt oder das Gesamt-Cholesterin über 310 mg/dl (8 mmol/L) und LDL-Cholesterin über 190 mg/dl (4,9 mmol/L). </li><li>Bei <strong>sehr hohem Risiko</strong> soll das <strong>LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl</strong> (1,4 mmol/L) liegen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Patient*innen mit einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Koronare Herzkrankheit, pAVK), einem Typ-2-Diabetes mit Organschäden oder einer schweren chronischen Nierenerkrankung. </li></ul></p><p class="bodytext">Werden erhöhte Blutfette erstmals festgestellt muss immer abgeklärt werden, ob eine Erkrankung wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion dahintersteckt. Oft ergibt die genaue Erhebung der Krankengeschichte einen Hinweis darauf. Mit Labor (z.B. Blutzucker, Nierenwerte), Bildgebung und gründlicher körperlicher Untersuchung lässt sich eine mögliche Erkrankung weiter einkreisen. </p><p class="bodytext">Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung kann die Ärzt*in eine molekulargenetische Diagnostik veranlassen. Dadurch lassen sich bestimmte Genmutationen feststellen, die z.B. den LDL-Rezeptor betreffen. An der Behandlung ändern die Ergebnisse nichts – die Blutfette müssen genauso gesenkt werden wie bei Patient*innen ohne genetische Störung. Diese Untersuchung ist jedoch wichtig, um ebenfalls betroffene, aber noch nicht entdeckte Verwandte zu finden. Denn je früher eine angeborene Fettstoffwechselstörung erkannt und behandelt wird, desto besser kann man das Herz-Kreislauf-Risiko reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Für die Bestimmung der Triglyceride muss die Patient*in nüchtern sein, es darf also 12 Stunden vor Blutabnahme nichts gegessen werden. Außerdem sollte man am Abend davor keinen Alkohol trinken, da dies die Triglyceridwerte im Blut verfälscht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie gut helfen Lebensstiländerungen? </strong></p><p class="bodytext">Bei erhöhten Blutfetten kann die Betroffene selbst einiges zur Besserung der Triglycerid- und Cholesterinwerte beitragen. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sich regelmäßig bewegen. </strong>Körperliche Aktivität wirkt sich sehr positiv auf den Stoffwechsel aus. Sie senkt u.a. Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut. Empfohlen werden Ausdauer- und Muskeltraining. Insgesamt sollte man drei bis fünf Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten zumindest moderat Sport treiben. </li><li><strong>Rauchen beenden.</strong> Rauchen erhöht nicht nur die Triglyceride, es begünstigt auch eigenständig die Arteriosklerose. Bei hohen Blutfetten sollte deshalb komplett auf Nikotin und Nikotinprodukte verzichtet werden. </li><li><strong>Gewicht halten bzw. Übergewicht reduzieren</strong>. Übergewicht hat über viele Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf die Blutfette. So erhöht es z.B. sowohl die Triglyceride als auch das LDL-Cholesterin im Blut. Abnehmen kann deshalb das Lipidprofil verbessern. </li><li><strong>Sich gesund ernähren. </strong>Eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Kost trägt zur Besserung der Blutfette bei. Empfohlen werden viel Gemüse, Rohkost, Vollkornprodukte. Zwei Mal pro Woche sollte Fisch verzehrt werden, der reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist (Makrele, Hering, Lachs und Thunfisch). Nur 30% der Kalorienzufuhr sollte aus Fett stammen, insgesamt reichen etwa 60 bis 80 g Fett pro Tag aus. Zu vermeiden sind gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Käse), und Trans-Fettsäuren (Frittiertes, Blätterteig). Als günstig gelten dagegen Öle, vor allem Sonnenblumen-, Lein- und Walnussöl. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer zu hohe Triglyceride aufweist, sollte völlig auf Alkohol verzichten. Auch schnell abbaubare Kohlenhydrate wie Fruchtzucker und Haushaltszucker sind schädlich, weil sie den Insulinspiegel und damit die Freisetzung von Fettsäuren erhöhen. </p><p class="bodytext"><strong>Wie Medikamente die Blutfette bezwingen </strong></p><p class="bodytext">Oft reicht ein gesunder Lebensstil nicht aus, um erhöhte Blutfette zu senken. Dann kommen Medikamente ins Spiel. Um LDL-Cholesterin und/oder Triglyceride in den gewünschten Zielbereich zu bringen, müssen die Wirkstoffe regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden. Zur Senkung von LDL-Cholesterin stehen folgende Medikamente zur Verfügung:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Statine</strong> sind die wichtigsten und bisher am besten untersuchten Medikamente zum Senken der Blutfette. Über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase erniedrigen sie das LDL-Cholesterin, und zwar je nach Präparat und Dosierung um 30 % bis 50%. Weil die Cholesterinproduktion in der Leber nachts besonders hoch ist, wird häufig die abendliche Einnahme der Wirkstoffe empfohlen. Eine häufig diskutierte Nebenwirkung ist die Statin-Myopathie mit Muskelschäden und Muskelschmerzen. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem Nocebo-Effekt (d.h. der Patient verspürt Muskelschmerzen, weil er damit rechnet). Echte Muskelschäden mit einer Erhöhung der Muskelenzyme sind mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:10000 sehr selten. In diesen Fällen verordnet die Ärzt*in meist entweder ein anderes Statin oder einen anderen Lipidsenker. </li><li><strong>Bempedoinsäure </strong>hemmt die Cholesterinbildung bereits in einer früheren Stelle im Stoffwechselt als Statine. Bei 180 mg/Tag wird das LDL-Cholesterin um etwa 23% reduziert, in Kombination mit einem Statin ist der Effekt etwas stärker. Myopathien löst Bempedoinsäure selten aus. </li><li><strong>Ezetimib</strong> hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm. Als alleinige Therapie ist der klinische Effekt vermutlich gering, weshalb es vor allem in Kombination mit einem Statin oder Bempedoinsäure verordnet wird. Zusammen mit einem Statin schafft es eine LDL-Senkung von circa 25%.&nbsp; </li><li><strong>PCSK9-Inhibitoren</strong> binden an LDL-Rezeptoren der Leber und senken auf diese Weise das LDL-Cholesterin im Blut. Diese relativ neuen Wirkstoffe sind hocheffektiv und reduzieren die Konzentration von LDL-Cholesterin um über 50%. Verordnet werden sie, wenn eine intensive Statintherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend wirkt. PCSK9-Hemmer gelten bisher als gut verträglich, Myopathien kommen kaum vor. </li></ul></p><p class="bodytext">Erhöhte Triglyceride bekämpft man medikamentös meist mit <strong>Fibraten</strong>. Sie unterstützen den Abbau der Triglyceride und senken so die Werte im Blut. Fibrate können Muskelschmerzen und Myopathien auslösen. Zusätzlich empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme der verschreibungspflichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Maximaldosis liegt bei 4 g/Tag, da es unter höherer Dosierung zu Vorhofflimmern gekommen ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Medikamente können erhöhte Blutfette recht zuverlässig senken. Als alleinige Therapie reichen sie jedoch nicht aus: Der gesunde Lebensstil bleibt ein wesentlicher Teil der Behandlung. </p><p class="bodytext">Quellen Rose O, DAZ 2023:35, S. 38, Lipid-Liga </p>

<p class="bodytext">Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat zu hohe Cholesterinwerte oder ein Zuviel an Triglyceriden im Blut. Dadurch wird eine Arteriosklerose begünstigt und es drohen Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Die Mehrzahl der Betroffenen erhält keine Behandlung. Dabei könnten eine konsequente Lebensstiländerung und Medikamente die Blutfette ins Lot bringen und viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Fette sind Fluch und Segen</strong></p><p class="bodytext"> Ohne Fette (Lipide) geht nichts im Organismus: Cholesterin spielt z.B. eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Triglyceride dienen als Energielieferant und können als Energiereserve in Fettzellen gespeichert werden. Phospholipide wiederum tragen zur Funktion der Zellen bei. </p><p class="bodytext">Aufnahme, Transport, Bereitstellung und Ausscheidung der Fette werden über den Fettstoffwechsel reguliert: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Cholesterin </strong>stammt aus zwei Quellen: Es wird sowohl aus der Nahrung aufgenommen als auch in der Leber gebildet. Für den Transport im Blut ist es in Eiweißhüllen verpackt (Lipoproteine). Als LDL-Cholesterin gelangt es zu den Körperzellen. Als HDLkommt es zurück zur Leber. </li><li><strong>Triglyceride </strong>werden in der Leber, den Fettzellen und in der Darmschleimhaut aus Glycerin und Fettsäuren zusammengesetzt. Die Fettsäuren dafür kommen aus den Nahrungsfetten. Die Lipoproteine, die Triglyceride transportieren, heißen Chylomikronen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn der Fettstoffwechsel gestört ist, kommt es zu einem Zuviel oder Zuwenig von Fetten im Blut. Die beiden wichtigsten Fettstoffwechselstörungen sind ein erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride, beides kann auch zusammen auftreten. Als häufigste Ursachen dafür gelten eine falsche Ernährung und genetische Faktoren, also die Vererbung. Begünstigt werden hohe Blutfette zudem durch Rauchen und Bewegungsmangel. Triglyceride steigen außerdem bei hohem Alkoholkonsum an. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Erkrankungen, die die Blutfette beeinflussen und Fettstoffwechselstörungen auslösen können. Dazu gehören insbesondere der Diabetes mellitus, aber auch die Unterfunktion der Schilddrüse und verschiedene Nierenerkrankungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Viele Medikamente beeinflussen die Blutfette ebenfalls. Gestagene und Androgene erhöhen z.B. das LDL-Cholesterin. Die Konzentration von Triglyceriden im Blut kann durch Kortison, die „Pille“, Betablocker und Entwässerungsmittel steigen. </p><p class="bodytext"><strong>Gefäßverfettung mit gefährlichen Folgen</strong></p><p class="bodytext"> Fettstoffwechselstörungen haben erhebliche Folgen für die Gesundheit: Befindet sich dauerhaft zuviel LDL-Cholesterin im Blut, lagert sich das Fett als Plaques in den Gefäßwänden der Arterien ab. Diese Plaques verengen die Gefäße oder verschließen sie sogar komplett - es kommt zur Arteriosklerose. Dadurch drohen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall. Die verschlechterte Durchblutung der Organe begünstigt die Entwicklung vieler Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Niereninsuffizienz, Herzschwäche und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Auch hohe Triglycerid-Werte tragen zur Verfettung der Gefäße bei und fördern damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders stark wirkt sich dies in Kombination mit hohem Cholesterin und anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck aus. Extrem hohe Triglycerid-Werte können zusätzlich die Bauchspeicheldrüse angreifen und die insulinbildenden Zellen zerstören, d.h. einen Diabetes auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Trotz dieser gefährlichen Folgekrankheiten erhalten Menschen mit Fettstoffwechselstörungen viel zu selten eine wirkungsvolle Therapie. Nur etwa jede fünfte Hochrisikopatient*in erreicht in Deutschland die gewünschten Zielwerte bei den Blutfetten (siehe unten), in den europäischen Nachbarländern sieht das nicht viel anders aus. </p><p class="bodytext"><strong>Zufallsbefund oder Herzinfarkt </strong></p><p class="bodytext">Fettstoffwechselstörungen verlaufen in den meisten Fällen jahrelang völlig unauffällig. Die Betroffenen wissen oft gar nichts von ihren erhöhten Blutwerten. Häufig werden sie erst diagnostiziert, wenn es zu Komplikationen wie z.B. einem Herzinfarkt oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gekommen ist. Bei vielen Menschen werden erhöhte Blutfette auch zufällig in Kontrolluntersuchungen entdeckt, z.B. bei Einstellungsuntersuchungen oder beim Gesundheits-Checkup.</p><p class="bodytext"> Die wichtigste Säule der Diagnostik ist die Blutuntersuchung. Bei Gesunden bestimmt die Ärzt*in oft nur das Gesamtcholesterin. Bei erhöhtn Werten ist eine erweiterte Lipiddiagnostik (Lipidstatus) nötig. Leidet die Patient*in bereits an Arteriosklerose oder sie einer Risikogruppe an, wird meist ein kompletter Lipidstatus veranlasst. Ermittelt werden dabei Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin und je nach Bedarf weitere Parameter wie HDL-Cholesterin, Lipoprotein A und Apolipoprotein B. </p><p class="bodytext">Die gemessenen Blutfette sollten in ihrem jeweiligen Normbereich liegen. Bei den Triglyceriden ist das relativ einfach, hier gilt 150 mg/dl (1,7 5 mmol/L) als Grenzwert (nüchtern gemessen). Komplizierter wird es beim LDL-Cholesterin. Dessen Zielwerte hängen stark vom individuellen Risikoprofil der Patient*in ab und werden außerdem noch kontrovers diskutiert. Meist geht man von diesen Zielwerten aus: </p><p class="bodytext"><ul><li>Liegen <strong>keine Risikofaktoren</strong> wie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Diabetes vor, ist das Risiko gering. In diesen Fällen soll das<strong> LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl</strong> (3,0 mmol/L) sein. </li><li>Bei <strong>moderatem Risiko </strong>gelten <strong>LDL-Cholesterin-Werte unter 100 mg/dl</strong> (2,6 mmol/L) als Ziel. Ein moderates Risiko haben z.B. Typ-2-Diabetiker*innen unter 50 Jahren und Menschen mit Typ-1-Diabetes unter 35 Jahren, die erst kürzer als zehn Jahre an einem Diabetes leiden. </li><li>Bei <strong>hohem Risiko</strong> werden <strong>LDL-Cholesterinwerte unter 70 mg/dl (</strong>1,8 mmol/L) gefordert. Ein hohes Risiko liegt vor, wenn ein Typ-2-Diabetes schon länger als zehn Jahre besteht, der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt oder das Gesamt-Cholesterin über 310 mg/dl (8 mmol/L) und LDL-Cholesterin über 190 mg/dl (4,9 mmol/L). </li><li>Bei <strong>sehr hohem Risiko</strong> soll das <strong>LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl</strong> (1,4 mmol/L) liegen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Patient*innen mit einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Koronare Herzkrankheit, pAVK), einem Typ-2-Diabetes mit Organschäden oder einer schweren chronischen Nierenerkrankung. </li></ul></p><p class="bodytext">Werden erhöhte Blutfette erstmals festgestellt muss immer abgeklärt werden, ob eine Erkrankung wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion dahintersteckt. Oft ergibt die genaue Erhebung der Krankengeschichte einen Hinweis darauf. Mit Labor (z.B. Blutzucker, Nierenwerte), Bildgebung und gründlicher körperlicher Untersuchung lässt sich eine mögliche Erkrankung weiter einkreisen. </p><p class="bodytext">Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung kann die Ärzt*in eine molekulargenetische Diagnostik veranlassen. Dadurch lassen sich bestimmte Genmutationen feststellen, die z.B. den LDL-Rezeptor betreffen. An der Behandlung ändern die Ergebnisse nichts – die Blutfette müssen genauso gesenkt werden wie bei Patient*innen ohne genetische Störung. Diese Untersuchung ist jedoch wichtig, um ebenfalls betroffene, aber noch nicht entdeckte Verwandte zu finden. Denn je früher eine angeborene Fettstoffwechselstörung erkannt und behandelt wird, desto besser kann man das Herz-Kreislauf-Risiko reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Für die Bestimmung der Triglyceride muss die Patient*in nüchtern sein, es darf also 12 Stunden vor Blutabnahme nichts gegessen werden. Außerdem sollte man am Abend davor keinen Alkohol trinken, da dies die Triglyceridwerte im Blut verfälscht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie gut helfen Lebensstiländerungen? </strong></p><p class="bodytext">Bei erhöhten Blutfetten kann die Betroffene selbst einiges zur Besserung der Triglycerid- und Cholesterinwerte beitragen. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sich regelmäßig bewegen. </strong>Körperliche Aktivität wirkt sich sehr positiv auf den Stoffwechsel aus. Sie senkt u.a. Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut. Empfohlen werden Ausdauer- und Muskeltraining. Insgesamt sollte man drei bis fünf Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten zumindest moderat Sport treiben. </li><li><strong>Rauchen beenden.</strong> Rauchen erhöht nicht nur die Triglyceride, es begünstigt auch eigenständig die Arteriosklerose. Bei hohen Blutfetten sollte deshalb komplett auf Nikotin und Nikotinprodukte verzichtet werden. </li><li><strong>Gewicht halten bzw. Übergewicht reduzieren</strong>. Übergewicht hat über viele Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf die Blutfette. So erhöht es z.B. sowohl die Triglyceride als auch das LDL-Cholesterin im Blut. Abnehmen kann deshalb das Lipidprofil verbessern. </li><li><strong>Sich gesund ernähren. </strong>Eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Kost trägt zur Besserung der Blutfette bei. Empfohlen werden viel Gemüse, Rohkost, Vollkornprodukte. Zwei Mal pro Woche sollte Fisch verzehrt werden, der reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist (Makrele, Hering, Lachs und Thunfisch). Nur 30% der Kalorienzufuhr sollte aus Fett stammen, insgesamt reichen etwa 60 bis 80 g Fett pro Tag aus. Zu vermeiden sind gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Käse), und Trans-Fettsäuren (Frittiertes, Blätterteig). Als günstig gelten dagegen Öle, vor allem Sonnenblumen-, Lein- und Walnussöl. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer zu hohe Triglyceride aufweist, sollte völlig auf Alkohol verzichten. Auch schnell abbaubare Kohlenhydrate wie Fruchtzucker und Haushaltszucker sind schädlich, weil sie den Insulinspiegel und damit die Freisetzung von Fettsäuren erhöhen. </p><p class="bodytext"><strong>Wie Medikamente die Blutfette bezwingen </strong></p><p class="bodytext">Oft reicht ein gesunder Lebensstil nicht aus, um erhöhte Blutfette zu senken. Dann kommen Medikamente ins Spiel. Um LDL-Cholesterin und/oder Triglyceride in den gewünschten Zielbereich zu bringen, müssen die Wirkstoffe regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden. Zur Senkung von LDL-Cholesterin stehen folgende Medikamente zur Verfügung:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Statine</strong> sind die wichtigsten und bisher am besten untersuchten Medikamente zum Senken der Blutfette. Über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase erniedrigen sie das LDL-Cholesterin, und zwar je nach Präparat und Dosierung um 30 % bis 50%. Weil die Cholesterinproduktion in der Leber nachts besonders hoch ist, wird häufig die abendliche Einnahme der Wirkstoffe empfohlen. Eine häufig diskutierte Nebenwirkung ist die Statin-Myopathie mit Muskelschäden und Muskelschmerzen. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem Nocebo-Effekt (d.h. der Patient verspürt Muskelschmerzen, weil er damit rechnet). Echte Muskelschäden mit einer Erhöhung der Muskelenzyme sind mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:10000 sehr selten. In diesen Fällen verordnet die Ärzt*in meist entweder ein anderes Statin oder einen anderen Lipidsenker. </li><li><strong>Bempedoinsäure </strong>hemmt die Cholesterinbildung bereits in einer früheren Stelle im Stoffwechselt als Statine. Bei 180 mg/Tag wird das LDL-Cholesterin um etwa 23% reduziert, in Kombination mit einem Statin ist der Effekt etwas stärker. Myopathien löst Bempedoinsäure selten aus. </li><li><strong>Ezetimib</strong> hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm. Als alleinige Therapie ist der klinische Effekt vermutlich gering, weshalb es vor allem in Kombination mit einem Statin oder Bempedoinsäure verordnet wird. Zusammen mit einem Statin schafft es eine LDL-Senkung von circa 25%.&nbsp; </li><li><strong>PCSK9-Inhibitoren</strong> binden an LDL-Rezeptoren der Leber und senken auf diese Weise das LDL-Cholesterin im Blut. Diese relativ neuen Wirkstoffe sind hocheffektiv und reduzieren die Konzentration von LDL-Cholesterin um über 50%. Verordnet werden sie, wenn eine intensive Statintherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend wirkt. PCSK9-Hemmer gelten bisher als gut verträglich, Myopathien kommen kaum vor. </li></ul></p><p class="bodytext">Erhöhte Triglyceride bekämpft man medikamentös meist mit <strong>Fibraten</strong>. Sie unterstützen den Abbau der Triglyceride und senken so die Werte im Blut. Fibrate können Muskelschmerzen und Myopathien auslösen. Zusätzlich empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme der verschreibungspflichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Maximaldosis liegt bei 4 g/Tag, da es unter höherer Dosierung zu Vorhofflimmern gekommen ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Medikamente können erhöhte Blutfette recht zuverlässig senken. Als alleinige Therapie reichen sie jedoch nicht aus: Der gesunde Lebensstil bleibt ein wesentlicher Teil der Behandlung. </p><p class="bodytext">Quellen Rose O, DAZ 2023:35, S. 38, Lipid-Liga </p>

<p class="bodytext"> Immer mehr Kinder leiden unter Übergewicht. Das hat nicht nur gesundheitliche Folgen. Spott und Hänseleien machen ihnen das Leben manchmal so schwer, dass sie soziale Kontakte meiden und psychische Störungen entwickeln. Eine simple Diät ist bei übergewichtigen Kindern nicht zielführend. Die Gewichtsreduktion funktioniert nur in einem Gesamtkonzept, bei dem Eltern und Familie integriert sind. </p><p class="bodytext"><strong>Was heißt zu dick bei Kindern? </strong></p><p class="bodytext">Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland sind zu dick: Schon vor Corona waren laut einer Studie des Robert Koch-Instituts gut 15% von ihnen übergewichtig, knapp 6% sogar fettleibig (adipös). Kinderärzt*innen berichten, dass dieser Anteil im Laufe der Pandemie durch Schulschließungen, eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten in der Freizeit und die vermehrte Nutzung von digitalen Medien noch angestiegen ist. Jungen und Mädchen unterscheiden sich in puncto überflüssiger Pfunde kaum voneinander. Allerdings sind Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status öfter von Übergewicht und Adipositas betroffen. </p><p class="bodytext">Bei Erwachsenen sind Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit oder Fettsucht) durch das Überschreiten bestimmter Grenzwerte des Body-Mass-Index (BMI) definiert. Ein BMI zwischen 25 und 30 kg/m2 bedeutet, dass die Person übergewichtig ist, bei einem BMI über 30 liegt eine Adipositas vor. </p><p class="bodytext">Auch bei Kindern wird zur Beurteilung von Übergewicht der BMI herangezogen. Berücksichtigt werden dabei geschlechtsspezifische, nach Alter sortierte Wachstumskurven (sog. BMI-Alterperzentilen). Liegt ein Kind mit seinem BMI über der 90-Perzentile in der Wachstumskurve, hat es Übergewicht. 90-Perzentile bedeutet, dass 90 Prozent der gleichgeschlechtlichen und gleichaltrigen Kinder weniger wiegen). Für eine Adipositas muss der BMI zwischen der 97er- und der 99,5er Perzentilen liegen, für eine extreme Adipositas über 99,5. </p><p class="bodytext">Beim Verdacht auf Übergewicht ist die Kinderärzt*in die erste Anlaufstelle, um den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Kindes objektiv zu beurteilen. In der Arztpraxis wird dazu neben der Berechnung des BMI häufig auch die Hautfaltendicke herangezogen. Manchmal kommt auch die Bioimpedanzanalyse zum Einsatz. Mit dieser Methode kann man die Körperzusammensetzung messen, d.h. den Fett-, Muskel- und Wasseranteil. Der Besuch bei der Kinder- und Jugendärzt*in ist aber nicht nur für eine objektive Beurteilung wichtig. Er dient auch dazu, den sehr seltenen Fall einer körperlichen Erkrankung als Ursache auszuschließen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft bei der ersten Einschätzung, ob das eigene Kind vielleicht zu dick ist. Dort findet man nicht nur einen alters- und geschlechtsspezifischen BMI-Rechner, sondern auch die entsprechenden BMI-Wachstumskurven. </p><p class="bodytext"><strong>Gesundheitsrisiko Speck </strong></p><p class="bodytext">Übergewicht und Adipositas begünstigen im Erwachsenenalter viele Erkrankungen. Dazu gehören u.a. Darmkrebs, Diabetes, Herzinfarkt und Arthrose. Für Heranwachsende wiegen die überflüssigen Pfunde mindestens ebenso schwer. Sie haben im Vergleich zu normalgewichtigen Altersgenoss*innen ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Atemwegserkrankungen sowie vermehrt orthopädische Probleme. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur gesundheitliche Folgen sind mit dem Übergewicht verbunden. Zu dicke Kinder sind häufig Hänseleien und Spott ausgesetzt und werden gemobbt. Das schränkt ihre Lebensqualität gewaltig ein. Manche ziehen sich deshalb aus dem sozialen Leben zurück, werden depressiv und ängstlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong><strong> </strong>Übergewicht in der Kindheit wird in sehr vielen Fällen in die nächsten Lebensdekaden mitgeschleppt. 55% der Kinder, die zu dick sind, haben auch als Jugendliche Übergewicht. Und vier von fünf übergewichtigen Jugendlichen sind auch als Erwachsene zu dick. </p><p class="bodytext"><strong>Was macht Kinder dick? </strong></p><p class="bodytext">Übergewicht und Adipositas entstehen, wenn dem Körper mehr Energie zugeführt wird als er für seine Grundfunktionen und Aktivität benötigt. Die überschüssige Energie legt der Körper in Fettdepots an. </p><p class="bodytext">In den allermeisten Fällen sind Kinder zu dick, weil sie zu viel essen. Das klingt zunächst einfach. Doch wie es dazu kommt, ist äußerst komplex und wird durch viele Faktoren beeinflusst. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Erlernte Fehlernährung. </strong>Eltern geben ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Kinder weiter. Belohnungsrituale mit Süßigkeiten und häufige Zwischenmahlzeiten führen ebenso zu einer vermehrten Kalorienaufnahme wie generell ungesunde Kost mit viel Fett, Fleisch und Kohlenhydraten. Auch das Essverhalten wird erlernt: Dazu gehört z.B., im Stehen oder vor dem Fernseher zu essen. </li><li><strong>Ungünstiger Lebensstil.</strong> Neben dem Zuviel an zugeführten Kalorien wirkt sich das Zuwenig an Energieverbrauch auf das Körpergewicht aus. Kinder bewegen sich im digitalen Zeitalter deutlich weniger als früher. Nur 49% der Jungen und 43% der Mädchen erreichen die von der WHO empfohlenen Bewegungsziele – und das sind sogar nur 60 Minuten/Tag mäßig bis anstrengende körperliche Aktivität. </li><li><strong>Psychische Faktoren. </strong>Oft fangen Kinder bei psychischen Problemen an, mehr zu essen. Auslöser können z.B. Verlusterlebnisse wie die Scheidung der Eltern sein. Aber auch Einsamkeit, andauernde Belastungssituationen oder Mobbing in der Schule können zu übermäßigem Essen führen. Essen dient dann dem Frustabbau oder dazu, sich etwas Gutes zu tun. Manchmal hilft es den Betroffenen auch, Ängste oder depressive Gedanken zu verdrängen.</li><li><strong>Gene. </strong>Die Zwillingsforschung hat ergeben, dass das kindliche Gewicht von den geerbten Genen beeinflusst wird. Bei etwa 80% der zu dicken Kinder ist ein Elternteil übergewichtig, bei 30% sind es Vater und Mutter. Im Fall der Adipositas ist es noch eindeutiger, dass sie eine familiäre Erkrankung ist: Sind beide Eltern adipös, verfünffacht sich das Risiko, dass auch das Kind darunter leiden wird. Vererbt wird dabei aber nicht die Krankheit, sondern die Veranlagung dazu, also der „Nährboden“. </li></ul></p><p class="bodytext">Hinter Übergewicht und Adipositas kann auch eine körperliche Erkrankung stecken. Das ist allerdings nur bei weniger als einem von 100 Kindern der Fall. Starke Gewichtszunahme findet sich – neben jeweils anderen Symptomen – z.B. bei Schilddrüsenunterfunktion oder anderen hormonellen Störungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch bei Kindern kann es durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu einer unerwünschten Gewichtszunahme kommen. Hier ist vor allem Kortison zu nennen, aber auch Insulin oder Neuroleptika führen dazu. In der Regel bespricht die Kinderärzt*in diese Nebenwirkung bei der Verordnung des jeweiligen Medikaments. </p><p class="bodytext"><strong>Was hilft gegen das Übergewicht? </strong></p><p class="bodytext">Prinzipiell reicht es bei übergewichtigen Kindern nicht aus, sie „auf Diät zu setzen“ oder bestimmte Lebensmittel wie etwa zuckerhaltige Limonade oder Süßigkeiten vom Speiseplan zu streichen. Für eine dauerhafte Gewichtsabnahme ist ein umfassendes Gesamtkonzept erforderlich, in das die ganze Familie integriert wird. Es beruht auf drei Grundpfeilern:</p><p class="bodytext"><ul><li> Ernährungsumstellung auf eine optimierte Mischkost </li><li>Bewegung in Form von Sport und aktivem Lebensstil</li><li>Verhaltenstherapie zur Veränderung des Essverhaltens </li></ul></p><p class="bodytext">Die Kinder- und Jugendärzt*in beurteilt deshalb nicht nur den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Kindes. Um Eltern und Betroffene fundiert zu beraten, fragt sie auch intensiv nach den Lebensumständen, den körperlichen Aktivitäten und den Ernährungsgewohnheiten des Kindes. Neben dem Erarbeiten einer Therapiestrategie kann die Ärzt*in meist auch Anlaufstellen für eine Ernährungsberatung und Verhaltenstherapie nennen. </p><p class="bodytext"><strong>Ernährungsumstellung.</strong> Für eine Gewichtsabnahme müssen Kalorienzufuhr (also die Nahrungsmenge) und die Nahrungszusammensetzung kontrolliert werden. Übergewichtige Kinder und Erwachsene verzehren meist zuviel Fett, sowohl offen als Sahnehäubchen als auch versteckt in Soßen, Wurst oder Chips. Stattdessen sollten mehr gesunde Lebensmittel wie Gemüse, Vollkornprodukte, Fisch und Milchprodukte konsumiert werden. Wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man sie in den Alltag integriert, lernt man in speziellen Kochkursen oder bei der Ernährungsberatung. Entsprechende Kontakte vermitteln die Krankenkassen oder die Kinderärzt*in. </p><p class="bodytext"><strong>Regelmäßige Bewegung. </strong>A und O beim Abnehmen ist körperliche Bewegung. Am besten geeignet sind ausdauerfördernde und gelenkschonende Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen. Empfohlen werden etwa 90 Minuten moderate Bewegung am Tag. Sportungewohnte Kinder müssen an dieses Pensum schrittweise herangeführt werden. Kinderärzt*innen geben dazu folgende Ratschläge: </p><p class="bodytext"><ul><li>Um die Motivation zu stärken, bieten sich Gruppenveranstaltungen an. Am besten sind spezielle Sportgruppen, wobei Leistungsdruck möglichst vermieden werden sollte. </li><li>Vor allem jüngere Kinder profitieren davon, körperliche Aktivitäten zusammen mit ihren Eltern oder Geschwistern zu unternehmen. Regelmäßige Schwimmbadbesuche, Radausflüge oder gemeinsames Fußballspielen bietet sich für Familien an. Auch hier soll für alle der Spaß im Vordergrund stehen. </li><li>Für stark übergewichtige Kinder stehen in vielen Regionen entsprechende Betreuungsprogramme zur Verfügung. Adressen gibt es bei der Krankenkasse oder bei der Kinderärzt*in. Sind die Angebote kostenpflichtig, übernimmt die Krankenkasse häufig zumindest einen Teil der Gebühren. </li><li>Neben dem Sport ist es unabdingbar, die Alltagsaktivität zu steigern. Dazu gehört z.B., die Treppe statt den Aufzug zu benutzen und zur Schule zu gehen statt gefahren zu werden. Kinder sollten mindestens 12 000 Schritte am Tag erreichen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Verhaltenstherapie.</strong> In den meisten Fällen ist es erforderlich, das Essverhalten zu ändern – und zwar von der gesamten Familie. Je nach Lage können Einzel-, Gruppen oder auch eine Familientherapie hilfreich sein. Am besten bewährt hat sich die Verhaltenstherapie. Manchmal sind auch tiefenpsychologische Therapien erforderlich, um Ängste und Depressionen zu bewältigen.</p><p class="bodytext"> Da sich Kinder und Jugendliche noch im Wachstum befinden, gilt die Stabilisierung des Gewichts als erstes Therapieziel. Im weiteren Verlauf ist – je nach Alter –meist eine Gewichtsreduktion von 0,5 bis 1 kg/Woche Anschluss wünschenswert. Bereits eine geringe Änderung des BMI bessert Zucker- und Fettstoffwechsel. Weitere wichtige Therapieziele sind die Besserung der Lebensqualität des Kindes und die langfristige Förderung eines gesunden Lebensstils. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Für adipöse Kinder und Jugendliche gibt es inzwischen spezielle Trainer, Kurse und Einrichtungen. Sie sind zu finden auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft für Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA). </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente und Magenoperation </strong></p><p class="bodytext">Bei Erwachsenen mit therapieresistenter Adipositas kommen inzwischen immer häufiger GLP1-Agonisten wie Semaglutid oder Liraglutid zum Einsatz. Sie werden unter die Haut gespritzt und imitieren die Wirkung eines Hormons, das Sättigung signalisiert. Auf diese Weise nimmt der Betroffene weniger Kalorien zu sich. Mithilfe dieser sogenannten Abspeckspritzen lässt sich auch das Gewicht bei stark übergewichtigen Jugendlichen senken. </p><p class="bodytext">Liraglutid ist seit 2015 zur Behandlung übergewichtiger Jugendlicher ab zwölf Jahren zugelassen, und zwar als Ergänzung zu einer gesunden Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität. Es muss täglich injiziert werden. Das wöchentlich zu spritzende Semaglutid wurde vor Kurzem ebenfalls für Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. In Verbindung mit Lebensstiländerungen (mehr Bewegung, gesündere Ernährung) konnte es in einer Studie nach 68 Wochen bei 76% der adipösen Teenager das Gewicht um mindestens 5% senken, bei 37% sogar um mindestens 20%. Unter Placebo war dies nur bei 23% bzw. 3% der Fall. </p><p class="bodytext">Die Gewichtsabnahme wurde allerdings mit vermehrten Nebenwirkungen bezahlt. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall traten unter Semaglutid bei 62% auf, unter Placebo bei 42%. Fünf Jugendliche aus der Semaglutidgruppe entwickelten zudem Gallensteine. Eine weitere unerwünschte Wirkung trifft für alle Personen zu, die mit GLP1-Agonisten abnehmen möchten. Sobald der Wirkstoff abgesetzt wird, steigt das Hungergefühl wieder. Man isst wieder mehr und nimmt zu. Das Medikament muss also auf Lebenszeit angewendet werden – es sei denn, man ändert seinen Lebenstil – was jedoch den wenigsten gelingt.</p><p class="bodytext"> Eine weitere Option für schwere Fälle ist die Magenoperation. Sie kommt laut Leitlinien bei Kindern und Jugendlichen mit einem BMI über 50 kg/m2 in Betracht. Für Kinder mit einem BMI zwischen 35 und 49 ist sie zu erwägen, wenn </p><p class="bodytext"><ul><li>eine ernste Begleiterkrankung vorliegt (Schlaf-Apnoe-Syndrom oder Diabetes Typ 2) oder </li><li>der Ausschluss von der Ausbildung oder Arbeit droht. </li></ul></p><p class="bodytext">Als chirurgisches Verfahren wird bei Jugendlichen vor allem die Magenbypass-Operation empfohlen. Eingebettet in ein Gesamtkonzept hilft der Magenbypass dabei, das Gewicht zu reduzieren und Blutzucker und Blutfette zu verbessern. Das geschieht über zwei Mechanismen: Es wird insgesamt weniger Nahrung zugeführt. Außerdem werden die Nahrungsbestandteile schlechter vom Darm aufgenommen, d.h. vermehrt wieder ausgeschieden. Als unerwünschte Wirkungen drohen durch die Magenverkleinerung Durchfall, Blähungen und ein erhöhtes Risiko für Nierensteine. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nach einer Magenverkleinerung werden nicht nur weniger Kalorien und Fett aufgenommen, sondern auch weniger Vitamine und Mineralstoffe. Diese Stoffe müssen deshalb in Form von Nahrungsergänzungsmitteln lebenslang zugeführt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Prävention ist alles </strong></p><p class="bodytext">Eltern können eine Menge tun, damit ihre Kinder nicht übergewichtig werden. Das fängt schon in der Schwangerschaft an. Sowohl Qualität und Menge der Nahrungsmittel haben einen Einfluss auf die Stoffwechsel-Programmierung ihres Ungeborenen. Trotz intensiver Forschung auf diesem Gebiet können allerdings bisher noch keine konkreten Empfehlungen zu bestimmten Nahrungsmitteln abgeleitet werden. </p><p class="bodytext">Eine Empfehlung spricht die Leitlinie zur Adipositas im Kindesalter aber ganz klar aus: Werdende Mütter sollten versuchen, in der Schwangerschaft eine übermäßige Gewichtszunahme zu vermeiden. Denn inzwischen weiß man, dass Kinder mit einem hohen Geburtsgewicht (über 4 500 g) später häufiger adipös werden als normalgewichtige Neugeborene. </p><p class="bodytext">Ein weiterer wichtiger Faktor für eine gesunde Entwicklung des Säuglings ist das Stillen. Stillen fördert nicht nur die Bindung zwischen Mutter und Kind und schützt das Baby vor Infektionskrankheiten. Langfristig haben gestillte Kinder auch ein geringeres Risiko für Übergewicht und Adipositas. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt deshalb, Kinder – wenn möglich – die ersten sechs Lebensmonate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. </p><p class="bodytext">Die Ernährung im Kleinkind- und Kindesalter ist ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt, einer Fettleibigkeit vorzubeugen. Neben einer gesunden Kost ist auf folgende Faktoren zu achten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Geplant werden sollten drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten. In den essenfreien Zeiten sollten keine zuckerhaltigen Getränke, Milch oder Snacks angeboten werden. Ungesüßter Tee und Wasser sind immer erlaubt.</li><li>Mindestens eine Mahlzeit sollte eine Familienmahlzeit sein. Fernsehen und Smartphone sind beim Essen verboten. </li><li>Hunger- und Sättigungssignale des Kindes sollten respektiert werden. </li><li>Essen darf nicht als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Insgesamt darf nicht vergessen werden, dass Eltern eine wichtige Vorbildfunktion haben. Sind sie selbst adipös, sind es häufig auch die Nachkommen. Wer sich selbst mit Pommes und Pizza ernährt, wird Probleme haben, seine Kinder von einer gesunden Mittelmeerkost zu überzeugen. Das Gleiche gilt für Medienkonsum und Bewegung. Die beste Vorbeugung gegen kindliches Übergewicht sind Eltern, die ihr Leben nicht vor dem Fernseher verbringen, sondern regelmäßig und häufig gemeinsam mit ihren Kindern draußen aktiv sind. </p><p class="bodytext">Quellen: S3-Leitlinie Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter, Warschburger P, Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes-und Jugendalters, 2020: 1-10. </p>

<p class="bodytext"> Immer mehr Kinder leiden unter Übergewicht. Das hat nicht nur gesundheitliche Folgen. Spott und Hänseleien machen ihnen das Leben manchmal so schwer, dass sie soziale Kontakte meiden und psychische Störungen entwickeln. Eine simple Diät ist bei übergewichtigen Kindern nicht zielführend. Die Gewichtsreduktion funktioniert nur in einem Gesamtkonzept, bei dem Eltern und Familie integriert sind. </p><p class="bodytext"><strong>Was heißt zu dick bei Kindern? </strong></p><p class="bodytext">Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland sind zu dick: Schon vor Corona waren laut einer Studie des Robert Koch-Instituts gut 15% von ihnen übergewichtig, knapp 6% sogar fettleibig (adipös). Kinderärzt*innen berichten, dass dieser Anteil im Laufe der Pandemie durch Schulschließungen, eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten in der Freizeit und die vermehrte Nutzung von digitalen Medien noch angestiegen ist. Jungen und Mädchen unterscheiden sich in puncto überflüssiger Pfunde kaum voneinander. Allerdings sind Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status öfter von Übergewicht und Adipositas betroffen. </p><p class="bodytext">Bei Erwachsenen sind Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit oder Fettsucht) durch das Überschreiten bestimmter Grenzwerte des Body-Mass-Index (BMI) definiert. Ein BMI zwischen 25 und 30 kg/m2 bedeutet, dass die Person übergewichtig ist, bei einem BMI über 30 liegt eine Adipositas vor. </p><p class="bodytext">Auch bei Kindern wird zur Beurteilung von Übergewicht der BMI herangezogen. Berücksichtigt werden dabei geschlechtsspezifische, nach Alter sortierte Wachstumskurven (sog. BMI-Alterperzentilen). Liegt ein Kind mit seinem BMI über der 90-Perzentile in der Wachstumskurve, hat es Übergewicht. 90-Perzentile bedeutet, dass 90 Prozent der gleichgeschlechtlichen und gleichaltrigen Kinder weniger wiegen). Für eine Adipositas muss der BMI zwischen der 97er- und der 99,5er Perzentilen liegen, für eine extreme Adipositas über 99,5. </p><p class="bodytext">Beim Verdacht auf Übergewicht ist die Kinderärzt*in die erste Anlaufstelle, um den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Kindes objektiv zu beurteilen. In der Arztpraxis wird dazu neben der Berechnung des BMI häufig auch die Hautfaltendicke herangezogen. Manchmal kommt auch die Bioimpedanzanalyse zum Einsatz. Mit dieser Methode kann man die Körperzusammensetzung messen, d.h. den Fett-, Muskel- und Wasseranteil. Der Besuch bei der Kinder- und Jugendärzt*in ist aber nicht nur für eine objektive Beurteilung wichtig. Er dient auch dazu, den sehr seltenen Fall einer körperlichen Erkrankung als Ursache auszuschließen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft bei der ersten Einschätzung, ob das eigene Kind vielleicht zu dick ist. Dort findet man nicht nur einen alters- und geschlechtsspezifischen BMI-Rechner, sondern auch die entsprechenden BMI-Wachstumskurven. </p><p class="bodytext"><strong>Gesundheitsrisiko Speck </strong></p><p class="bodytext">Übergewicht und Adipositas begünstigen im Erwachsenenalter viele Erkrankungen. Dazu gehören u.a. Darmkrebs, Diabetes, Herzinfarkt und Arthrose. Für Heranwachsende wiegen die überflüssigen Pfunde mindestens ebenso schwer. Sie haben im Vergleich zu normalgewichtigen Altersgenoss*innen ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Atemwegserkrankungen sowie vermehrt orthopädische Probleme. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur gesundheitliche Folgen sind mit dem Übergewicht verbunden. Zu dicke Kinder sind häufig Hänseleien und Spott ausgesetzt und werden gemobbt. Das schränkt ihre Lebensqualität gewaltig ein. Manche ziehen sich deshalb aus dem sozialen Leben zurück, werden depressiv und ängstlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong><strong> </strong>Übergewicht in der Kindheit wird in sehr vielen Fällen in die nächsten Lebensdekaden mitgeschleppt. 55% der Kinder, die zu dick sind, haben auch als Jugendliche Übergewicht. Und vier von fünf übergewichtigen Jugendlichen sind auch als Erwachsene zu dick. </p><p class="bodytext"><strong>Was macht Kinder dick? </strong></p><p class="bodytext">Übergewicht und Adipositas entstehen, wenn dem Körper mehr Energie zugeführt wird als er für seine Grundfunktionen und Aktivität benötigt. Die überschüssige Energie legt der Körper in Fettdepots an. </p><p class="bodytext">In den allermeisten Fällen sind Kinder zu dick, weil sie zu viel essen. Das klingt zunächst einfach. Doch wie es dazu kommt, ist äußerst komplex und wird durch viele Faktoren beeinflusst. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Erlernte Fehlernährung. </strong>Eltern geben ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Kinder weiter. Belohnungsrituale mit Süßigkeiten und häufige Zwischenmahlzeiten führen ebenso zu einer vermehrten Kalorienaufnahme wie generell ungesunde Kost mit viel Fett, Fleisch und Kohlenhydraten. Auch das Essverhalten wird erlernt: Dazu gehört z.B., im Stehen oder vor dem Fernseher zu essen. </li><li><strong>Ungünstiger Lebensstil.</strong> Neben dem Zuviel an zugeführten Kalorien wirkt sich das Zuwenig an Energieverbrauch auf das Körpergewicht aus. Kinder bewegen sich im digitalen Zeitalter deutlich weniger als früher. Nur 49% der Jungen und 43% der Mädchen erreichen die von der WHO empfohlenen Bewegungsziele – und das sind sogar nur 60 Minuten/Tag mäßig bis anstrengende körperliche Aktivität. </li><li><strong>Psychische Faktoren. </strong>Oft fangen Kinder bei psychischen Problemen an, mehr zu essen. Auslöser können z.B. Verlusterlebnisse wie die Scheidung der Eltern sein. Aber auch Einsamkeit, andauernde Belastungssituationen oder Mobbing in der Schule können zu übermäßigem Essen führen. Essen dient dann dem Frustabbau oder dazu, sich etwas Gutes zu tun. Manchmal hilft es den Betroffenen auch, Ängste oder depressive Gedanken zu verdrängen.</li><li><strong>Gene. </strong>Die Zwillingsforschung hat ergeben, dass das kindliche Gewicht von den geerbten Genen beeinflusst wird. Bei etwa 80% der zu dicken Kinder ist ein Elternteil übergewichtig, bei 30% sind es Vater und Mutter. Im Fall der Adipositas ist es noch eindeutiger, dass sie eine familiäre Erkrankung ist: Sind beide Eltern adipös, verfünffacht sich das Risiko, dass auch das Kind darunter leiden wird. Vererbt wird dabei aber nicht die Krankheit, sondern die Veranlagung dazu, also der „Nährboden“. </li></ul></p><p class="bodytext">Hinter Übergewicht und Adipositas kann auch eine körperliche Erkrankung stecken. Das ist allerdings nur bei weniger als einem von 100 Kindern der Fall. Starke Gewichtszunahme findet sich – neben jeweils anderen Symptomen – z.B. bei Schilddrüsenunterfunktion oder anderen hormonellen Störungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch bei Kindern kann es durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu einer unerwünschten Gewichtszunahme kommen. Hier ist vor allem Kortison zu nennen, aber auch Insulin oder Neuroleptika führen dazu. In der Regel bespricht die Kinderärzt*in diese Nebenwirkung bei der Verordnung des jeweiligen Medikaments. </p><p class="bodytext"><strong>Was hilft gegen das Übergewicht? </strong></p><p class="bodytext">Prinzipiell reicht es bei übergewichtigen Kindern nicht aus, sie „auf Diät zu setzen“ oder bestimmte Lebensmittel wie etwa zuckerhaltige Limonade oder Süßigkeiten vom Speiseplan zu streichen. Für eine dauerhafte Gewichtsabnahme ist ein umfassendes Gesamtkonzept erforderlich, in das die ganze Familie integriert wird. Es beruht auf drei Grundpfeilern:</p><p class="bodytext"><ul><li> Ernährungsumstellung auf eine optimierte Mischkost </li><li>Bewegung in Form von Sport und aktivem Lebensstil</li><li>Verhaltenstherapie zur Veränderung des Essverhaltens </li></ul></p><p class="bodytext">Die Kinder- und Jugendärzt*in beurteilt deshalb nicht nur den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Kindes. Um Eltern und Betroffene fundiert zu beraten, fragt sie auch intensiv nach den Lebensumständen, den körperlichen Aktivitäten und den Ernährungsgewohnheiten des Kindes. Neben dem Erarbeiten einer Therapiestrategie kann die Ärzt*in meist auch Anlaufstellen für eine Ernährungsberatung und Verhaltenstherapie nennen. </p><p class="bodytext"><strong>Ernährungsumstellung.</strong> Für eine Gewichtsabnahme müssen Kalorienzufuhr (also die Nahrungsmenge) und die Nahrungszusammensetzung kontrolliert werden. Übergewichtige Kinder und Erwachsene verzehren meist zuviel Fett, sowohl offen als Sahnehäubchen als auch versteckt in Soßen, Wurst oder Chips. Stattdessen sollten mehr gesunde Lebensmittel wie Gemüse, Vollkornprodukte, Fisch und Milchprodukte konsumiert werden. Wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man sie in den Alltag integriert, lernt man in speziellen Kochkursen oder bei der Ernährungsberatung. Entsprechende Kontakte vermitteln die Krankenkassen oder die Kinderärzt*in. </p><p class="bodytext"><strong>Regelmäßige Bewegung. </strong>A und O beim Abnehmen ist körperliche Bewegung. Am besten geeignet sind ausdauerfördernde und gelenkschonende Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen. Empfohlen werden etwa 90 Minuten moderate Bewegung am Tag. Sportungewohnte Kinder müssen an dieses Pensum schrittweise herangeführt werden. Kinderärzt*innen geben dazu folgende Ratschläge: </p><p class="bodytext"><ul><li>Um die Motivation zu stärken, bieten sich Gruppenveranstaltungen an. Am besten sind spezielle Sportgruppen, wobei Leistungsdruck möglichst vermieden werden sollte. </li><li>Vor allem jüngere Kinder profitieren davon, körperliche Aktivitäten zusammen mit ihren Eltern oder Geschwistern zu unternehmen. Regelmäßige Schwimmbadbesuche, Radausflüge oder gemeinsames Fußballspielen bietet sich für Familien an. Auch hier soll für alle der Spaß im Vordergrund stehen. </li><li>Für stark übergewichtige Kinder stehen in vielen Regionen entsprechende Betreuungsprogramme zur Verfügung. Adressen gibt es bei der Krankenkasse oder bei der Kinderärzt*in. Sind die Angebote kostenpflichtig, übernimmt die Krankenkasse häufig zumindest einen Teil der Gebühren. </li><li>Neben dem Sport ist es unabdingbar, die Alltagsaktivität zu steigern. Dazu gehört z.B., die Treppe statt den Aufzug zu benutzen und zur Schule zu gehen statt gefahren zu werden. Kinder sollten mindestens 12 000 Schritte am Tag erreichen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Verhaltenstherapie.</strong> In den meisten Fällen ist es erforderlich, das Essverhalten zu ändern – und zwar von der gesamten Familie. Je nach Lage können Einzel-, Gruppen oder auch eine Familientherapie hilfreich sein. Am besten bewährt hat sich die Verhaltenstherapie. Manchmal sind auch tiefenpsychologische Therapien erforderlich, um Ängste und Depressionen zu bewältigen.</p><p class="bodytext"> Da sich Kinder und Jugendliche noch im Wachstum befinden, gilt die Stabilisierung des Gewichts als erstes Therapieziel. Im weiteren Verlauf ist – je nach Alter –meist eine Gewichtsreduktion von 0,5 bis 1 kg/Woche Anschluss wünschenswert. Bereits eine geringe Änderung des BMI bessert Zucker- und Fettstoffwechsel. Weitere wichtige Therapieziele sind die Besserung der Lebensqualität des Kindes und die langfristige Förderung eines gesunden Lebensstils. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Für adipöse Kinder und Jugendliche gibt es inzwischen spezielle Trainer, Kurse und Einrichtungen. Sie sind zu finden auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft für Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA). </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente und Magenoperation </strong></p><p class="bodytext">Bei Erwachsenen mit therapieresistenter Adipositas kommen inzwischen immer häufiger GLP1-Agonisten wie Semaglutid oder Liraglutid zum Einsatz. Sie werden unter die Haut gespritzt und imitieren die Wirkung eines Hormons, das Sättigung signalisiert. Auf diese Weise nimmt der Betroffene weniger Kalorien zu sich. Mithilfe dieser sogenannten Abspeckspritzen lässt sich auch das Gewicht bei stark übergewichtigen Jugendlichen senken. </p><p class="bodytext">Liraglutid ist seit 2015 zur Behandlung übergewichtiger Jugendlicher ab zwölf Jahren zugelassen, und zwar als Ergänzung zu einer gesunden Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität. Es muss täglich injiziert werden. Das wöchentlich zu spritzende Semaglutid wurde vor Kurzem ebenfalls für Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. In Verbindung mit Lebensstiländerungen (mehr Bewegung, gesündere Ernährung) konnte es in einer Studie nach 68 Wochen bei 76% der adipösen Teenager das Gewicht um mindestens 5% senken, bei 37% sogar um mindestens 20%. Unter Placebo war dies nur bei 23% bzw. 3% der Fall. </p><p class="bodytext">Die Gewichtsabnahme wurde allerdings mit vermehrten Nebenwirkungen bezahlt. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall traten unter Semaglutid bei 62% auf, unter Placebo bei 42%. Fünf Jugendliche aus der Semaglutidgruppe entwickelten zudem Gallensteine. Eine weitere unerwünschte Wirkung trifft für alle Personen zu, die mit GLP1-Agonisten abnehmen möchten. Sobald der Wirkstoff abgesetzt wird, steigt das Hungergefühl wieder. Man isst wieder mehr und nimmt zu. Das Medikament muss also auf Lebenszeit angewendet werden – es sei denn, man ändert seinen Lebenstil – was jedoch den wenigsten gelingt.</p><p class="bodytext"> Eine weitere Option für schwere Fälle ist die Magenoperation. Sie kommt laut Leitlinien bei Kindern und Jugendlichen mit einem BMI über 50 kg/m2 in Betracht. Für Kinder mit einem BMI zwischen 35 und 49 ist sie zu erwägen, wenn </p><p class="bodytext"><ul><li>eine ernste Begleiterkrankung vorliegt (Schlaf-Apnoe-Syndrom oder Diabetes Typ 2) oder </li><li>der Ausschluss von der Ausbildung oder Arbeit droht. </li></ul></p><p class="bodytext">Als chirurgisches Verfahren wird bei Jugendlichen vor allem die Magenbypass-Operation empfohlen. Eingebettet in ein Gesamtkonzept hilft der Magenbypass dabei, das Gewicht zu reduzieren und Blutzucker und Blutfette zu verbessern. Das geschieht über zwei Mechanismen: Es wird insgesamt weniger Nahrung zugeführt. Außerdem werden die Nahrungsbestandteile schlechter vom Darm aufgenommen, d.h. vermehrt wieder ausgeschieden. Als unerwünschte Wirkungen drohen durch die Magenverkleinerung Durchfall, Blähungen und ein erhöhtes Risiko für Nierensteine. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nach einer Magenverkleinerung werden nicht nur weniger Kalorien und Fett aufgenommen, sondern auch weniger Vitamine und Mineralstoffe. Diese Stoffe müssen deshalb in Form von Nahrungsergänzungsmitteln lebenslang zugeführt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Prävention ist alles </strong></p><p class="bodytext">Eltern können eine Menge tun, damit ihre Kinder nicht übergewichtig werden. Das fängt schon in der Schwangerschaft an. Sowohl Qualität und Menge der Nahrungsmittel haben einen Einfluss auf die Stoffwechsel-Programmierung ihres Ungeborenen. Trotz intensiver Forschung auf diesem Gebiet können allerdings bisher noch keine konkreten Empfehlungen zu bestimmten Nahrungsmitteln abgeleitet werden. </p><p class="bodytext">Eine Empfehlung spricht die Leitlinie zur Adipositas im Kindesalter aber ganz klar aus: Werdende Mütter sollten versuchen, in der Schwangerschaft eine übermäßige Gewichtszunahme zu vermeiden. Denn inzwischen weiß man, dass Kinder mit einem hohen Geburtsgewicht (über 4 500 g) später häufiger adipös werden als normalgewichtige Neugeborene. </p><p class="bodytext">Ein weiterer wichtiger Faktor für eine gesunde Entwicklung des Säuglings ist das Stillen. Stillen fördert nicht nur die Bindung zwischen Mutter und Kind und schützt das Baby vor Infektionskrankheiten. Langfristig haben gestillte Kinder auch ein geringeres Risiko für Übergewicht und Adipositas. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt deshalb, Kinder – wenn möglich – die ersten sechs Lebensmonate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. </p><p class="bodytext">Die Ernährung im Kleinkind- und Kindesalter ist ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt, einer Fettleibigkeit vorzubeugen. Neben einer gesunden Kost ist auf folgende Faktoren zu achten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Geplant werden sollten drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten. In den essenfreien Zeiten sollten keine zuckerhaltigen Getränke, Milch oder Snacks angeboten werden. Ungesüßter Tee und Wasser sind immer erlaubt.</li><li>Mindestens eine Mahlzeit sollte eine Familienmahlzeit sein. Fernsehen und Smartphone sind beim Essen verboten. </li><li>Hunger- und Sättigungssignale des Kindes sollten respektiert werden. </li><li>Essen darf nicht als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Insgesamt darf nicht vergessen werden, dass Eltern eine wichtige Vorbildfunktion haben. Sind sie selbst adipös, sind es häufig auch die Nachkommen. Wer sich selbst mit Pommes und Pizza ernährt, wird Probleme haben, seine Kinder von einer gesunden Mittelmeerkost zu überzeugen. Das Gleiche gilt für Medienkonsum und Bewegung. Die beste Vorbeugung gegen kindliches Übergewicht sind Eltern, die ihr Leben nicht vor dem Fernseher verbringen, sondern regelmäßig und häufig gemeinsam mit ihren Kindern draußen aktiv sind. </p><p class="bodytext">Quellen: S3-Leitlinie Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter, Warschburger P, Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes-und Jugendalters, 2020: 1-10. </p>

<p class="bodytext">In der Erkältungszeit machen Husten, Schnupfen und Heiserkeit vor kaum jemandem halt. Zum Glück muss man nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen: Pflanzentherapeutika und Hausmittel können beim grippalen Infekt die Beschwerden gut lindern. </p><p class="bodytext"><strong>Grippaler Infekt oder Grippe? </strong></p><p class="bodytext">In Herbst und Winter leiden Millionen von Deutschen an akuten Atemwegserkrankungen. Ein Teil davon geht mittlerweile auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurück. Das Robert Koch-Institut schätzt allerdings, dass der Löwenanteil an Erkältungen von Influenzaviren, Rhinoviren und respiratorischen Synzytialviren (RSV) verursacht wird. </p><p class="bodytext">Der typische „grippale Infekt“ beginnt mit Halsschmerzen und Schnupfen, oft schmerzen auch Kopf und Glieder. Es kommt zu Husten mit zunehmendem Auswurf, die ganze Sache dauert etwa eineinhalb Wochen. Dahinter stecken insbesondere Rhinoviren oder RSV. Eine Erkältung oder ein grippaler Infekt lässt sich recht gut in Eigenregie mit Hausmitteln oder Hilfe aus der Apotheke behandeln. </p><p class="bodytext">Die echte Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst. Dabei entwickelt sich meist schnell hohes Fieber und Reizhusten, die Lymphknoten schwellen an und die Betroffenen fühlen sich sehr krank. Zu ganz ähnlichen Beschwerden kommt es auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2 und bakteriellen Infektionen. In all diesen Fällen ist es wichtig, die Ärzt*in aufzusuchen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Alte Menschen, Immungeschwächte und Schwangere sollten sich bei einer starken Erkältung nicht selbst therapieren. Um Komplikationen zu vermeiden, ist es besser, frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. </p><p class="bodytext"><strong>Immunsystem stärken </strong></p><p class="bodytext">Beim grippalen Infekt möchten viele Patient*innen ihr Immunsystem mit Pflanzenmedizin unterstützen. Angeboten werden dafür vor allem Pelargonium sidoides, Echinacea und Kapuzinerkresse plus Meerrettich. </p><p class="bodytext"><strong>Pelargonium-sidoides-Extrakt</strong> (z B. in Umckaloabo<sup>®</sup> oder Pelargonium-ratiopharm<sup>®</sup> Bronchialtropfen) ist ein besonders gut untersuchtes pflanzliches Heilmittel. Eine vor wenigen Jahren veröffentlichte Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass der Extrakt grippale Beschwerden lindert - die Patient*innen hören z.B. früher auf zu husten. Auch die allgemeineErkrankungsdauer soll sich um einige Tage verkürzen. Allerdings gibt es Hinweise, dass Pelargonium sidoides die Leber schädigen könnte. Leberkranke dürfen den Extrakt deshalb nicht einnehmen. Im Zweifel fragt man dazu seine Ärzt*in. </p><p class="bodytext">Der Extrakt aus dem <strong>Purpur-Sonnenhut</strong> (<strong>Echinacea purpurea</strong>, z.B. in Esberitox<sup>®</sup>) soll Erkältungen vorbeugen sowie entsprechende Beschwerden lindern. Die Studienergebnisse dazu sind allerdings widersprüchlich. Am ehesten scheint der Sonnenhut bei frühzeitiger Einnahme zu wirken. </p><p class="bodytext">Ebenfalls eingesetzt werden Extrakte aus <strong>Kapuzinerkresse und Meerrettich</strong> (z.B. Angocin<sup>®</sup>). Sie wirken eher vorbeugend: In einer Untersuchung erkrankten Teilnehmende, die den Extrakt einnahmen, seltener an Atemwegsinfektionen. Wurden sie dennoch davon erwischt, hatte der Extrakt keinen Einfluss auf Dauer und Schwere der Erkrankung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Am besten kauft man diese Extrakte in einer Apotheke. Dort kann man sicher sein, ein geprüftes Präparat zu erhalten. Zudem bekommt man eine ausführliche Beratung. </p><p class="bodytext"><strong>Allgemeine Maßnahmen sind die Basis </strong></p><p class="bodytext">Neben pflanzlicher Unterstützung helfen bei einer Erkältung vor allem auch allgemeine Maßnahmen. Wenn das Immunsystem gegen Erreger kämpft, ist es gut, sich zu schonen und dem Körper Ruhe zu gönnen. Bei leichtem Fieber helfen zudem kühle Wadenwickel. Im frühen Stadium einer Erkältung sind warme Fußbäder angenehm. Außerdem sollte man auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit achten, damit die Schleimhäute feucht bleiben und Krankheiterreger gut abtransportieren werden können. Besteht kein Fieber, sind Erkältungsbäder mit Extrakten aus Rosmarin und Eukalyptus für viele eine Wohltat. Bei Fieber sollte man auf warme Bäder besser verzichten, um den Kreislauf nicht zu belasten. </p><p class="bodytext">Für die Abwehr von Erregern braucht das Immunsystem sehr viel Energie. Auch wenn man sich schwach fühlt, sollte man ausreichend Kalorien zu sich nehmen. Um das Verdauungssystem nicht zu belasten, bietet sich leichte Kost an. Immer empfehlenswert ist die Gemüsebrühe, ansonsten gilt Tee als&nbsp; ideal. Beides ersetzt auch die Flüssigkeit, die durch Schwitzen und vermehrte Nasensekrete verloren geht. </p><p class="bodytext">Manche schwören bei den ersten Anzeichen einer Erkältung auch auf eine Schwitzkur. Sie soll dafür sorgen, dass die Erreger möglichst schnell wieder ausgeschieden werden. Das funktioniert so:</p><p class="bodytext"><ul><li>Bequemen Jogginganzug anziehen, Mütze aufsetzen. </li><li>Gemütlich auf einem Sessel Platz nehmen und die Füße in ein warmes Fußbad stellen. </li><li>Währenddessen einen Schwitzkur-Tee trinken. Das Rezept dafür lautet: Jeweils 30 g Holunder- und Lindenblüten, 20 g Mädesüßblüten und 20 g Hagebuttenfrüchte mischen. Einen Esslöffel davon mit 150 ml heißem Wasser übergießen, ziehen lassen und trinken. Drei- bis viermal täglich wiederholen. </li><li>Füße abtrocknen, schweißnasse Kleidung wechseln, ins Bett legen und schlafen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vorsicht, eine Schwitzkur belastet den Kreislauf stark. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten deshalb lieber darauf verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Halsschmerzen lindern </strong></p><p class="bodytext">Erkältungskrankheiten und grippale Effekte beginnen fast immer mit Halsschmerzen. Schon einfache Lutschbonbons (bitte ohne Zucker!) lindern die Qual, weil sie die Speichelproduktion anregen. Nachgewiesenermaßen schmerzstillend wirken Salbei und Thymian. Sie gibt es in der Apotheke als Lutschbonbons und als Spray. Ebenfalls hilfreich für gestresste Rachen sind Primelwurzeln (z.B. in Ipalat<sup>®</sup>), Spitzwegerich (z.B. in Tetesept<sup>®</sup> Reizhusten &amp; Hals Lutschtabletten) und isländisches Moos (z.B. in Isla Moos<sup>®</sup>, Neoangin Junior® und Aspecton<sup>®</sup>).</p><p class="bodytext"> Eine Alternative zu Bonbons und Spray ist Tee. Dazu übergießt man einen Esslöffel getrocknete Salbeiblätter mit kochendem Wasser. Den Sud zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen, danach durch ein Sieb gießen und einmal pro Stunde damit gurgeln. </p><p class="bodytext">Nicht pflanzlich, aber ebenfalls natürlich ist außerdem der Quarkwickel. Dafür streicht man etwa 250 g zimmerwarmen Quark auf ein Leinentuch auf und legt dies abends mit der Quarkseite auf den Hals. Darüber kommt ein trockenes Tuch. Der Wickel bleibt über Nacht liegen und wird morgens abgenommen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Am besten ist es, Tee und Lutschbonbons zu kombinieren. So wird der Schmerz im Hals gemildert und der Körper erhält ausreichend Flüssigkeit. </p><p class="bodytext"><strong>Nase frei ist oberstes Gebot </strong></p><p class="bodytext">Neun von zehn Betroffenen mit grippalem Infekt leiden unter Schnupfen mit Niesreiz, Naselaufen und verstopfter Nase. Bei starker Ausprägung sind nicht-pflanzliche abschwellende Nasensprays aus der Apotheke die wichtigste Maßnahme, damit das Sekret abläuft und sich die ganze Sache nicht zu einer schweren Nebenhöhlenentzündung auswächst. Damit die Nasenschleimhaut nicht leidet, dürfen abschwellende Nasentropfen nur wenige Tage lang angewendet werden. </p><p class="bodytext">Pflanzenmedizin kann bei der Befreiung der Nase durchaus unterstützend wirken. So soll ein Extrakt aus Ampfer, gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume (z.B. BNO1016 in Sinupret<sup>®</sup>) die Dauer einer Rhinosinusitis (das ist die Infektion von Nasenhöhle und Nasennebenhöhle) um vier Tage reduzieren. Auch Eukalyptus-Extrakte (z.B. in Gelomyrtol forte<sup>®</sup> oder Soledum<sup>®</sup>) sind hilfreich. Sie beschleunigten bei Patient*innen mit Rhinosinusitis, die Antibiotika bekamen, die Linderung der Beschwerden und die Heilung. </p><p class="bodytext">Direkt in Nase und Nebenhöhlen wirken Inhalationen mit Wasserdampf. Dazu füllt man heißes Wasser in eine Schüssel, beugt den Kopf darüber und atmet die Dämpfe ein. Noch einfacher geht es mit speziellen, in der Apotheke erhältlichen Inhaliergefäßen. Je nach Vorliebe fügt man dem heißen Wasser Kamillenblüten oder ätherische Öle aus Pfefferminze, Eukalyptus oder Latschenkiefer hinzu. Vorsicht geboten ist bei Asthma oder Keuchhusten. In diesen Fällen kann es durch das Inhalieren ätherischer Öle zu Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur und Atemnot kommen. </p><p class="bodytext">Etwas unangenehm, aber wirksam sind zudem Nasenspülungen mit Kochsalzlösung. Dazu verwendet man entweder eine professionelle Nasendusche. Oder man zieht die Lösung durch die Nase und spuckt sie durch den Mund wieder aus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Nasennebenhöhlenentzündungen können sich auch in das Gehirn ausbreiten. Wichtige Alarmsignale dafür sind starke Kopfschmerzen, Veränderungen beim Sehen und eine Lidschwellung. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Husten eins husten </strong></p><p class="bodytext">Im Verlauf eines grippalen Infekts kommt es eher spät zu Husten. Meist handelt es sich zunächst um trockenen Reizhusten, Auswurf entwickelt sich erst im Verlauf. Gegen trockenen Husten hilft folgende Teerezeptur:</p><p class="bodytext"><ul><li>15 g Anisfrüchte, 25 g Süßholzwurzel, 25 g Eibischwurzel und 35 g Eibischblätter vermischen,</li><li>zwei Esslöffel der Teemischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, </li><li>10 bis 15 Minuten ziehen lassen und abseihen. </li><li>3 – 4 Mal täglich eine Tasse davon trinken. </li></ul></p><p class="bodytext">Außerdem empfohlen werden bei Reizhusten schleimhaltige pflanzliche Arzneimittel zum Lutschen. Dazu gehören Spitzwegerich in Broncho-Sern<sup>®</sup>, Eibisch in Silomat<sup>®</sup> oder die Königskerze (z. B. Antall<sup>®</sup>). Beim produktiven Husten unterstützen Pflanzentherapeutika das Lösen der Sekrete. Eingesetzt werden vor allem Eukalyptus (z.B. in Gelomyrtol forte<sup>®</sup>), Primel (z.B. in Bronchicum<sup>®</sup>) oder Myrte (z.B. Myrtol<sup>®</sup>).</p><p class="bodytext">Efeublätter-Trockenextrakte wie Prospan<sup>®</sup> lösen und lindern Husten ebenfalls. Ihre Wirkung ist allerdings gering, wie eine Metaanalyse ergab. Dafür hat Efeu eine leichte bronchospasmolytische Wirkung, d.h. es entspannt die Atemwege. Dieser Effekt ist bei Patient*innen mit begleitendem Asthma oder einer chronisch-obstruktiven Pulmonalerkrankung (COPD) günstig. </p><p class="bodytext">Hildegard von Bingen schwörte übrigens bei Keuchhusten auf echten Thymian als Hustenstiller. Tatsächlich konnte Thymian in Kombination mit Efeu-Extrakt in einer kontrollierten Studie die Häufigkeit und Dauer von Husten bei Bronchitis lindern. Hinweis: Husten, der länger als acht bis zehn Tage anhält, sollte ärztlich abgeklärt werden. Denn dahinter könnte auch ein Asthma, eine Herzschwäche oder die Nebenwirkung einer Medikamententherapie stecken. </p><p class="bodytext">Quelle: Penzel M, DAZ 2022; 50:1-15, Beer AM, MMW 2016:21-22:158 </p>

<p class="bodytext">In der Erkältungszeit machen Husten, Schnupfen und Heiserkeit vor kaum jemandem halt. Zum Glück muss man nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen: Pflanzentherapeutika und Hausmittel können beim grippalen Infekt die Beschwerden gut lindern. </p><p class="bodytext"><strong>Grippaler Infekt oder Grippe? </strong></p><p class="bodytext">In Herbst und Winter leiden Millionen von Deutschen an akuten Atemwegserkrankungen. Ein Teil davon geht mittlerweile auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurück. Das Robert Koch-Institut schätzt allerdings, dass der Löwenanteil an Erkältungen von Influenzaviren, Rhinoviren und respiratorischen Synzytialviren (RSV) verursacht wird. </p><p class="bodytext">Der typische „grippale Infekt“ beginnt mit Halsschmerzen und Schnupfen, oft schmerzen auch Kopf und Glieder. Es kommt zu Husten mit zunehmendem Auswurf, die ganze Sache dauert etwa eineinhalb Wochen. Dahinter stecken insbesondere Rhinoviren oder RSV. Eine Erkältung oder ein grippaler Infekt lässt sich recht gut in Eigenregie mit Hausmitteln oder Hilfe aus der Apotheke behandeln. </p><p class="bodytext">Die echte Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst. Dabei entwickelt sich meist schnell hohes Fieber und Reizhusten, die Lymphknoten schwellen an und die Betroffenen fühlen sich sehr krank. Zu ganz ähnlichen Beschwerden kommt es auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2 und bakteriellen Infektionen. In all diesen Fällen ist es wichtig, die Ärzt*in aufzusuchen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Alte Menschen, Immungeschwächte und Schwangere sollten sich bei einer starken Erkältung nicht selbst therapieren. Um Komplikationen zu vermeiden, ist es besser, frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. </p><p class="bodytext"><strong>Immunsystem stärken </strong></p><p class="bodytext">Beim grippalen Infekt möchten viele Patient*innen ihr Immunsystem mit Pflanzenmedizin unterstützen. Angeboten werden dafür vor allem Pelargonium sidoides, Echinacea und Kapuzinerkresse plus Meerrettich. </p><p class="bodytext"><strong>Pelargonium-sidoides-Extrakt</strong> (z B. in Umckaloabo<sup>®</sup> oder Pelargonium-ratiopharm<sup>®</sup> Bronchialtropfen) ist ein besonders gut untersuchtes pflanzliches Heilmittel. Eine vor wenigen Jahren veröffentlichte Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass der Extrakt grippale Beschwerden lindert - die Patient*innen hören z.B. früher auf zu husten. Auch die allgemeineErkrankungsdauer soll sich um einige Tage verkürzen. Allerdings gibt es Hinweise, dass Pelargonium sidoides die Leber schädigen könnte. Leberkranke dürfen den Extrakt deshalb nicht einnehmen. Im Zweifel fragt man dazu seine Ärzt*in. </p><p class="bodytext">Der Extrakt aus dem <strong>Purpur-Sonnenhut</strong> (<strong>Echinacea purpurea</strong>, z.B. in Esberitox<sup>®</sup>) soll Erkältungen vorbeugen sowie entsprechende Beschwerden lindern. Die Studienergebnisse dazu sind allerdings widersprüchlich. Am ehesten scheint der Sonnenhut bei frühzeitiger Einnahme zu wirken. </p><p class="bodytext">Ebenfalls eingesetzt werden Extrakte aus <strong>Kapuzinerkresse und Meerrettich</strong> (z.B. Angocin<sup>®</sup>). Sie wirken eher vorbeugend: In einer Untersuchung erkrankten Teilnehmende, die den Extrakt einnahmen, seltener an Atemwegsinfektionen. Wurden sie dennoch davon erwischt, hatte der Extrakt keinen Einfluss auf Dauer und Schwere der Erkrankung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Am besten kauft man diese Extrakte in einer Apotheke. Dort kann man sicher sein, ein geprüftes Präparat zu erhalten. Zudem bekommt man eine ausführliche Beratung. </p><p class="bodytext"><strong>Allgemeine Maßnahmen sind die Basis </strong></p><p class="bodytext">Neben pflanzlicher Unterstützung helfen bei einer Erkältung vor allem auch allgemeine Maßnahmen. Wenn das Immunsystem gegen Erreger kämpft, ist es gut, sich zu schonen und dem Körper Ruhe zu gönnen. Bei leichtem Fieber helfen zudem kühle Wadenwickel. Im frühen Stadium einer Erkältung sind warme Fußbäder angenehm. Außerdem sollte man auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit achten, damit die Schleimhäute feucht bleiben und Krankheiterreger gut abtransportieren werden können. Besteht kein Fieber, sind Erkältungsbäder mit Extrakten aus Rosmarin und Eukalyptus für viele eine Wohltat. Bei Fieber sollte man auf warme Bäder besser verzichten, um den Kreislauf nicht zu belasten. </p><p class="bodytext">Für die Abwehr von Erregern braucht das Immunsystem sehr viel Energie. Auch wenn man sich schwach fühlt, sollte man ausreichend Kalorien zu sich nehmen. Um das Verdauungssystem nicht zu belasten, bietet sich leichte Kost an. Immer empfehlenswert ist die Gemüsebrühe, ansonsten gilt Tee als&nbsp; ideal. Beides ersetzt auch die Flüssigkeit, die durch Schwitzen und vermehrte Nasensekrete verloren geht. </p><p class="bodytext">Manche schwören bei den ersten Anzeichen einer Erkältung auch auf eine Schwitzkur. Sie soll dafür sorgen, dass die Erreger möglichst schnell wieder ausgeschieden werden. Das funktioniert so:</p><p class="bodytext"><ul><li>Bequemen Jogginganzug anziehen, Mütze aufsetzen. </li><li>Gemütlich auf einem Sessel Platz nehmen und die Füße in ein warmes Fußbad stellen. </li><li>Währenddessen einen Schwitzkur-Tee trinken. Das Rezept dafür lautet: Jeweils 30 g Holunder- und Lindenblüten, 20 g Mädesüßblüten und 20 g Hagebuttenfrüchte mischen. Einen Esslöffel davon mit 150 ml heißem Wasser übergießen, ziehen lassen und trinken. Drei- bis viermal täglich wiederholen. </li><li>Füße abtrocknen, schweißnasse Kleidung wechseln, ins Bett legen und schlafen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vorsicht, eine Schwitzkur belastet den Kreislauf stark. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten deshalb lieber darauf verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Halsschmerzen lindern </strong></p><p class="bodytext">Erkältungskrankheiten und grippale Effekte beginnen fast immer mit Halsschmerzen. Schon einfache Lutschbonbons (bitte ohne Zucker!) lindern die Qual, weil sie die Speichelproduktion anregen. Nachgewiesenermaßen schmerzstillend wirken Salbei und Thymian. Sie gibt es in der Apotheke als Lutschbonbons und als Spray. Ebenfalls hilfreich für gestresste Rachen sind Primelwurzeln (z.B. in Ipalat<sup>®</sup>), Spitzwegerich (z.B. in Tetesept<sup>®</sup> Reizhusten &amp; Hals Lutschtabletten) und isländisches Moos (z.B. in Isla Moos<sup>®</sup>, Neoangin Junior® und Aspecton<sup>®</sup>).</p><p class="bodytext"> Eine Alternative zu Bonbons und Spray ist Tee. Dazu übergießt man einen Esslöffel getrocknete Salbeiblätter mit kochendem Wasser. Den Sud zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen, danach durch ein Sieb gießen und einmal pro Stunde damit gurgeln. </p><p class="bodytext">Nicht pflanzlich, aber ebenfalls natürlich ist außerdem der Quarkwickel. Dafür streicht man etwa 250 g zimmerwarmen Quark auf ein Leinentuch auf und legt dies abends mit der Quarkseite auf den Hals. Darüber kommt ein trockenes Tuch. Der Wickel bleibt über Nacht liegen und wird morgens abgenommen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Am besten ist es, Tee und Lutschbonbons zu kombinieren. So wird der Schmerz im Hals gemildert und der Körper erhält ausreichend Flüssigkeit. </p><p class="bodytext"><strong>Nase frei ist oberstes Gebot </strong></p><p class="bodytext">Neun von zehn Betroffenen mit grippalem Infekt leiden unter Schnupfen mit Niesreiz, Naselaufen und verstopfter Nase. Bei starker Ausprägung sind nicht-pflanzliche abschwellende Nasensprays aus der Apotheke die wichtigste Maßnahme, damit das Sekret abläuft und sich die ganze Sache nicht zu einer schweren Nebenhöhlenentzündung auswächst. Damit die Nasenschleimhaut nicht leidet, dürfen abschwellende Nasentropfen nur wenige Tage lang angewendet werden. </p><p class="bodytext">Pflanzenmedizin kann bei der Befreiung der Nase durchaus unterstützend wirken. So soll ein Extrakt aus Ampfer, gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume (z.B. BNO1016 in Sinupret<sup>®</sup>) die Dauer einer Rhinosinusitis (das ist die Infektion von Nasenhöhle und Nasennebenhöhle) um vier Tage reduzieren. Auch Eukalyptus-Extrakte (z.B. in Gelomyrtol forte<sup>®</sup> oder Soledum<sup>®</sup>) sind hilfreich. Sie beschleunigten bei Patient*innen mit Rhinosinusitis, die Antibiotika bekamen, die Linderung der Beschwerden und die Heilung. </p><p class="bodytext">Direkt in Nase und Nebenhöhlen wirken Inhalationen mit Wasserdampf. Dazu füllt man heißes Wasser in eine Schüssel, beugt den Kopf darüber und atmet die Dämpfe ein. Noch einfacher geht es mit speziellen, in der Apotheke erhältlichen Inhaliergefäßen. Je nach Vorliebe fügt man dem heißen Wasser Kamillenblüten oder ätherische Öle aus Pfefferminze, Eukalyptus oder Latschenkiefer hinzu. Vorsicht geboten ist bei Asthma oder Keuchhusten. In diesen Fällen kann es durch das Inhalieren ätherischer Öle zu Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur und Atemnot kommen. </p><p class="bodytext">Etwas unangenehm, aber wirksam sind zudem Nasenspülungen mit Kochsalzlösung. Dazu verwendet man entweder eine professionelle Nasendusche. Oder man zieht die Lösung durch die Nase und spuckt sie durch den Mund wieder aus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Nasennebenhöhlenentzündungen können sich auch in das Gehirn ausbreiten. Wichtige Alarmsignale dafür sind starke Kopfschmerzen, Veränderungen beim Sehen und eine Lidschwellung. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Husten eins husten </strong></p><p class="bodytext">Im Verlauf eines grippalen Infekts kommt es eher spät zu Husten. Meist handelt es sich zunächst um trockenen Reizhusten, Auswurf entwickelt sich erst im Verlauf. Gegen trockenen Husten hilft folgende Teerezeptur:</p><p class="bodytext"><ul><li>15 g Anisfrüchte, 25 g Süßholzwurzel, 25 g Eibischwurzel und 35 g Eibischblätter vermischen,</li><li>zwei Esslöffel der Teemischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, </li><li>10 bis 15 Minuten ziehen lassen und abseihen. </li><li>3 – 4 Mal täglich eine Tasse davon trinken. </li></ul></p><p class="bodytext">Außerdem empfohlen werden bei Reizhusten schleimhaltige pflanzliche Arzneimittel zum Lutschen. Dazu gehören Spitzwegerich in Broncho-Sern<sup>®</sup>, Eibisch in Silomat<sup>®</sup> oder die Königskerze (z. B. Antall<sup>®</sup>). Beim produktiven Husten unterstützen Pflanzentherapeutika das Lösen der Sekrete. Eingesetzt werden vor allem Eukalyptus (z.B. in Gelomyrtol forte<sup>®</sup>), Primel (z.B. in Bronchicum<sup>®</sup>) oder Myrte (z.B. Myrtol<sup>®</sup>).</p><p class="bodytext">Efeublätter-Trockenextrakte wie Prospan<sup>®</sup> lösen und lindern Husten ebenfalls. Ihre Wirkung ist allerdings gering, wie eine Metaanalyse ergab. Dafür hat Efeu eine leichte bronchospasmolytische Wirkung, d.h. es entspannt die Atemwege. Dieser Effekt ist bei Patient*innen mit begleitendem Asthma oder einer chronisch-obstruktiven Pulmonalerkrankung (COPD) günstig. </p><p class="bodytext">Hildegard von Bingen schwörte übrigens bei Keuchhusten auf echten Thymian als Hustenstiller. Tatsächlich konnte Thymian in Kombination mit Efeu-Extrakt in einer kontrollierten Studie die Häufigkeit und Dauer von Husten bei Bronchitis lindern. Hinweis: Husten, der länger als acht bis zehn Tage anhält, sollte ärztlich abgeklärt werden. Denn dahinter könnte auch ein Asthma, eine Herzschwäche oder die Nebenwirkung einer Medikamententherapie stecken. </p><p class="bodytext">Quelle: Penzel M, DAZ 2022; 50:1-15, Beer AM, MMW 2016:21-22:158 </p>

<p class="bodytext">Zu fettig, zu trocken, zu dünn – viele Frauen und Männern hadern mit ihren Haaren. Doch für die meisten Haarprobleme gibt´s eine Lösung. Die richtige Pflege, bewährte Hausmittel und spezielle Produkte aus der Apotheke bringen fast jeden Schopf auf Vordermann. </p><p class="bodytext"><strong>Hornstrang mit Fettfilm </strong></p><p class="bodytext">Bis zu 140 000 Haare wachsen auf einem Menschenkopf. Die meisten Haare haben Blonde, die wenigsten mit ca. 85 000 Rothaarige. Jedes einzelne Haar setzt sich aus einer Haarwurzel und dem sichtbaren Haarschaft zusammen. Dieser besteht aus verhornten Zellen und wird von einem Film aus Proteinen und Fetten überzogen. Das macht gesundes Haar glänzend und geschmeidig. </p><p class="bodytext">Die eigentliche Aufgabe des Kopfhaars ist vor allem praktischer Natur: Es soll vor UV-Strahlung und Verletzungen schützen und verhindert ein zu schnelles Abkühlen des Kopfes. Daneben gilt volles und glänzendes Haar seit Jahrtausenden auch als Symbol für Gesundheit, Jugend und Kraft. Deshalb verwundert es nicht, dass sich die meisten Menschen schöne Haare wünschen. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Viele Männer und Frauen haben mit Haarproblemen zu kämpfen. Dafür gibt es eine Menge Ursachen: Oft liegt es daran, dass die Kopfhaut gestresst ist - z. B. durch zu heißes? Föhnen der Haare, durch zu viel Sonne oder ungeeignete Pflegeprodukte. </p><p class="bodytext">Manchmal sind auch Erkrankungen oder körperliche Veränderungen daran schuld, dass Haare fettig, dünn oder strohig werden. Das ist z. B. der Fall bei einer Schwangerschaft oder in der Menopause. Auch bei Schilddrüsenfunktionsstörungen verändern sich die Haare. Schließlich können auch Medikamente Einfluss auf den Haarwuchs nehmen. Dazu gehören Kortison, die Antibabypille, bestimmte blutverdünnende Wirkstoffe und manche Antidepressiva. Die ausgeprägtesten Folgen hat die Chemotherapie, weil die Haare dabei häufig komplett ausfallen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch psychischer Stress kann zu Problemen mit den Haaren führen. Das Stresshormon Cortisol hemmt beispielsweise das Haarwachstum. Außerdem setzen die den Haarfollikel umgebenden Nervenfasern bei Stress Neuropeptide frei, die entzündliche Reaktionen und Juckreiz auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Haarpflege ist eine Typenfrage</strong></p><p class="bodytext"> Für gesunde und schöne Haare ist die richtige Pflege das A und O. Sie richtet sich nach dem Haartyp, der wiederum von der Kopfhaut abhängt. Im Idealfall ist die Kopfhaut ausreichend mit Fett versorgt. Häufiger liegt veranlagungsbedingt jedoch ein Zuviel oder Zuwenig vor. Dann werden zwei zwei Haartypen unterschieden: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Seborrhoischer Haartyp</strong> (zu fettige Haare). An jeder Haarwurzel sitzt eine Talgdrüse, um das Haar mit Fett zu versorgen. Beim seborrhoischen Typ sind diese Talgdrüsen überaktiv. Die gesteigerte Talgproduktion macht Haare und Kopfhaut fettig, besonders im Bereich des Haaransatzes. </li><li><strong>Sebostatischer Haartyp</strong> (zu trockene Haare). Zu wenig aktive Talgdrüsen führen dazu, dass die Kopfhaut fettarm und trocken ist. In der Folge fehlt den Haaren der Glanz. Oft sehen sie strohig aus, es drohen Haarabbrüche und Spliss. </li></ul></p><p class="bodytext">Ein falscher Umgang mit den Haaren oder ungeeignete Pflegeprodukte können den Zustand von Kopfhaut und Haaren verschlimmern. Zum Glück ist auch das Gegenteil der Fall: Mit der richtigen Pflege lässt sich fettigen oder trockenen Haare gut entgegenwirken. </p><p class="bodytext"><strong>Mit Spezialshampoo, Babypuder oder Brennnesseltee gegen Fett </strong></p><p class="bodytext">Für die Reinigung von fettigem Haar gibt es eine Vielzahl von Shampoos. Sie enthalten meist waschaktive Tenside wie Alkylethersulfate, denen zur gezielten Pflege oft Kräuterextrakte zugesetzt werden. Diese sollen die Talgproduktion bremsen und das Nachfetten verzögern. Typische Zusätze sind Extrakte aus Eukalyptus, Brennnessel, Kamille, Minze und Zitrusfrüchten. Einige Shampoos enthalten auch Mineralien, Aktivkohle oder weiße Tonerde. Diese Substanzen nehmen überschüssiges Fett auf und senken ebenfalls die Talgproduktion. Spezielle Präparate gibt es in der Apotheke, z.B. von den Firmen Ducray und von Vichy. </p><p class="bodytext">Fettiges Haar darf man so oft waschen, wie man möchte. Der Mythos, dass häufiges Waschen die Talgproduktion anregt, ist längst überholt. Bei der Haarwäsche sollte man jedoch auf Folgendes achten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kopfhaut nicht zu grob massieren </li><li>lauwarmes Wasser nehmen </li><li>Wirkshampoo mit milden, pH-neutralen Shampoo im Wechsel anwenden </li><li>Haare möglichst an der Luft trocknen lassen </li><li>Föhnen nur mit niedrigster Stufe und reichlich Abstand zwischen Föhn und Haar. </li></ul></p><p class="bodytext">Einige Hausmittel haben sich als Spülungen oder Kuren bei fettigem Haar bewährt. Dazu gehört in erster Linie Apfelessig. Zum Herstellen einer Spülung mischt man zwei Esslöffel Apfelessig auf einen Liter Wasser. Tee entfettet Haaransatz und Kopfhaut ebenfalls. Infrage kommen dafür Kamillen-, Brennnessel- und schwarzer Tee. </p><p class="bodytext">Auch Zitrusfrüchte helfen gegen fettige Haare. Dazu mischt man den Saft zweier Zitronen mit zwei Tassen lauwarmem Wasser und massiert die Flüssigkeit vorsichtig in die Kopfhaut. Nach fünf Minuten Einwirkungszeit wird der Zitronensaft gründlich ausgespült. Empfohlen werden zudem Kuren mit Heilerde. Nach Anrühren zu einem Brei trägt man diesen für 20 Minuten auf dem Kopf auf. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wenn fettiges Haar ganz schnell auf Vordermann gebracht werden soll, bieten sich Trockenshampoos oder Babypuder an. Sie werden auf das trockene Haar gesprüht oder gepudert und saugen dort überschüssiges Fett auf. Anschließend muss man das Haar gründlich ausbürsten.</p><p class="bodytext"> <strong>Masken und sanfte Bürsten bei trockenen Haaren</strong></p><p class="bodytext">Bei trockenen Haaren ist die Bildung des schützenden Fett- und Proteinfilms gestört. Feuchtigkeitsspendende Shampoos mit Panthenol oder Glykol versorgen in diesem Fall das Haar bei der Haarwäsche mit Feuchtigkeit. Rückfettende Substanzen legen sich wie ein Schutzfilm über den trockenen Haarschaft. Auch Proteinshampoos mit Kollagen oder Elastin empfehlen sich bei trockenen Haaren. Die passende Beratung und spezielle Produkte, z.B. von Linola, Madara oder Vichy, gibt es in der Apotheke. Sind nicht nur die Haare, sondern auch die Kopfhaut zu trocken, bieten sich Produkte mit Harnstoff (Urea) an. Bei sehr strapaziertem Haar helfen auch Pflegeprodukte mit kationischen Cellulose- oder Guarderivaten. </p><p class="bodytext">Ebenso wie bei fettigem Haar sollte auch bei trockenem Haar die Haarwäsche sanft erfolgen. Als zusätzlicher Schutz beim Föhnen können Föhnlotionen verwendet werden. Wichtig sind sanfte, weiche Bürsten, sie reiben weniger an den Haaren. </p><p class="bodytext">Als Hausmittel gegen trockenes Haar kommen natürliche Fette wie Oliven- oder Arganöl zum Einsatz. Sie befeuchten und pflegen Haaransatz und Kopfhaut. Dabei reichen wenige Öltropfen aus. Nach sanftem Einmassieren soll das Öl bis zu 30 Minuten einwirken und dann gründlich ausgewaschen werden. </p><p class="bodytext">Selbstgemischte Haarmasken oder Haarkuren helfen ebenfalls gegen trockene Haare und lindern gereizte Kopfhaut: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Öl-Mischung</strong>: Einen Teelöffel Olivenöl, einen Teelöffel Honig und ein Eigelb mischen, auftragen, einwirken lassen und abwaschen. </li><li><strong>Quark</strong>: Zwei bis drei Esslöffel Quark (evtl. mit etwas Honig gemischt) in das feuchte Haar geben und nach fünf Minuten Einwirkzeit wieder auswaschen. </li><li><strong>Avocadomaske</strong>: Fruchtfleisch einer reifen Avocado zerdrücken und mit einem Teelöffel Olivenöl mischen. Brei im Haar verteilen, 30 Minuten einwirken lassen und ausspülen. Avocados sind besonders pflegend, weil sie Omega-3-Fettsäuren und Protein enthalten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Der Zustand von Kämmen und Bürsten wird bei der Haarpflege leicht vergessen. Um Haare und Kopfhaut zu schonen, sollten Zinken und Borsten abgerundet enden und keine scharfen Kanten aufweisen. Damit kein Fett und Schmutz auf dem Haar verteilt wird, müssen Kämme und Bürsten regelmäßig gereinigt werden – z. B. mit einem Shampoo. </p><p class="bodytext"><strong>Mehr Volumen für feines Haar </strong></p><p class="bodytext">An feinem, dünnen Haar stören sich viele Menschen. Oft dünnt das Haar mit dem Älterwerden aus. Manchmal steckt auch ein Vitamin- oder Nährstoffmangel dahinter. Im Zweifel sollte man dies in der Arztpraxis abklären lassen. </p><p class="bodytext">Für die Pflege von dünnem Haar gilt: Weniger ist mehr. Shampoos oder Spülungen mit zu vielen pflegenden Zusätzen lassen dünnes Haar schnell strähnig werden. Spezielle Produkte für dünnes Haar setzen stattdessen auf volumenverstärkende Proteine oder kationische Polymere. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Mit einem geeigneten Haarschnitt wirkt dünnes Haar oft voluminöser. Zudem sollte man sich die Haarspitzen regelmäßig nachschneiden lassen, um ein Ausfransen zu verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Haare von innen stärken? </strong></p><p class="bodytext">Um schönes und kräftiges Haar zu bilden brauchen Haarwurzeln zahlreiche Nährstoffe und Vitamine. Dazu gehören beispielsweise Biotin, Eisen, Kupfer, Selen, Vitamine A und D, Zink und Magnesium. Der Bedarf daran wird in der Regel durch eine ausgewogene Mischkost gedeckt. Vitamine und Mineralstoffen als Nahrungsergänzungsmittel fürs Haar einzunehmen ist meist überflüssig. </p><p class="bodytext">Manche Hersteller bieten für schönes Haar auch Präparate mit speziellen Inhaltsstoffen an. Dabei handelt es sich u.a. um Hirse, Lycopin, Taurin oder Grünteeextrakt. Ob diese Produkte die Qualität der Haare von innen verbessern, ist allerdings nicht belegt. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Eisenmangel kann zu Haarausfall führen. Wer als Vegetarier*in auf Fleisch und Geflügel verzichtet, sollte auf eine ausreichende Zufuhr über Hülsenfrüchte und grünes Blattgemüse achten.</p><p class="bodytext"> <strong>Kopfhaut unter Spannung </strong></p><p class="bodytext">In manchen Fällen bereitet die Kopfhaut mehr Probleme als die Haare. Wenn sie spannt, juckt und brennt, ist meist die Hautbarriere gestört. Ursache sind äußerliche Reize wie starke Sonne, zu heiße Kopfwäschen, das Tragen enger Mützen oder trockene Heizungsluft. </p><p class="bodytext">Mit passenden Pflegeprodukten wird die Hautbarriere gestärkt und der Juckreiz gelindert. Extra milde Shampoos gibt es ebenso wie kühlende Shampoos in der Apotheke. Letztere enthalten meist Polidocanol oder Menthol. Zusätzlich kann ein auf die Kopfhaut aufgetragenes Tonikum helfen. Entsprechende Produkte, z.B. von Dermasence oder Eucerin, sind ebenfalls in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Werden die Probleme innerhalb weniger Tage nicht besser, sollte eine Arztpraxis aufgesucht werden. Hinter spannender und juckender Kopfhaut können auch Hauterkrankungen wie die Schuppenflechte oder ein Pilzbefall stecken. </p><p class="bodytext">Quelle:&nbsp;Deutsche Apotheker Zeitung 2023; 13: 44</p>

<p class="bodytext">Zu fettig, zu trocken, zu dünn – viele Frauen und Männern hadern mit ihren Haaren. Doch für die meisten Haarprobleme gibt´s eine Lösung. Die richtige Pflege, bewährte Hausmittel und spezielle Produkte aus der Apotheke bringen fast jeden Schopf auf Vordermann. </p><p class="bodytext"><strong>Hornstrang mit Fettfilm </strong></p><p class="bodytext">Bis zu 140 000 Haare wachsen auf einem Menschenkopf. Die meisten Haare haben Blonde, die wenigsten mit ca. 85 000 Rothaarige. Jedes einzelne Haar setzt sich aus einer Haarwurzel und dem sichtbaren Haarschaft zusammen. Dieser besteht aus verhornten Zellen und wird von einem Film aus Proteinen und Fetten überzogen. Das macht gesundes Haar glänzend und geschmeidig. </p><p class="bodytext">Die eigentliche Aufgabe des Kopfhaars ist vor allem praktischer Natur: Es soll vor UV-Strahlung und Verletzungen schützen und verhindert ein zu schnelles Abkühlen des Kopfes. Daneben gilt volles und glänzendes Haar seit Jahrtausenden auch als Symbol für Gesundheit, Jugend und Kraft. Deshalb verwundert es nicht, dass sich die meisten Menschen schöne Haare wünschen. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Viele Männer und Frauen haben mit Haarproblemen zu kämpfen. Dafür gibt es eine Menge Ursachen: Oft liegt es daran, dass die Kopfhaut gestresst ist - z. B. durch zu heißes? Föhnen der Haare, durch zu viel Sonne oder ungeeignete Pflegeprodukte. </p><p class="bodytext">Manchmal sind auch Erkrankungen oder körperliche Veränderungen daran schuld, dass Haare fettig, dünn oder strohig werden. Das ist z. B. der Fall bei einer Schwangerschaft oder in der Menopause. Auch bei Schilddrüsenfunktionsstörungen verändern sich die Haare. Schließlich können auch Medikamente Einfluss auf den Haarwuchs nehmen. Dazu gehören Kortison, die Antibabypille, bestimmte blutverdünnende Wirkstoffe und manche Antidepressiva. Die ausgeprägtesten Folgen hat die Chemotherapie, weil die Haare dabei häufig komplett ausfallen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch psychischer Stress kann zu Problemen mit den Haaren führen. Das Stresshormon Cortisol hemmt beispielsweise das Haarwachstum. Außerdem setzen die den Haarfollikel umgebenden Nervenfasern bei Stress Neuropeptide frei, die entzündliche Reaktionen und Juckreiz auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Haarpflege ist eine Typenfrage</strong></p><p class="bodytext"> Für gesunde und schöne Haare ist die richtige Pflege das A und O. Sie richtet sich nach dem Haartyp, der wiederum von der Kopfhaut abhängt. Im Idealfall ist die Kopfhaut ausreichend mit Fett versorgt. Häufiger liegt veranlagungsbedingt jedoch ein Zuviel oder Zuwenig vor. Dann werden zwei zwei Haartypen unterschieden: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Seborrhoischer Haartyp</strong> (zu fettige Haare). An jeder Haarwurzel sitzt eine Talgdrüse, um das Haar mit Fett zu versorgen. Beim seborrhoischen Typ sind diese Talgdrüsen überaktiv. Die gesteigerte Talgproduktion macht Haare und Kopfhaut fettig, besonders im Bereich des Haaransatzes. </li><li><strong>Sebostatischer Haartyp</strong> (zu trockene Haare). Zu wenig aktive Talgdrüsen führen dazu, dass die Kopfhaut fettarm und trocken ist. In der Folge fehlt den Haaren der Glanz. Oft sehen sie strohig aus, es drohen Haarabbrüche und Spliss. </li></ul></p><p class="bodytext">Ein falscher Umgang mit den Haaren oder ungeeignete Pflegeprodukte können den Zustand von Kopfhaut und Haaren verschlimmern. Zum Glück ist auch das Gegenteil der Fall: Mit der richtigen Pflege lässt sich fettigen oder trockenen Haare gut entgegenwirken. </p><p class="bodytext"><strong>Mit Spezialshampoo, Babypuder oder Brennnesseltee gegen Fett </strong></p><p class="bodytext">Für die Reinigung von fettigem Haar gibt es eine Vielzahl von Shampoos. Sie enthalten meist waschaktive Tenside wie Alkylethersulfate, denen zur gezielten Pflege oft Kräuterextrakte zugesetzt werden. Diese sollen die Talgproduktion bremsen und das Nachfetten verzögern. Typische Zusätze sind Extrakte aus Eukalyptus, Brennnessel, Kamille, Minze und Zitrusfrüchten. Einige Shampoos enthalten auch Mineralien, Aktivkohle oder weiße Tonerde. Diese Substanzen nehmen überschüssiges Fett auf und senken ebenfalls die Talgproduktion. Spezielle Präparate gibt es in der Apotheke, z.B. von den Firmen Ducray und von Vichy. </p><p class="bodytext">Fettiges Haar darf man so oft waschen, wie man möchte. Der Mythos, dass häufiges Waschen die Talgproduktion anregt, ist längst überholt. Bei der Haarwäsche sollte man jedoch auf Folgendes achten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kopfhaut nicht zu grob massieren </li><li>lauwarmes Wasser nehmen </li><li>Wirkshampoo mit milden, pH-neutralen Shampoo im Wechsel anwenden </li><li>Haare möglichst an der Luft trocknen lassen </li><li>Föhnen nur mit niedrigster Stufe und reichlich Abstand zwischen Föhn und Haar. </li></ul></p><p class="bodytext">Einige Hausmittel haben sich als Spülungen oder Kuren bei fettigem Haar bewährt. Dazu gehört in erster Linie Apfelessig. Zum Herstellen einer Spülung mischt man zwei Esslöffel Apfelessig auf einen Liter Wasser. Tee entfettet Haaransatz und Kopfhaut ebenfalls. Infrage kommen dafür Kamillen-, Brennnessel- und schwarzer Tee. </p><p class="bodytext">Auch Zitrusfrüchte helfen gegen fettige Haare. Dazu mischt man den Saft zweier Zitronen mit zwei Tassen lauwarmem Wasser und massiert die Flüssigkeit vorsichtig in die Kopfhaut. Nach fünf Minuten Einwirkungszeit wird der Zitronensaft gründlich ausgespült. Empfohlen werden zudem Kuren mit Heilerde. Nach Anrühren zu einem Brei trägt man diesen für 20 Minuten auf dem Kopf auf. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wenn fettiges Haar ganz schnell auf Vordermann gebracht werden soll, bieten sich Trockenshampoos oder Babypuder an. Sie werden auf das trockene Haar gesprüht oder gepudert und saugen dort überschüssiges Fett auf. Anschließend muss man das Haar gründlich ausbürsten.</p><p class="bodytext"> <strong>Masken und sanfte Bürsten bei trockenen Haaren</strong></p><p class="bodytext">Bei trockenen Haaren ist die Bildung des schützenden Fett- und Proteinfilms gestört. Feuchtigkeitsspendende Shampoos mit Panthenol oder Glykol versorgen in diesem Fall das Haar bei der Haarwäsche mit Feuchtigkeit. Rückfettende Substanzen legen sich wie ein Schutzfilm über den trockenen Haarschaft. Auch Proteinshampoos mit Kollagen oder Elastin empfehlen sich bei trockenen Haaren. Die passende Beratung und spezielle Produkte, z.B. von Linola, Madara oder Vichy, gibt es in der Apotheke. Sind nicht nur die Haare, sondern auch die Kopfhaut zu trocken, bieten sich Produkte mit Harnstoff (Urea) an. Bei sehr strapaziertem Haar helfen auch Pflegeprodukte mit kationischen Cellulose- oder Guarderivaten. </p><p class="bodytext">Ebenso wie bei fettigem Haar sollte auch bei trockenem Haar die Haarwäsche sanft erfolgen. Als zusätzlicher Schutz beim Föhnen können Föhnlotionen verwendet werden. Wichtig sind sanfte, weiche Bürsten, sie reiben weniger an den Haaren. </p><p class="bodytext">Als Hausmittel gegen trockenes Haar kommen natürliche Fette wie Oliven- oder Arganöl zum Einsatz. Sie befeuchten und pflegen Haaransatz und Kopfhaut. Dabei reichen wenige Öltropfen aus. Nach sanftem Einmassieren soll das Öl bis zu 30 Minuten einwirken und dann gründlich ausgewaschen werden. </p><p class="bodytext">Selbstgemischte Haarmasken oder Haarkuren helfen ebenfalls gegen trockene Haare und lindern gereizte Kopfhaut: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Öl-Mischung</strong>: Einen Teelöffel Olivenöl, einen Teelöffel Honig und ein Eigelb mischen, auftragen, einwirken lassen und abwaschen. </li><li><strong>Quark</strong>: Zwei bis drei Esslöffel Quark (evtl. mit etwas Honig gemischt) in das feuchte Haar geben und nach fünf Minuten Einwirkzeit wieder auswaschen. </li><li><strong>Avocadomaske</strong>: Fruchtfleisch einer reifen Avocado zerdrücken und mit einem Teelöffel Olivenöl mischen. Brei im Haar verteilen, 30 Minuten einwirken lassen und ausspülen. Avocados sind besonders pflegend, weil sie Omega-3-Fettsäuren und Protein enthalten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Der Zustand von Kämmen und Bürsten wird bei der Haarpflege leicht vergessen. Um Haare und Kopfhaut zu schonen, sollten Zinken und Borsten abgerundet enden und keine scharfen Kanten aufweisen. Damit kein Fett und Schmutz auf dem Haar verteilt wird, müssen Kämme und Bürsten regelmäßig gereinigt werden – z. B. mit einem Shampoo. </p><p class="bodytext"><strong>Mehr Volumen für feines Haar </strong></p><p class="bodytext">An feinem, dünnen Haar stören sich viele Menschen. Oft dünnt das Haar mit dem Älterwerden aus. Manchmal steckt auch ein Vitamin- oder Nährstoffmangel dahinter. Im Zweifel sollte man dies in der Arztpraxis abklären lassen. </p><p class="bodytext">Für die Pflege von dünnem Haar gilt: Weniger ist mehr. Shampoos oder Spülungen mit zu vielen pflegenden Zusätzen lassen dünnes Haar schnell strähnig werden. Spezielle Produkte für dünnes Haar setzen stattdessen auf volumenverstärkende Proteine oder kationische Polymere. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Mit einem geeigneten Haarschnitt wirkt dünnes Haar oft voluminöser. Zudem sollte man sich die Haarspitzen regelmäßig nachschneiden lassen, um ein Ausfransen zu verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Haare von innen stärken? </strong></p><p class="bodytext">Um schönes und kräftiges Haar zu bilden brauchen Haarwurzeln zahlreiche Nährstoffe und Vitamine. Dazu gehören beispielsweise Biotin, Eisen, Kupfer, Selen, Vitamine A und D, Zink und Magnesium. Der Bedarf daran wird in der Regel durch eine ausgewogene Mischkost gedeckt. Vitamine und Mineralstoffen als Nahrungsergänzungsmittel fürs Haar einzunehmen ist meist überflüssig. </p><p class="bodytext">Manche Hersteller bieten für schönes Haar auch Präparate mit speziellen Inhaltsstoffen an. Dabei handelt es sich u.a. um Hirse, Lycopin, Taurin oder Grünteeextrakt. Ob diese Produkte die Qualität der Haare von innen verbessern, ist allerdings nicht belegt. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Eisenmangel kann zu Haarausfall führen. Wer als Vegetarier*in auf Fleisch und Geflügel verzichtet, sollte auf eine ausreichende Zufuhr über Hülsenfrüchte und grünes Blattgemüse achten.</p><p class="bodytext"> <strong>Kopfhaut unter Spannung </strong></p><p class="bodytext">In manchen Fällen bereitet die Kopfhaut mehr Probleme als die Haare. Wenn sie spannt, juckt und brennt, ist meist die Hautbarriere gestört. Ursache sind äußerliche Reize wie starke Sonne, zu heiße Kopfwäschen, das Tragen enger Mützen oder trockene Heizungsluft. </p><p class="bodytext">Mit passenden Pflegeprodukten wird die Hautbarriere gestärkt und der Juckreiz gelindert. Extra milde Shampoos gibt es ebenso wie kühlende Shampoos in der Apotheke. Letztere enthalten meist Polidocanol oder Menthol. Zusätzlich kann ein auf die Kopfhaut aufgetragenes Tonikum helfen. Entsprechende Produkte, z.B. von Dermasence oder Eucerin, sind ebenfalls in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Werden die Probleme innerhalb weniger Tage nicht besser, sollte eine Arztpraxis aufgesucht werden. Hinter spannender und juckender Kopfhaut können auch Hauterkrankungen wie die Schuppenflechte oder ein Pilzbefall stecken. </p><p class="bodytext">Quelle:&nbsp;Deutsche Apotheker Zeitung 2023; 13: 44</p>

<p class="bodytext">Ob der Trip zum Kilimandscharo oder die Fahrt mit der Seilbahn auf das kleine Matterhorn – immer mehr Menschen zieht es zum Wandern, Bergsteigen, Skifahren oder Sightseeing in eisige Höhen. Doch weit oben wird die Luft dünner und es drohen Höhenkrankheiten. Wer hoch hinaus will, sollte die Warnzeichen für Bergkrankheit und Höhenhirnödem kennen und wissen, was im Notfall zu tun ist. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Luft dünn wird</strong></p><p class="bodytext">Höhenreisen werden immer beliebter und durch bessere Infrastrukturen und die moderne Technik auch für immer mehr Menschen möglich. Doch wer sich in dünne Luft begibt, begibt sich auch in Gefahr. Je nach Veranlagung droht ab 2000 m über dem Meeresspiegel die Höhenkrankheit, ab 3000 kann es zum lebensbedrohlichen Höhenlungenödem, ab 4000 zum Hirnödem mit Koma kommen. Grund dafür ist der mit zunehmender Höhe fallende Luftdruck. Dadurch sinkt auch der Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft, d.h. es steht weniger Sauerstoff zum Einatmen zur Verfügung. Wird weniger Sauerstoff eingeatmet, wird auch weniger davon im Blut zu den Organen transportiert. Es droht Sauerstoffmangel, der sich zuerst im Gehirn auswirkt. </p><p class="bodytext">Doch zu einem gefährlichen Sauerstoffmangel muss es nicht kommen. Denn der Organismus hat einiges in petto, wie er auf die dünne Luft reagieren kann. Zunächst einmal wird durch den niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut die Atmung angeregt. Außerdem schlägt das Herz schneller, d.h. das Blut fließt schneller durch den Körper. Dadurch werden auch die sauerstofftransportierenden roten Blutkörperchen schneller mit Sauerstoff be- und entladen. Auf diese Weise kann der Körper ein gewisses Maß an Sauerstoffmangel in der Höhenluft akut ausgleichen. </p><p class="bodytext">Längerfristig wird ein weiterer Kompensationsmechanismus in Gang gesetzt. Im Knochenmark steigt die Produktion von roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Gibt es mehr davon, wird pro Volumeneinheit mehr Sauerstoff transportiert und die Leistungsfähigkeit des Organismus deutlich verbessert. Die Herzfrequenz kann wieder sinken und auch die Atemnot verschwindet. Mithilfe dieses Vorgangs (der Akklimatisation) ist der Organismus in der Lage, sich an große Höhen anzupassen. Dafür braucht er aber Zeit – und einen langsamen Aufstieg. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Genau dieser Kompensationsmechanismus ist der Grund, warum Ausdauersportler*innen im Rad- oder Fußballsport ihr Training in Höhenlager verlegen. Denn durch die Akklimatisation steigt mit der Anzahl der roten Blutkörperchen auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Ein Effekt, von dem die Athlet*in dann auch für eine gewisse Zeit bei Wettbewerben im Tiefland profitiert. </p><p class="bodytext"><strong>Die Folgen des zu schnellen Aufstiegs </strong></p><p class="bodytext">Bekommt der Körper jedoch nicht ausreichend Zeit, sich an die Höhe anzupassen, droht die akute Höhenkrankeit (oder auch akute Bergkrankheit). Mehr als ein Viertel derjenigen, die aus dem Tiefland über 3500 m erklimmen oder anderweitig bereisen, leiden daran. Ab 6000 m ist es sogar jeder Zweite, der damit zu kämpfen hat. Prinzipiell kann die akute Höhenkrankheit bei gesunden Menschen ab 2000 m auftreten. Doch bei bestimmten Vorerkrankungen von Herz oder Lunge können sich die Beschwerden sogar schon auf niedrigeren Höhen bemerkbar machen. </p><p class="bodytext">Meist beginnen die Symptome nach etwa vier bis sechs Stunden und erreichen ihr Maximum am ersten oder zweiten Tag. Leitsymptom ist der Kopfschmerz, der in der Regel von mindestens einer weiteren Beschwerde wie Schwindel, Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit oder Übelkeit begleitet wird. Mithilfe eines einfachen Fragebogens können Erwachsene auf dem Berg eine Selbstbewertung durchführen. Grundlage ist der Lake-Louise-Score. Danach liegt eine akute Höhenkrankheit vor, wenn in den vier folgenden Kategorien mindestens drei Punkte erreicht werden, wovon mindestens einer aus der Kategorie Kopfschmerz stammen muss:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kopfschmerzen: keine (0), leichte (1), mäßige (2), starke (3)</li><li>Magen-Darm-Symptome: normaler Appetit (0), geringer Appetit oder Übelkeit (1), mäßige Übelkeit oder Erbrechen (2), starke Übelkeit oder Erbrechen, deutlich einschränkend (3)</li><li>Müdigkeit/Schwäche: nicht müde oder geschwächt (0), leicht müde oder geschwächt (1), mäßig müde/geschwächt (2), schwere, deutlich einschränkende Müdigkeit oder Schwäche (3)</li><li>Schwindel/Benommenheit: kein Schwindel/Benommenheit (0), leichter Schwindel/Benommenheit (1), mäßiger Schwindel/Benommenheit (2), starker Schwindel/Benommenheit (3).</li></ul></p><p class="bodytext"> Meist ist die akute Höhenkrankheit selbstlimitierend. Das bedeutet, dass sich die Beschwerden durch die Anpassungsvorgänge des Körpers innerhalb von einem bis drei Tage von selbst bessern. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Aufstieg sofort abgebrochen und die Nachtruhe abgewartet wird. Verschwinden die Probleme wieder, kann der Aufstieg am folgenden Tag fortgesetzt werden. Bleiben die Symptome bestehen oder verstärken sie sich sogar, muss auf eine Höhe unter 2500 m abgestiegen werden. Das Gleiche gilt, wenn Kopfschmerzen oder Schwindel von Beginn an schwer bzw. stark sind oder der Leistungsabfall rapide. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Durch Ausschüttung gefäßerweiternder Substanzen kommt es auch ohne Höhenkrankheit bei manchen Menschen in Höhen über 2500 m zu Kopfschmerzen. Besonders anfällig dafür sind Migränekranke.</p><p class="bodytext"> <strong>Selten, aber lebensgefährlich: Höhenhirnödem und Höhenlungenödem</strong></p><p class="bodytext"> Lebensgefährlich wird es, wenn es aufgrund der dünnen Luft zu einem Hirnödem (Hirnschwellung) oder einem Lungenödem kommt. Das Höhenhirnödem tritt fast ausschließlich auf Höhen über 4000 m auf. Meist zeigen sich die Beschwerden nach etwa zwei Tagen. In der Regel entwickelt es sich aus einer akuten Höhenkrankheit. In seltenen Fällen können vorherige Kopfschmerzen und Übelkeit auch fehlen. </p><p class="bodytext">Zeichen des Höhenhirnödems sind Unsicherheiten beim Stehen und Sitzen, Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie) sowie eine eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit. Gerade Letztere ist problematisch, da sie die Einordnung der Beschwerden und die adäquate Reaktion darauf behindern kann. Im weiteren Verlauf drohen Bewusstseinsstörungen, die schnell in ein Koma münden können. Unbehandelt führt das Höhenhirnödem zum Tod. </p><p class="bodytext">Das Höhenlungenödem braucht etwa zwei bis vier Tage, bis es sich entwickelt. Es tritt ab etwa 3000 m auf, bei Lungen- oder Herzkranken auch schon in niedrigeren Höhen. Fast die Hälfte der Betroffenen leidet vorher nicht unter einer akuten Höhenkrankheit. Das Höhenlungenödem zeigt sich mit zunehmende Atemnot, trockenem, später auch blutigem Husten sowie Rasselgeräuschen bei der Atmung. Dazu kommen leichtes Fieber, Brustschmerzen und blauen Lippen. </p><p class="bodytext"><strong>Diese Zeichen geben Alarm </strong></p><p class="bodytext">Ob schwere akute Höhenkrankheit, Höhenhirnödem oder Höhenlungenödem: Expert*innen unterscheiden zwischen Warnzeichen und Alarmzeichen, die zum Handeln zwingen. </p><p class="bodytext">Bei den folgenden Warnzeichen ist sofort abzusteigen, auch in der Nacht. Der Abstieg muss immer mit einer Begleitperson erfolgen:</p><p class="bodytext"><ul><li>rapider Leistungsabfall und konstante schwere Kopfschmerzen</li><li>Atemnot, schnelle Atmung, Herzrasen, Schlaflosigkeit</li><li>schwere Übelkeit und Erbrechen</li><li>Schwindel, Gangunsicherheit, Benommenheit </li><li>reduzierte Harnmenge (weniger als ein halber Liter pro Tag) und dunkler Urin. </li></ul></p><p class="bodytext">Akute Lebensgefahr besteht, wenn folgende Alarmsymptome vorliegen:</p><p class="bodytext"><ul><li>schwerkranke, bewusstlose oder verwirrte Person</li><li>Atemnot schon in Ruhe, rasselnde Atmung, Husten mit braunem (blutigem Auswurf) </li><li>Bewegungsstörungen, blau verfärbte Lippen. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei diesen Alarmsymptomen müssen Betroffene sofort absteigen bzw. abtransportiert werden, und zwar auf Höhen von 500 bis maximal 1000 m. Auf die Ankunft eines Hubschraubers darf man nicht warten, der Transport muss zur Not händisch mit einer Trage organisiert werden. </p><p class="bodytext"><strong>Therapie der Höhenkran</strong>kheit </p><p class="bodytext">Oberstes Gebot bei der Höhenkrankheit ist je nach Ausmaß der Abbruch des Aufstiegs und eine Rast bzw. der Abstieg. Daneben gibt es auch medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Von den verwendeten Medikamenten ist allerdings keines für die Therapie oder Vorbeugung der Höhenkrankheit zugelassen, der Einsatz erfolgt also off-label. </p><p class="bodytext">Bei der leichten Höhenkrankheit lassen sich die Kopfschmerzen mit ASS, Ibuprofen oder Paracetamol gut behandeln. Bei schweren Verläufen wird Dexamethason empfohlen, und zwar 4 mg alle sechs Stunden über 24 Stunden. Eine Kombination mit dem Entwässerungsmittel Acetazolamid ist möglich. Liegt ein Höhenhirnödem vor, verabreicht man zunächst 8 mg Dexamethason und dann bis zum Abstieg alle sechs Stunden erneut 4 mg. Bei Hirn- oder Lungenödem sollte Sauerstoff aus Flaschen gegeben oder eine mobile Überdruckkammer eingesetzt werden. Die Gabe von 30 mg retardiertem Nifedipin alle zwölf Stunden ist beim Höhenlungenödem hilfreich – der Wirkstoff senkt den erhöhten Blutdruck in den Lungengefäßen.</p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die beste Behandlung der Höhenkrankheit ist der Abstieg! Zwingend erforderlich ist dieser, wenn sich eine akute Höhenkrankheit verschlechtert, ein Höhenhirn- oder Höhenlungenödem vorliegt oder die Person nicht auf die Standardbehandlung anspricht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie vermeidet man die Höhenkrankheit? </strong></p><p class="bodytext">Grundsätzliche Maßnahme zur Vermeidung einer Höhenkrankheit ist der langsame Aufstieg. Ausschlaggebend dabei ist die Höhe der Nachtruhe. Hat man einmal 3000 m erreicht, sollten die Schlafstätten der folgenden Nächte jeweils nicht mehr als 500 m höher liegen. Es hilft dem Körper bei der Akklimatisation, alle zwei bis drei Tage einen Ruhetag einzulegen. Dabei sollten die Schlafstätten davor und danach auf gleicher Höhe liegen. </p><p class="bodytext">Prinzipiell ist es gut, in den ersten Tagen den Aufstieg langsam anzugehen – körperliche Anstrengung erhöht die Gefahr, dass sich eine Höhenkrankheit entwickelt. Weitere Risikofaktoren für die Höhenkrankheit sind Alkoholgenuss und ein Flüssigkeits- oder Mineralstoffmangel. Auf jeden Fall zu vermeiden sind schnelle, motorisierte Aufstiege auf Höhen über 3500 m. Das gilt sowohl für den Landweg über Seilbahnen als auch für den Luftweg mit dem Hubschrauber. Vor allem vorerkrankte Menschen reagieren bei solchen Aktionen mit Höhenkrankheiten jeden Ausmaßes. </p><p class="bodytext">Eine medikamentöse Prophylaxe wird von Höhenmediziner*innen nur in Einzelfällen empfohlen. Dazu gehören Menschen, die wiederholt eine Höhenkrankheit oder ein Höhenhirnödem erlitten haben. Eine Option ist die Verabreichung von Acetazolamid alle zwölf Stunden, vom Vorabend des Aufstiegs an. Auch die Einnahme von Dexamethason ist zur Vorbeugung möglich. Menschen, die schon einmal ein Höhenlungenödem erlitten haben, raten Expert*innen prophylaktischen zu retardiertem Nifedipin. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Ob jemand eine Höhenkrankheit entwickelt, ist bei gesunden Menschen weder eine Frage der Fitness noch des Alters. Auch Raucher*innen haben gegenüber Nichtraucher*innen kein erhöhtes Risiko dafür. Einzig Kinder und Menschen, die schon einmal eine Höhenkrankheit hatten, scheinen anfälliger zu sein. </p><p class="bodytext"><strong>Wer darf nicht hoch hinaus? </strong></p><p class="bodytext">Für eine Akklimatisation muss der Körper Atmung und Durchblutung ankurbeln. Dafür braucht er ein gut funktionierendes Herz-Kreislauf-System und eine funktionstüchtige Lunge. Deshalb versteht es sich von selbst, dass Menschen mit entsprechenden Vorerkrankungen nicht auf Höhen über 2500 m reisen sollten. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>fortgeschrittene Lungenerkrankungen (COPD, zystische Fibrose, Lungengerüsterkrankungen), pulmonale Hypertonie </li><li>unkontrollierte Herzschwäche (dekompensierte Herzinsuffizenz) </li><li>Herzinfarkt oder Schlaganfall innerhalb der letzten 90 Tage, instabile Angina pectoris </li><li>Sichelzellanämie </li><li>In jedem Fall sollten vorerkrankte Menschen, die Ausflüge oder Reisen in große Höhen planen, vorher ihre behandelnde Ärzt*in dazu befragen. </li></ul></p><p class="bodytext">Quelle: Leopoldt D, DAZ 2022; 29: 48; <a href="https://www.usz.ch/krankheit/hoehenkrankheit/" target="_blank">Universitätsspital Zürich</a> </p>

<p class="bodytext">Ob der Trip zum Kilimandscharo oder die Fahrt mit der Seilbahn auf das kleine Matterhorn – immer mehr Menschen zieht es zum Wandern, Bergsteigen, Skifahren oder Sightseeing in eisige Höhen. Doch weit oben wird die Luft dünner und es drohen Höhenkrankheiten. Wer hoch hinaus will, sollte die Warnzeichen für Bergkrankheit und Höhenhirnödem kennen und wissen, was im Notfall zu tun ist. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Luft dünn wird</strong></p><p class="bodytext">Höhenreisen werden immer beliebter und durch bessere Infrastrukturen und die moderne Technik auch für immer mehr Menschen möglich. Doch wer sich in dünne Luft begibt, begibt sich auch in Gefahr. Je nach Veranlagung droht ab 2000 m über dem Meeresspiegel die Höhenkrankheit, ab 3000 kann es zum lebensbedrohlichen Höhenlungenödem, ab 4000 zum Hirnödem mit Koma kommen. Grund dafür ist der mit zunehmender Höhe fallende Luftdruck. Dadurch sinkt auch der Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft, d.h. es steht weniger Sauerstoff zum Einatmen zur Verfügung. Wird weniger Sauerstoff eingeatmet, wird auch weniger davon im Blut zu den Organen transportiert. Es droht Sauerstoffmangel, der sich zuerst im Gehirn auswirkt. </p><p class="bodytext">Doch zu einem gefährlichen Sauerstoffmangel muss es nicht kommen. Denn der Organismus hat einiges in petto, wie er auf die dünne Luft reagieren kann. Zunächst einmal wird durch den niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut die Atmung angeregt. Außerdem schlägt das Herz schneller, d.h. das Blut fließt schneller durch den Körper. Dadurch werden auch die sauerstofftransportierenden roten Blutkörperchen schneller mit Sauerstoff be- und entladen. Auf diese Weise kann der Körper ein gewisses Maß an Sauerstoffmangel in der Höhenluft akut ausgleichen. </p><p class="bodytext">Längerfristig wird ein weiterer Kompensationsmechanismus in Gang gesetzt. Im Knochenmark steigt die Produktion von roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Gibt es mehr davon, wird pro Volumeneinheit mehr Sauerstoff transportiert und die Leistungsfähigkeit des Organismus deutlich verbessert. Die Herzfrequenz kann wieder sinken und auch die Atemnot verschwindet. Mithilfe dieses Vorgangs (der Akklimatisation) ist der Organismus in der Lage, sich an große Höhen anzupassen. Dafür braucht er aber Zeit – und einen langsamen Aufstieg. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Genau dieser Kompensationsmechanismus ist der Grund, warum Ausdauersportler*innen im Rad- oder Fußballsport ihr Training in Höhenlager verlegen. Denn durch die Akklimatisation steigt mit der Anzahl der roten Blutkörperchen auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Ein Effekt, von dem die Athlet*in dann auch für eine gewisse Zeit bei Wettbewerben im Tiefland profitiert. </p><p class="bodytext"><strong>Die Folgen des zu schnellen Aufstiegs </strong></p><p class="bodytext">Bekommt der Körper jedoch nicht ausreichend Zeit, sich an die Höhe anzupassen, droht die akute Höhenkrankeit (oder auch akute Bergkrankheit). Mehr als ein Viertel derjenigen, die aus dem Tiefland über 3500 m erklimmen oder anderweitig bereisen, leiden daran. Ab 6000 m ist es sogar jeder Zweite, der damit zu kämpfen hat. Prinzipiell kann die akute Höhenkrankheit bei gesunden Menschen ab 2000 m auftreten. Doch bei bestimmten Vorerkrankungen von Herz oder Lunge können sich die Beschwerden sogar schon auf niedrigeren Höhen bemerkbar machen. </p><p class="bodytext">Meist beginnen die Symptome nach etwa vier bis sechs Stunden und erreichen ihr Maximum am ersten oder zweiten Tag. Leitsymptom ist der Kopfschmerz, der in der Regel von mindestens einer weiteren Beschwerde wie Schwindel, Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit oder Übelkeit begleitet wird. Mithilfe eines einfachen Fragebogens können Erwachsene auf dem Berg eine Selbstbewertung durchführen. Grundlage ist der Lake-Louise-Score. Danach liegt eine akute Höhenkrankheit vor, wenn in den vier folgenden Kategorien mindestens drei Punkte erreicht werden, wovon mindestens einer aus der Kategorie Kopfschmerz stammen muss:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kopfschmerzen: keine (0), leichte (1), mäßige (2), starke (3)</li><li>Magen-Darm-Symptome: normaler Appetit (0), geringer Appetit oder Übelkeit (1), mäßige Übelkeit oder Erbrechen (2), starke Übelkeit oder Erbrechen, deutlich einschränkend (3)</li><li>Müdigkeit/Schwäche: nicht müde oder geschwächt (0), leicht müde oder geschwächt (1), mäßig müde/geschwächt (2), schwere, deutlich einschränkende Müdigkeit oder Schwäche (3)</li><li>Schwindel/Benommenheit: kein Schwindel/Benommenheit (0), leichter Schwindel/Benommenheit (1), mäßiger Schwindel/Benommenheit (2), starker Schwindel/Benommenheit (3).</li></ul></p><p class="bodytext"> Meist ist die akute Höhenkrankheit selbstlimitierend. Das bedeutet, dass sich die Beschwerden durch die Anpassungsvorgänge des Körpers innerhalb von einem bis drei Tage von selbst bessern. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Aufstieg sofort abgebrochen und die Nachtruhe abgewartet wird. Verschwinden die Probleme wieder, kann der Aufstieg am folgenden Tag fortgesetzt werden. Bleiben die Symptome bestehen oder verstärken sie sich sogar, muss auf eine Höhe unter 2500 m abgestiegen werden. Das Gleiche gilt, wenn Kopfschmerzen oder Schwindel von Beginn an schwer bzw. stark sind oder der Leistungsabfall rapide. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Durch Ausschüttung gefäßerweiternder Substanzen kommt es auch ohne Höhenkrankheit bei manchen Menschen in Höhen über 2500 m zu Kopfschmerzen. Besonders anfällig dafür sind Migränekranke.</p><p class="bodytext"> <strong>Selten, aber lebensgefährlich: Höhenhirnödem und Höhenlungenödem</strong></p><p class="bodytext"> Lebensgefährlich wird es, wenn es aufgrund der dünnen Luft zu einem Hirnödem (Hirnschwellung) oder einem Lungenödem kommt. Das Höhenhirnödem tritt fast ausschließlich auf Höhen über 4000 m auf. Meist zeigen sich die Beschwerden nach etwa zwei Tagen. In der Regel entwickelt es sich aus einer akuten Höhenkrankheit. In seltenen Fällen können vorherige Kopfschmerzen und Übelkeit auch fehlen. </p><p class="bodytext">Zeichen des Höhenhirnödems sind Unsicherheiten beim Stehen und Sitzen, Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie) sowie eine eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit. Gerade Letztere ist problematisch, da sie die Einordnung der Beschwerden und die adäquate Reaktion darauf behindern kann. Im weiteren Verlauf drohen Bewusstseinsstörungen, die schnell in ein Koma münden können. Unbehandelt führt das Höhenhirnödem zum Tod. </p><p class="bodytext">Das Höhenlungenödem braucht etwa zwei bis vier Tage, bis es sich entwickelt. Es tritt ab etwa 3000 m auf, bei Lungen- oder Herzkranken auch schon in niedrigeren Höhen. Fast die Hälfte der Betroffenen leidet vorher nicht unter einer akuten Höhenkrankheit. Das Höhenlungenödem zeigt sich mit zunehmende Atemnot, trockenem, später auch blutigem Husten sowie Rasselgeräuschen bei der Atmung. Dazu kommen leichtes Fieber, Brustschmerzen und blauen Lippen. </p><p class="bodytext"><strong>Diese Zeichen geben Alarm </strong></p><p class="bodytext">Ob schwere akute Höhenkrankheit, Höhenhirnödem oder Höhenlungenödem: Expert*innen unterscheiden zwischen Warnzeichen und Alarmzeichen, die zum Handeln zwingen. </p><p class="bodytext">Bei den folgenden Warnzeichen ist sofort abzusteigen, auch in der Nacht. Der Abstieg muss immer mit einer Begleitperson erfolgen:</p><p class="bodytext"><ul><li>rapider Leistungsabfall und konstante schwere Kopfschmerzen</li><li>Atemnot, schnelle Atmung, Herzrasen, Schlaflosigkeit</li><li>schwere Übelkeit und Erbrechen</li><li>Schwindel, Gangunsicherheit, Benommenheit </li><li>reduzierte Harnmenge (weniger als ein halber Liter pro Tag) und dunkler Urin. </li></ul></p><p class="bodytext">Akute Lebensgefahr besteht, wenn folgende Alarmsymptome vorliegen:</p><p class="bodytext"><ul><li>schwerkranke, bewusstlose oder verwirrte Person</li><li>Atemnot schon in Ruhe, rasselnde Atmung, Husten mit braunem (blutigem Auswurf) </li><li>Bewegungsstörungen, blau verfärbte Lippen. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei diesen Alarmsymptomen müssen Betroffene sofort absteigen bzw. abtransportiert werden, und zwar auf Höhen von 500 bis maximal 1000 m. Auf die Ankunft eines Hubschraubers darf man nicht warten, der Transport muss zur Not händisch mit einer Trage organisiert werden. </p><p class="bodytext"><strong>Therapie der Höhenkran</strong>kheit </p><p class="bodytext">Oberstes Gebot bei der Höhenkrankheit ist je nach Ausmaß der Abbruch des Aufstiegs und eine Rast bzw. der Abstieg. Daneben gibt es auch medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Von den verwendeten Medikamenten ist allerdings keines für die Therapie oder Vorbeugung der Höhenkrankheit zugelassen, der Einsatz erfolgt also off-label. </p><p class="bodytext">Bei der leichten Höhenkrankheit lassen sich die Kopfschmerzen mit ASS, Ibuprofen oder Paracetamol gut behandeln. Bei schweren Verläufen wird Dexamethason empfohlen, und zwar 4 mg alle sechs Stunden über 24 Stunden. Eine Kombination mit dem Entwässerungsmittel Acetazolamid ist möglich. Liegt ein Höhenhirnödem vor, verabreicht man zunächst 8 mg Dexamethason und dann bis zum Abstieg alle sechs Stunden erneut 4 mg. Bei Hirn- oder Lungenödem sollte Sauerstoff aus Flaschen gegeben oder eine mobile Überdruckkammer eingesetzt werden. Die Gabe von 30 mg retardiertem Nifedipin alle zwölf Stunden ist beim Höhenlungenödem hilfreich – der Wirkstoff senkt den erhöhten Blutdruck in den Lungengefäßen.</p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die beste Behandlung der Höhenkrankheit ist der Abstieg! Zwingend erforderlich ist dieser, wenn sich eine akute Höhenkrankheit verschlechtert, ein Höhenhirn- oder Höhenlungenödem vorliegt oder die Person nicht auf die Standardbehandlung anspricht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie vermeidet man die Höhenkrankheit? </strong></p><p class="bodytext">Grundsätzliche Maßnahme zur Vermeidung einer Höhenkrankheit ist der langsame Aufstieg. Ausschlaggebend dabei ist die Höhe der Nachtruhe. Hat man einmal 3000 m erreicht, sollten die Schlafstätten der folgenden Nächte jeweils nicht mehr als 500 m höher liegen. Es hilft dem Körper bei der Akklimatisation, alle zwei bis drei Tage einen Ruhetag einzulegen. Dabei sollten die Schlafstätten davor und danach auf gleicher Höhe liegen. </p><p class="bodytext">Prinzipiell ist es gut, in den ersten Tagen den Aufstieg langsam anzugehen – körperliche Anstrengung erhöht die Gefahr, dass sich eine Höhenkrankheit entwickelt. Weitere Risikofaktoren für die Höhenkrankheit sind Alkoholgenuss und ein Flüssigkeits- oder Mineralstoffmangel. Auf jeden Fall zu vermeiden sind schnelle, motorisierte Aufstiege auf Höhen über 3500 m. Das gilt sowohl für den Landweg über Seilbahnen als auch für den Luftweg mit dem Hubschrauber. Vor allem vorerkrankte Menschen reagieren bei solchen Aktionen mit Höhenkrankheiten jeden Ausmaßes. </p><p class="bodytext">Eine medikamentöse Prophylaxe wird von Höhenmediziner*innen nur in Einzelfällen empfohlen. Dazu gehören Menschen, die wiederholt eine Höhenkrankheit oder ein Höhenhirnödem erlitten haben. Eine Option ist die Verabreichung von Acetazolamid alle zwölf Stunden, vom Vorabend des Aufstiegs an. Auch die Einnahme von Dexamethason ist zur Vorbeugung möglich. Menschen, die schon einmal ein Höhenlungenödem erlitten haben, raten Expert*innen prophylaktischen zu retardiertem Nifedipin. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Ob jemand eine Höhenkrankheit entwickelt, ist bei gesunden Menschen weder eine Frage der Fitness noch des Alters. Auch Raucher*innen haben gegenüber Nichtraucher*innen kein erhöhtes Risiko dafür. Einzig Kinder und Menschen, die schon einmal eine Höhenkrankheit hatten, scheinen anfälliger zu sein. </p><p class="bodytext"><strong>Wer darf nicht hoch hinaus? </strong></p><p class="bodytext">Für eine Akklimatisation muss der Körper Atmung und Durchblutung ankurbeln. Dafür braucht er ein gut funktionierendes Herz-Kreislauf-System und eine funktionstüchtige Lunge. Deshalb versteht es sich von selbst, dass Menschen mit entsprechenden Vorerkrankungen nicht auf Höhen über 2500 m reisen sollten. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>fortgeschrittene Lungenerkrankungen (COPD, zystische Fibrose, Lungengerüsterkrankungen), pulmonale Hypertonie </li><li>unkontrollierte Herzschwäche (dekompensierte Herzinsuffizenz) </li><li>Herzinfarkt oder Schlaganfall innerhalb der letzten 90 Tage, instabile Angina pectoris </li><li>Sichelzellanämie </li><li>In jedem Fall sollten vorerkrankte Menschen, die Ausflüge oder Reisen in große Höhen planen, vorher ihre behandelnde Ärzt*in dazu befragen. </li></ul></p><p class="bodytext">Quelle: Leopoldt D, DAZ 2022; 29: 48; <a href="https://www.usz.ch/krankheit/hoehenkrankheit/" target="_blank">Universitätsspital Zürich</a> </p>

<p class="bodytext">Wenn der Kindergarten oder die Schule Kopflausalarm geben, ist das kein Grund zur Panik: Ein Kopflausbefall ist bis auf das Jucken harmlos und in der Regel gut beherrschbar. Denn mit Nissenkamm und potenten Wirkstoffen aus der Apotheke kann man die Tierchen gut aufspüren und erfolgreich vertreiben. </p><p class="bodytext"><strong>Die Laus braucht den Menschenkopf </strong></p><p class="bodytext">Kopfläuse leben ausschließlich auf Menschenköpfen. Sie sind lästig, aber harmlos, denn sie übertragen keine Krankheiten. Allerdings verbreiten sie sich von Kopf zu Kopf gerne weiter. Das hat übrigens nichts mit der persönlichen Hygiene zu tun. Kopfläuse sollen sich in frisch gewaschenem Haar sogar besonders wohl fühlen.</p><p class="bodytext"> Haben sie einen Kopf erobert, stechen sie alle zwei bis vier Stunden in die Haut und saugen nach Blut. Der Läusespeichel juckt heftig – bei Erstbefall allerdings oft erst nach einiger Zeit. Erwachsene Läuse leben etwa vier Wochen lang. Währenddessen legt jedes Läuseweibchen ca. 150 Eier und verklebt diese kopfhautnah an den Haarschäften. Nach einer Woche schlüpfen die Larven und lassen die leeren Eihüllen (Nissen) am Haar zurück. </p><p class="bodytext">Damit sie schnell an ihre Futterquelle kommen, sitzen Larven und junge Kopfläuse am liebsten ganz nah an der Kopfhaut. Erwachsene Kopfläuse sind etwas wanderfreudiger: Sie dringen bis zu den Haarspitzen vor. Von dort gelangen sie auf andere Köpfe. Da sie aber weder springen noch fliegen können, geschieht das nur durch direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt. Zum Beispiel wenn Kinder beim Spielen die Köpfe zusammenstecken oder mit ihren Eltern auf dem Sofa kuscheln.</p><p class="bodytext"> Fern vom Menschenkopf halten es Kopfläuse nicht lange aus. Bereits nach wenigen Stunden ohne Blutmahlzeiten sind sie zu geschwächt, um herumzukrabbeln, und sterben nach zwei bis drei Tagen endgültig ab. Deshalb ist die Übertragung durch Mützen oder Kämme nur sehr selten und nur denkbar, wenn diese Gegenstände innerhalb kurzer Zeit gemeinsam benutzt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Kopfläuse haben nur einen einzigen Wirt: den Menschen. Tiere befallen sie nicht. Hunde, Katzen und Hamster müssen deshalb bei Entlausungsaktionen nicht mitbehandelt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Ruhe bewahren und auf Laussuche gehen </strong></p><p class="bodytext">Ansteckungsgefahr besteht also vor allem dort, wo Menschen eng zusammenkommen. Das ist z.B. in Kindergärten, Kitas und Schulen der Fall, wo Kinder miteinander toben und spielen. Beim eigenen Kind macht sich ein Lausbefall durch Kopfjucken bemerkbar. Häufiger werden Eltern jedoch mit einem Lausalarm aus Schule oder Kindergarten konfrontiert. Jetzt gilt es, erstmal Ruhe zu bewahren. Auch wenn der Gedanke an die krabbelnden Mitbewohner mehr als ungemütlich ist – Kopfläuse lassen sich sehr gut bekämpfen. </p><p class="bodytext">Zunächst muss allerdings geprüft werden, ob das eigene Kind schon Kopfläuse hat. Dazu scheitelt man die Haare an mehreren Stellen und sucht die Kopfhaut nach Larven ab. Achten sollte man auch auf die typischen klebrigen braunen Lauseier und leere Eihüllen, die Nissen. Am ehesten lassen sich diese an den Schläfen, hinter den Ohren und im Nacken aufspüren. Erwachsene Läuse findet man, wenn man die feuchten Haare mit einem dichten Kamm durchkämmt. Das geht am besten so:</p><p class="bodytext"><ul><li>Haare mit einer handelsüblichen Spülung anfeuchten.</li><li>Mit einem Läuse- oder Nissenkamm Strähne für Strähne vom Haaransatz bis zur Spitze durchkämmen.</li><li>Nach jeder Strähne den Kamm auf Küchenpapier ausstreichen, das ausgestrichene Material nach Larven, Eiern und Läusen absuchen. Hier ist eine Lupe hilfreich.</li><li>Wurden Läuse, Larven, Eier oder Nissen gefunden, müssen alle Familienmitglieder auf Läuse kontrolliert werden. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Läuse- oder Nissenkämme gibt es aus Metall, Kunststoff oder Naturkautschuk in der Apotheke. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Zinken gerade sind und eng beieinander (&lt; 0,3 mm) stehen. Abgerundete Ecken schonen zudem die Kopfhaut. </p><p class="bodytext"><strong>Weg mit der Laus – aber wie? </strong></p><p class="bodytext">Gründliches Auskämmen mit dem Läusekamm eliminiert schon einen Teil der Läuse. Damit sie aber zuverlässig verschwinden, muss der befallene Kopf zusätzlich behandelt werden. Dafür werden die Kopfläuse erstickt. Zwei Verfahren stehen zur Auswahl: Neurotoxische Präparate lähmen die Atmung der Kopfläuse. Physikalische Mittel legen sich wie ein Film um die Laus, dringen in die Atemwege ein und verhindern dadurch die Sauerstoffaufnahme.</p><p class="bodytext"><ul><li>Zu den <strong>neurotoxischen Läusemitteln</strong> gehören die Wirkstoffe Permethrin, Pyrethrumextrakt oder Allethrin. Ihr Vorteil ist, dass sie meist schon bei einer Anwendung alle Lausstadien abtöten. Manchmal bilden die Läuse jedoch Resistenzen gegen die Wirkstoffe, d.h. die Mittel wirken nicht. Außerdem reagieren machen Menschen allergisch auf die neurotoxischen Anti-Laus-Mittel.</li><li><strong>Physikalische Wirkstoffe </strong>wie Dimeticon, Neem-Extrakt oder Paraffinöl zeichnen sich durch eine gute Verträglichkeit aus, Resistenzen bilden sich kaum. Allerdings sind sie schwächer in der Wirkung, weshalb mindestens zwei Anwendungen erforderlich sind (siehe unten „Läsuefahrplan“). </li></ul></p><p class="bodytext">Die Läusemittel gibt es flüssig als Lösungen, als Emulsionen oder als Gele. Egal welcher Wirkstoff eingesetzt wird: Der Beipackzettel muss gründlich gelesen und die Gebrauchsanweisung streng eingehalten werden, damit sich die Wirkung entfalten kann. Manche Produkte werden im feuchten, andere im trockenen Haar angewendet. Auch die erforderlichen Einwirkungszeiten unterscheiden sich, sie reichen von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vorsicht, einige Präparate sind entflammbar. Bei der Verwendung darf keinesfalls geraucht werden, offene Flammen und heißes Föhnen müssen ebenso vermieden werden! </p><p class="bodytext"><strong>Den richtigen Läusefahrplan beachten </strong></p><p class="bodytext">Unabhängig vom verwendeten Präparat empfiehlt das Robert Koch-Institut grundsätzlich eine Basis- und eine Wiederholungsbehandlung. Um alle erwachsenen Läuse, Larven und Eier zu erwischen, verläuft die Vertreibung der Kopflaus am besten nach folgendem Fahrplan:</p><p class="bodytext"><ul><li>Tag 1: nass auskämmen und Kopflausmittel anwenden</li><li>Tag 5: nass auskämmen</li><li>Tag 9: nass auskämmen und Kopflausmittel anwenden</li><li>Tag 13: nass auskämmen</li><li>Tag 17: nass auskämmen. </li></ul></p><p class="bodytext">Behandelt werden sollen alle Familienmitglieder, bei denen sich beim Auskämmen ein Läusebefall gezeigt hat. Ob lausfreie Menschen des gleichen Haushalts vorsorglich mitzubehandeln sind, wird unterschiedlich beurteilt. Im Zweifel sollte man Hausärzt*in oder Kinderärzt*in dazu befragen. </p><p class="bodytext">Die bei der Läusekur getragene Kleidung, die verwendeten Handtücher und die aktuell genutzte Bettwäsche sollten bei 60° C in der Waschmaschine gewaschen werden. Was diese Temperatur nicht aushält oder gar nicht gewaschen werden kann (z. B. Mützen), steckt man für eine Woche in einen dicht schließenden Plastiksack. Auf diese Weise sterben bzw. verhungern die Läuse. </p><p class="bodytext">Kämme, Bürsten oder Haarspangen reinigt man am besten in heißer Seifenlösung. Weitere Hygienemaßnahmen sind nicht erforderlich. Auch das häufig empfohlene Tieffrieren der Kuscheltiere, das Waschen der gesamten Bekleidung im Kleiderschrank sowie ein übertriebener Hausputz sorgen nur für Stress in der Familie. </p><p class="bodytext"><strong>Umfeld und Kindergarten informieren! </strong></p><p class="bodytext">Damit die Läuseplage gestoppt wird, ist es wichtig, die Menschen in der direkten Umgebung über den Kopflausbefall aufzuklären. Dazu gehören auch die Eltern von Vereinskameraden oder Spielfreunden des Kindes. Peinlich sein muss einem der Läusebefall nicht. Denn Läuse haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Und falsche Scham führt nur dazu, dass sich die Laus auf weiteren Köpfen verbreiten kann. </p><p class="bodytext">Nach dem Infektionsschutzgesetz sind Erziehungsberechtigte sogar dazu verpflichtet, den Kopflausbefall ihres Kindes dem Kindergarten oder der Schule mitzuteilen. Von dort wird dann das Gesundheitsamt informiert und die Eltern sämtlicher anderer Kinder benachrichtigt. </p><p class="bodytext">Nach der ersten Behandlung darf das Kind Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen. Manchmal ist dafür ein Attest erforderlich. Meist reicht es aber aus, wenn die Eltern schriftlich erklären, dass sie die Läusekur wie angegeben durchgeführt haben. Voraussetzung ist allerdings, dass sie am 9. Tag eine zweite Behandlung durchführen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Das Läuseauskämmen ist für viele Kinder eine langweilige oder gar unangenehme Prozedur. Man kann es ihnen leichter machen, wenn man ihnen dabei vorliest oder ihre Lieblings-CD laufen lässt. </p><p class="bodytext"><strong>Was tun, wenn die Laus nicht weicht? </strong></p><p class="bodytext">Wird der Kopf trotz Behandlung nicht lausfrei, kann das bei den neurotoxischen Wirkstoffen an Resistenzen liegen. In diesen Fällen ist der Wechsel auf ein anderes Produkt hilfreich. Viel häufiger sind jedoch Anwendungsfehler an der fehlenden Wirkung schuld:</p><p class="bodytext"><ul><li>zu kurze Einwirkungszeit, weil das Präparat zu früh ausgewaschen wurde</li><li>ungleichmäßiges Auftragen, Verwendung von zu wenig Wirkstoff</li><li>zu starke Verdünnung des Wirkstoffs durch Anwendung auf zu nassen Haaren</li><li>Aufsaugen des Wirkstoffs durch ein Handtuch, das bei der Anwendung um den Kopf gewickelt wurde. </li></ul></p><p class="bodytext">Oft kann in solchen Fällen schon die Apotheker*in helfen. Im Zweifel wissen auch die Hausärzt*in oder die Kinderärzt*in Rat.</p><p class="bodytext"> <strong>Manchmal besser doch in die Arztpraxis</strong></p><p class="bodytext"> Kopfläuse am Kinderkopf lassen sich gut in Eigenregie behandeln. Es gibt jedoch Situationen, in denen ärztlicher Rat eingeholt werden sollte. Das ist der Fall bei Säuglingen und sehr kleinen Kindern. Je nach Wirkstoff sind die Läusemittel nur für bestimmte Altersstufen zugelassen. Das am besten geeignete Mittel lässt man sich sicherheitshalber von der Kinderärzt*in empfehlen. </p><p class="bodytext">Auch wenn die juckende Kopfhaut schon wundgekratzt ist, sollte eine Ärzt*in sie vor dem Einsatz von Läusemitteln sicherheitshalber inspizieren. Solche Ekzeme finden sich meist hinter den Ohren, am Nacken und am Hinterkopf. Sind die Wunden offen, drohen Infektionen. </p><p class="bodytext">Die gleiche Vorsicht ist geboten, wenn die betroffenen Kinder an einer Hauterkrankungen leiden. Ist der Kopf von Neurodermitis oder Schuppenflechte befallen, sollte das Läusemittel z.B. keine irritierenden Duftstoffe enthalten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die Antiläusemittel Permethrin und Pyrethrum sind mit Stoffen aus der Chrysantheme verwandt. Bei Chrysanthemenallergie muss die Ärzt*in entscheiden, ob die Haare nur nass ausgekämmt werden dürfen oder ob es Läusemittel gibt, die man bedenkenlos anwenden darf. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugende Maßnahmen </strong></p><p class="bodytext">Eltern möchten ihren Nachwuchs häufig vor einem Läusebefall schützen. Das ist z.B. denkbar, wenn in der Schule Lausalarm gegeben wurde, der Kinderkopf jedoch (noch) nicht befallen ist. Auch vor einem geplanten Aufenthalt mit engem Kontakt in überfüllten Hilfseinrichtung möchten manche Menschen gerne vorbeugende Maßnahmen ergreifen. </p><p class="bodytext">Dafür haben sich einige Hersteller etwas einfallen lassen. So gibt es ein Läuseabwehrspray mit einem Extrakt aus Zitroneneukalyptus, das auf den Kopf gesprüht wird. Der Extrakt bildet eine Art Schutzschild um das Haar und soll dazu führen, dass die Läuse Haare nicht mehr als solche erkennen. Die Wirkung soll bis zwölf Stunden anhalten. </p><p class="bodytext">Ein anderes Produkt aus Dimeticon und Activdiol<sup>®</sup> wird nach der Haarwäsche ins feuchte Haar gesprüht. Es soll die Laus schädigen, bevor sie sich festsetzen und vermehren kann. Das Spray soll mindestens zweimal wöchentlich angewendet werden. </p><p class="bodytext">Eine Kombination aus physikalischem Läusemittel und vorbeugend wirkendem Läuseschutzfaktor ist als Shampoo in der Apotheke erhältlich. Es wird auf trockenem Haar angewendet und nach 15 Minuten Einwirkungszeit ausgespült. Vorhandene Läuse werden damit abgetötet, der Schutz vor weiteren Kopfläusen soll drei Tage lang anhalten. </p><p class="bodytext">Quellen: Robert Koch-Institut, Deutsche Apotheker Zeitung</p>

<p class="bodytext">Wenn der Kindergarten oder die Schule Kopflausalarm geben, ist das kein Grund zur Panik: Ein Kopflausbefall ist bis auf das Jucken harmlos und in der Regel gut beherrschbar. Denn mit Nissenkamm und potenten Wirkstoffen aus der Apotheke kann man die Tierchen gut aufspüren und erfolgreich vertreiben. </p><p class="bodytext"><strong>Die Laus braucht den Menschenkopf </strong></p><p class="bodytext">Kopfläuse leben ausschließlich auf Menschenköpfen. Sie sind lästig, aber harmlos, denn sie übertragen keine Krankheiten. Allerdings verbreiten sie sich von Kopf zu Kopf gerne weiter. Das hat übrigens nichts mit der persönlichen Hygiene zu tun. Kopfläuse sollen sich in frisch gewaschenem Haar sogar besonders wohl fühlen.</p><p class="bodytext"> Haben sie einen Kopf erobert, stechen sie alle zwei bis vier Stunden in die Haut und saugen nach Blut. Der Läusespeichel juckt heftig – bei Erstbefall allerdings oft erst nach einiger Zeit. Erwachsene Läuse leben etwa vier Wochen lang. Währenddessen legt jedes Läuseweibchen ca. 150 Eier und verklebt diese kopfhautnah an den Haarschäften. Nach einer Woche schlüpfen die Larven und lassen die leeren Eihüllen (Nissen) am Haar zurück. </p><p class="bodytext">Damit sie schnell an ihre Futterquelle kommen, sitzen Larven und junge Kopfläuse am liebsten ganz nah an der Kopfhaut. Erwachsene Kopfläuse sind etwas wanderfreudiger: Sie dringen bis zu den Haarspitzen vor. Von dort gelangen sie auf andere Köpfe. Da sie aber weder springen noch fliegen können, geschieht das nur durch direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt. Zum Beispiel wenn Kinder beim Spielen die Köpfe zusammenstecken oder mit ihren Eltern auf dem Sofa kuscheln.</p><p class="bodytext"> Fern vom Menschenkopf halten es Kopfläuse nicht lange aus. Bereits nach wenigen Stunden ohne Blutmahlzeiten sind sie zu geschwächt, um herumzukrabbeln, und sterben nach zwei bis drei Tagen endgültig ab. Deshalb ist die Übertragung durch Mützen oder Kämme nur sehr selten und nur denkbar, wenn diese Gegenstände innerhalb kurzer Zeit gemeinsam benutzt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Kopfläuse haben nur einen einzigen Wirt: den Menschen. Tiere befallen sie nicht. Hunde, Katzen und Hamster müssen deshalb bei Entlausungsaktionen nicht mitbehandelt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Ruhe bewahren und auf Laussuche gehen </strong></p><p class="bodytext">Ansteckungsgefahr besteht also vor allem dort, wo Menschen eng zusammenkommen. Das ist z.B. in Kindergärten, Kitas und Schulen der Fall, wo Kinder miteinander toben und spielen. Beim eigenen Kind macht sich ein Lausbefall durch Kopfjucken bemerkbar. Häufiger werden Eltern jedoch mit einem Lausalarm aus Schule oder Kindergarten konfrontiert. Jetzt gilt es, erstmal Ruhe zu bewahren. Auch wenn der Gedanke an die krabbelnden Mitbewohner mehr als ungemütlich ist – Kopfläuse lassen sich sehr gut bekämpfen. </p><p class="bodytext">Zunächst muss allerdings geprüft werden, ob das eigene Kind schon Kopfläuse hat. Dazu scheitelt man die Haare an mehreren Stellen und sucht die Kopfhaut nach Larven ab. Achten sollte man auch auf die typischen klebrigen braunen Lauseier und leere Eihüllen, die Nissen. Am ehesten lassen sich diese an den Schläfen, hinter den Ohren und im Nacken aufspüren. Erwachsene Läuse findet man, wenn man die feuchten Haare mit einem dichten Kamm durchkämmt. Das geht am besten so:</p><p class="bodytext"><ul><li>Haare mit einer handelsüblichen Spülung anfeuchten.</li><li>Mit einem Läuse- oder Nissenkamm Strähne für Strähne vom Haaransatz bis zur Spitze durchkämmen.</li><li>Nach jeder Strähne den Kamm auf Küchenpapier ausstreichen, das ausgestrichene Material nach Larven, Eiern und Läusen absuchen. Hier ist eine Lupe hilfreich.</li><li>Wurden Läuse, Larven, Eier oder Nissen gefunden, müssen alle Familienmitglieder auf Läuse kontrolliert werden. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Läuse- oder Nissenkämme gibt es aus Metall, Kunststoff oder Naturkautschuk in der Apotheke. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Zinken gerade sind und eng beieinander (&lt; 0,3 mm) stehen. Abgerundete Ecken schonen zudem die Kopfhaut. </p><p class="bodytext"><strong>Weg mit der Laus – aber wie? </strong></p><p class="bodytext">Gründliches Auskämmen mit dem Läusekamm eliminiert schon einen Teil der Läuse. Damit sie aber zuverlässig verschwinden, muss der befallene Kopf zusätzlich behandelt werden. Dafür werden die Kopfläuse erstickt. Zwei Verfahren stehen zur Auswahl: Neurotoxische Präparate lähmen die Atmung der Kopfläuse. Physikalische Mittel legen sich wie ein Film um die Laus, dringen in die Atemwege ein und verhindern dadurch die Sauerstoffaufnahme.</p><p class="bodytext"><ul><li>Zu den <strong>neurotoxischen Läusemitteln</strong> gehören die Wirkstoffe Permethrin, Pyrethrumextrakt oder Allethrin. Ihr Vorteil ist, dass sie meist schon bei einer Anwendung alle Lausstadien abtöten. Manchmal bilden die Läuse jedoch Resistenzen gegen die Wirkstoffe, d.h. die Mittel wirken nicht. Außerdem reagieren machen Menschen allergisch auf die neurotoxischen Anti-Laus-Mittel.</li><li><strong>Physikalische Wirkstoffe </strong>wie Dimeticon, Neem-Extrakt oder Paraffinöl zeichnen sich durch eine gute Verträglichkeit aus, Resistenzen bilden sich kaum. Allerdings sind sie schwächer in der Wirkung, weshalb mindestens zwei Anwendungen erforderlich sind (siehe unten „Läsuefahrplan“). </li></ul></p><p class="bodytext">Die Läusemittel gibt es flüssig als Lösungen, als Emulsionen oder als Gele. Egal welcher Wirkstoff eingesetzt wird: Der Beipackzettel muss gründlich gelesen und die Gebrauchsanweisung streng eingehalten werden, damit sich die Wirkung entfalten kann. Manche Produkte werden im feuchten, andere im trockenen Haar angewendet. Auch die erforderlichen Einwirkungszeiten unterscheiden sich, sie reichen von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vorsicht, einige Präparate sind entflammbar. Bei der Verwendung darf keinesfalls geraucht werden, offene Flammen und heißes Föhnen müssen ebenso vermieden werden! </p><p class="bodytext"><strong>Den richtigen Läusefahrplan beachten </strong></p><p class="bodytext">Unabhängig vom verwendeten Präparat empfiehlt das Robert Koch-Institut grundsätzlich eine Basis- und eine Wiederholungsbehandlung. Um alle erwachsenen Läuse, Larven und Eier zu erwischen, verläuft die Vertreibung der Kopflaus am besten nach folgendem Fahrplan:</p><p class="bodytext"><ul><li>Tag 1: nass auskämmen und Kopflausmittel anwenden</li><li>Tag 5: nass auskämmen</li><li>Tag 9: nass auskämmen und Kopflausmittel anwenden</li><li>Tag 13: nass auskämmen</li><li>Tag 17: nass auskämmen. </li></ul></p><p class="bodytext">Behandelt werden sollen alle Familienmitglieder, bei denen sich beim Auskämmen ein Läusebefall gezeigt hat. Ob lausfreie Menschen des gleichen Haushalts vorsorglich mitzubehandeln sind, wird unterschiedlich beurteilt. Im Zweifel sollte man Hausärzt*in oder Kinderärzt*in dazu befragen. </p><p class="bodytext">Die bei der Läusekur getragene Kleidung, die verwendeten Handtücher und die aktuell genutzte Bettwäsche sollten bei 60° C in der Waschmaschine gewaschen werden. Was diese Temperatur nicht aushält oder gar nicht gewaschen werden kann (z. B. Mützen), steckt man für eine Woche in einen dicht schließenden Plastiksack. Auf diese Weise sterben bzw. verhungern die Läuse. </p><p class="bodytext">Kämme, Bürsten oder Haarspangen reinigt man am besten in heißer Seifenlösung. Weitere Hygienemaßnahmen sind nicht erforderlich. Auch das häufig empfohlene Tieffrieren der Kuscheltiere, das Waschen der gesamten Bekleidung im Kleiderschrank sowie ein übertriebener Hausputz sorgen nur für Stress in der Familie. </p><p class="bodytext"><strong>Umfeld und Kindergarten informieren! </strong></p><p class="bodytext">Damit die Läuseplage gestoppt wird, ist es wichtig, die Menschen in der direkten Umgebung über den Kopflausbefall aufzuklären. Dazu gehören auch die Eltern von Vereinskameraden oder Spielfreunden des Kindes. Peinlich sein muss einem der Läusebefall nicht. Denn Läuse haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Und falsche Scham führt nur dazu, dass sich die Laus auf weiteren Köpfen verbreiten kann. </p><p class="bodytext">Nach dem Infektionsschutzgesetz sind Erziehungsberechtigte sogar dazu verpflichtet, den Kopflausbefall ihres Kindes dem Kindergarten oder der Schule mitzuteilen. Von dort wird dann das Gesundheitsamt informiert und die Eltern sämtlicher anderer Kinder benachrichtigt. </p><p class="bodytext">Nach der ersten Behandlung darf das Kind Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen. Manchmal ist dafür ein Attest erforderlich. Meist reicht es aber aus, wenn die Eltern schriftlich erklären, dass sie die Läusekur wie angegeben durchgeführt haben. Voraussetzung ist allerdings, dass sie am 9. Tag eine zweite Behandlung durchführen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Das Läuseauskämmen ist für viele Kinder eine langweilige oder gar unangenehme Prozedur. Man kann es ihnen leichter machen, wenn man ihnen dabei vorliest oder ihre Lieblings-CD laufen lässt. </p><p class="bodytext"><strong>Was tun, wenn die Laus nicht weicht? </strong></p><p class="bodytext">Wird der Kopf trotz Behandlung nicht lausfrei, kann das bei den neurotoxischen Wirkstoffen an Resistenzen liegen. In diesen Fällen ist der Wechsel auf ein anderes Produkt hilfreich. Viel häufiger sind jedoch Anwendungsfehler an der fehlenden Wirkung schuld:</p><p class="bodytext"><ul><li>zu kurze Einwirkungszeit, weil das Präparat zu früh ausgewaschen wurde</li><li>ungleichmäßiges Auftragen, Verwendung von zu wenig Wirkstoff</li><li>zu starke Verdünnung des Wirkstoffs durch Anwendung auf zu nassen Haaren</li><li>Aufsaugen des Wirkstoffs durch ein Handtuch, das bei der Anwendung um den Kopf gewickelt wurde. </li></ul></p><p class="bodytext">Oft kann in solchen Fällen schon die Apotheker*in helfen. Im Zweifel wissen auch die Hausärzt*in oder die Kinderärzt*in Rat.</p><p class="bodytext"> <strong>Manchmal besser doch in die Arztpraxis</strong></p><p class="bodytext"> Kopfläuse am Kinderkopf lassen sich gut in Eigenregie behandeln. Es gibt jedoch Situationen, in denen ärztlicher Rat eingeholt werden sollte. Das ist der Fall bei Säuglingen und sehr kleinen Kindern. Je nach Wirkstoff sind die Läusemittel nur für bestimmte Altersstufen zugelassen. Das am besten geeignete Mittel lässt man sich sicherheitshalber von der Kinderärzt*in empfehlen. </p><p class="bodytext">Auch wenn die juckende Kopfhaut schon wundgekratzt ist, sollte eine Ärzt*in sie vor dem Einsatz von Läusemitteln sicherheitshalber inspizieren. Solche Ekzeme finden sich meist hinter den Ohren, am Nacken und am Hinterkopf. Sind die Wunden offen, drohen Infektionen. </p><p class="bodytext">Die gleiche Vorsicht ist geboten, wenn die betroffenen Kinder an einer Hauterkrankungen leiden. Ist der Kopf von Neurodermitis oder Schuppenflechte befallen, sollte das Läusemittel z.B. keine irritierenden Duftstoffe enthalten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die Antiläusemittel Permethrin und Pyrethrum sind mit Stoffen aus der Chrysantheme verwandt. Bei Chrysanthemenallergie muss die Ärzt*in entscheiden, ob die Haare nur nass ausgekämmt werden dürfen oder ob es Läusemittel gibt, die man bedenkenlos anwenden darf. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugende Maßnahmen </strong></p><p class="bodytext">Eltern möchten ihren Nachwuchs häufig vor einem Läusebefall schützen. Das ist z.B. denkbar, wenn in der Schule Lausalarm gegeben wurde, der Kinderkopf jedoch (noch) nicht befallen ist. Auch vor einem geplanten Aufenthalt mit engem Kontakt in überfüllten Hilfseinrichtung möchten manche Menschen gerne vorbeugende Maßnahmen ergreifen. </p><p class="bodytext">Dafür haben sich einige Hersteller etwas einfallen lassen. So gibt es ein Läuseabwehrspray mit einem Extrakt aus Zitroneneukalyptus, das auf den Kopf gesprüht wird. Der Extrakt bildet eine Art Schutzschild um das Haar und soll dazu führen, dass die Läuse Haare nicht mehr als solche erkennen. Die Wirkung soll bis zwölf Stunden anhalten. </p><p class="bodytext">Ein anderes Produkt aus Dimeticon und Activdiol<sup>®</sup> wird nach der Haarwäsche ins feuchte Haar gesprüht. Es soll die Laus schädigen, bevor sie sich festsetzen und vermehren kann. Das Spray soll mindestens zweimal wöchentlich angewendet werden. </p><p class="bodytext">Eine Kombination aus physikalischem Läusemittel und vorbeugend wirkendem Läuseschutzfaktor ist als Shampoo in der Apotheke erhältlich. Es wird auf trockenem Haar angewendet und nach 15 Minuten Einwirkungszeit ausgespült. Vorhandene Läuse werden damit abgetötet, der Schutz vor weiteren Kopfläusen soll drei Tage lang anhalten. </p><p class="bodytext">Quellen: Robert Koch-Institut, Deutsche Apotheker Zeitung</p>

<p class="bodytext">Auch wenn eine chronische Verstopfung nicht lebensbedrohlich ist: Völlegefühl, Blähungen und schmerzhafte Toilettengänge schränken die Lebensqualität der Betroffenen oft erheblich ein. Entsprechend viele Selbsthilfe-Tipps kursieren - von Ballaststoffen über Bewegung, Biofeedback und Medikamente. Doch was hilft wirklich, um den Darm in Schwung zu bringen? </p><p class="bodytext"><strong>Frauen und Ältere besonders betroffen </strong></p><p class="bodytext">Die chronische Verstopfung (Obstipation) ist weit verbreitet. Etwa 15% der Bevölkerung sollen darunter leiden, besonders häufig betroffen sind Frauen und ältere Menschen. Bis vor kurzem wurde die Erkrankung vor allem nach der Häufigkeit der Stuhlentleerung pro Woche definiert. Heute orientiert sich die Diagnose gleichermaßen an subjektiven Beschwerden und objektiven Kriterien. Als chronisch verstopft gilt, wer seit mindestens drei Monaten ohne Abführmittel nur selten weiche Stühle hat und unter zwei oder mehr der folgenden Beschwerden leidet:</p><p class="bodytext"><ul><li>klumpiger oder harter Stuhl (bei mehr als 25% der Stuhlentleerungen, gilt ebenso bei den folgenden Beschwerden)</li><li>starkes Pressen</li><li>subjektive unvollständige Entleerung</li><li>subjektive Obstruktion (das Gefühl eines Hindernisses im Darm)</li><li>Erleichterung der Entleerung mit den Fingern</li><li>weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Was bremst den Darm</strong>? </p><p class="bodytext">Warum der Darm bei manchen Menschen so träge ist, wird bisher nur in Ansätzen verstanden. Eine eindeutige Ursache liegt vor, wenn der Auslöser eine Krankheit ist. Dann spricht man von einer sekundären Obstipation. Das ist etwa der Fall bei</p><p class="bodytext"><ul><li>neurologischen Erkrankungen. Dazu gehören Nervenschädigungen, wie sie beim Diabetes vorkommen oder die Verletzung von Nervenbahnen durch Querschnittslähmung.</li><li> hormonellen Erkrankungen. Dazu zählen hormonelle Schwankungen in der Schwangerschaft oder der zweiten Zyklushälfte oder auch Hormonstörungen der Schilddrüse</li><li> chronischen Krankheiten wie Amyloidose oder Kollagenosen, die sich auch auf den Darm ausbreiten und ihn dadurch bremsen</li><li>Veränderungen, die die Entleerung direkt am Darmausgang erschweren. Dazu gehören Beckenbodenstörungen, der Analprolaps oder die Rektozele.</li></ul></p><p class="bodytext"> Liegt der Verstopfung keine Erkrankung zu Grunde, ist der Fall komplizierter. Theorien gibt es viele: So sollen faserarmen Kost oder Bewegungsmangel die Verstopfung verursachen. Auch eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme oder abrupte Änderungen der Lebensumstände werden oft für die Beschwerden verantwortlich gemacht. Allerdings gibt es bisher keine Studien, die diese Annahmen beweisen. Expert*innen gehen davon aus, dass die genannten Faktoren vor allem dann ein Auslöser sind, wenn Betroffene sowieso eine Veranlagung zur Verstopfung haben. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Verstopfung ist oft eine Nebenwirkung von Medikamenten. Das ist etwa der Fall bei einigen Antidepressiva (z. B. Amitryptilin, Moclobemid, Citalopram und Duloxetin), Hochdruckmedikamenten wie Betablocker und Kalziumkanalblocker, Entwässerungsmitteln und Opioiden. Auch Eisenpräparate und Protonenpumpenhemmer können verstopfen. Es lohnt sich also, die Präparate mit der Apotheker*in oder Hausärzt*in durchzugehen. </p><p class="bodytext"><strong>Was bringt den Darm in Schwung? </strong></p><p class="bodytext">Auch wenn die Ursache für die Verstopfung nicht immer klar ist, gibt es doch erprobte Praxistipps gegen die Beschwerden. Die Basismaßnahme gegen Verstopfung ist ein geregelter Tagesablauf. Morgens sollte man in Ruhe frühstücken und danach den Toilettengang einplanen. Der Stuhlgang soll möglichst nicht unterdrückt werden – auch wenn es bisher keine Beweise dafür gibt, dass dies zu einer chronischen Verstopfung führt. An weiteren Allgemeinmaßnahmen empfehlen die Leitlinien:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Ausreichend trinken</strong>. Dafür reichen 1,5 bis 2 Liter am Tag. Mehr bringt nicht mehr, d.h. eine größeren Trinkmenge hat kein Effekt auf die Verstopfung.</li><li><strong>Ausgewogen ernähren</strong>. Dazu gehören Quell- und Ballaststoffe, wie sie in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten vorkommen. Sie lockern den Stuhl und beschleunigen die Darmpassage. Ein etablierter Richtwert sind etwa 30 g Ballaststoffe/Tag. In einem mittelgroßen Apfel stecken davon etwa 3 g.</li><li><strong>Inaktivität vermeiden</strong>. Das gilt besonders für ältere Menschen. Dabei reichen die üblichen Alltagsaktivitäten aus, um den Darm in Schwung zu halten. D.h., nach dem Essen einen kleinen Spaziergang einzulegen, jede Möglichkeit zu gehen zu nutzen und nicht zu viel herumzusitzen. Mehr Bewegung mag aus anderen Gründen empfehlenswert sein, hat aber keine Auswirkung auf die Darmtätigkeit. </li></ul></p><p class="bodytext">In vielen Fällen reichen diese Maßnahmen aber nicht aus, um den Darm bei chronischer Verstopfung wieder in Schwung zu bringen. Viele Menschen schaffen es auch nicht, die erforderliche Menge an Ballaststoffen über die Nahrung zu sich zu nehmen – die durchschnittliche Aufnahme liegt in Deutschland bei etwa 20 g. In diesen Fällen kommen zusätzliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen und Weizenkleie ins Spiel. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Flohsamenschalen </strong>sollte man täglich ein bis zwei Teelöffel zu sich nehmen. Diese werden in 200 bis 400 ml Wasser oder Saft angerührt. Man trinkt sie direkt oder nach kurzem Vorquellen. Eine Alternative sind pulverisierte Flohsamenschalen aus der Apotheke. Das Pulver ist feiner, leichter zu dosieren und z.T. mit Geschmacksstoffen angesetzt. </li><li>Auch <strong>Weizenkleie </strong>enthält viele Ballaststoffe. Pur schmeckt sie allerdings recht bitter. Am besten rührt man sie deswegen in Müsli, Quark oder Joghurt ein und lässt sie kurz quellen. 70 g Weizenkleie haben etwa 30 g Ballaststoffe in sich – also die empfohlene Tagesration. Bei der Dosierung sollten allerdings die über den Rest der Nahrung aufgenommenen Ballaststoffe berücksichtigt werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Sowohl für Weizenkleie als auch für Flohsamenschalen gilt: Die Ballaststoff-Booster müssen immer mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden, damit sie nicht den gegenteiligen Effekt haben! Bei manchen Betroffenen lösen die ungewohnten Ballaststoffe außerdem Blähungen und Bauchschmerzen aus. In diesem Fall sollte man mit einer geringen Dosis starten und diese Tag für Tag steigern. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Auch ballaststoffreiches Obst kann die Verstopfung lindern. Besonders geeignet sind Kiwi, Mango oder Pflaumen. Voraussetzung ist allerdings, dass davon täglich zwei Portionen (insgesamt 300 g) verzehrt werden. </p><p class="bodytext">Einen anderen Ansatzpunkt bieten Probiotika, also Präparate mit Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien. Diese sollen die Zusammensetzung der körpereigenen Darmbakterien (Darmflora) verbessern und so die Verdauung verbessern. Tatsächlich unterscheidet sich die Darmflora von Patienten mit Verstopfung von der Darmflora gesunder Menschen. Dennoch ist unklar, ob dieser Ansatz wirklich funktioniert. In einigen Studien konnten Probiotika die Häufigkeit der Darmentleerung zwar steigern und die Stuhlkonsistenz verbessern. Insgesamt ist die Studienlage allerdings widersprüchlich. Ein Versuch mit Probiotika schadet jedoch nicht und ist deshalb durchaus zu erwägen. Ein Erfolg sollte sich spätestens nach vier- bis sechswöchiger Einnahme einstellen </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Flohsamen und Kleie nicht reichen </strong></p><p class="bodytext">Wenn „sanfte“ Methoden nicht greifen, helfen oft nur Medikamente. Welche Präparate sich eignen, ist zum Beispiel davon abhängig, ob die Betroffene unter Entleerungsstörungen leidet. Das bedeutet, dass der Stuhl zwar den Enddarm erreicht, der Stuhl aber nicht problemlos abgesetzt werden kann (z.B. durch Beckenbodenstörungen). Ist das nicht der Fall, sind Abführmitteln wie Makrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat die erste Wahl:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Macrogol </strong>ist osmotisch wirksam (es zieht Wasser in den Darm) und wirkt auf diese Weise abführend. Es wird unverändert ausgeschieden und gilt als besonders verträglich.</li><li> </li><li><strong>Natriumpicosulfat </strong>und <strong>Bisacodyl </strong>regen die Darmbewegungen an. Außerdem fördern sie die Ansammlung von Wasser und Elektrolyten im Darm und machen dadurch den Stuhl weicher. Ihre Wirkung tritt sechs bis zwölf Stunden nach Einnahme ein. Für die Unterstützung des morgendlichen Stuhlgangs nimmt man sie abends zu sich. Als Nebenwirkung sind krampfartige Bauchschmerzen möglich. </li></ul></p><p class="bodytext">Die genaue Dosierung ist sehr vom Einzelfall abhängig. Eine ausführliche und individuelle Beratung gibt es in der Apotheke. Übrigens: Auch eine Langzeittherapie ist Expert*innen zufolge ausdrücklich möglich. Zu der früher gefürchteten Gewöhnung mit Wirkverlust kommt es nur äußerst selten. </p><p class="bodytext">Bringen die genannten Präparate kein Ergebnis, empfehlen die Leitlinien folgende Wirkstoffe:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Anthrachinone </strong>stimulieren den Darm wie Bisacodyl. Bei ihrer Anwendung kann es zu starken krampfartigen Bauchschmerzen kommen, häufig verfärbt sich auch der Urin.</li><li>Zucker und Zuckeralkohole wie z. B. <strong>Lactulose </strong>wirken osmotisch und dadurch abführend. Bei manchen Menschen lösen sie starke Blähungen und Bauchschmerzen aus. Langfristig angewendet, können sie zu Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt führen. </li></ul></p><p class="bodytext">Abführmittel lassen sich übrigens auch miteinander kombinieren. Vor allem bei Präparaten mit unterschiedlichen Wirkprinzipien sind die Erfolgschancen gut. Zur Frage, welche Kombinationen sinnvoll sind, gibt es Rat in der Apotheke oder bei der behandelnden Ärzt*in. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Alte Hausmittel wie Glaubersalz oder Bittersalz sollte man besser meiden. Hier drohen schwere Nebenwirkungen wie Darmlähmung oder Nierenschäden. Paraffinöl ist gefährlich, weil es oft versehentlich in die Lunge gelangt und dann schwere Lungenentzündungen auslöst. </p><p class="bodytext"><strong>Abführhilfe über den Enddarm </strong></p><p class="bodytext">Lässt sich bei Entleerungsstörungen der Stuhl nicht problemlos absetzen, helfen Zäpfchen oder Klistieren. Zäpfchen werden dafür über den Anus eingeführt. Bei Klistieren gelangt der Wirkstoff als Einlauf über ein Kunststoffröhrchen in den Enddarm. Je nach Menge entstammt er einer kleinen Tube oder einer Flasche. </p><p class="bodytext">Bei Zäpfchen und Klistieren gibt es verschiedene Inhaltsstoffe. Sie alle wirken schnell, d.h. innerhalb von 15 Minuten bis einer Stunde nach Anwendung, haben aber unterschiedliche Ansatzpunkte:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Bisacodyl </strong>erhöht die Wandspannung im Enddarm und unterstützt dadurch die Entleerung.</li><li><strong>Sorbitol </strong>wirkt osmotisch (wasseranziehend) und erweicht harten Stuhl.</li><li><strong>CO2-Bildne</strong>r und <strong>Glycerol </strong>stimulieren den Entleerungsreflex direkt.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Zäpfchen und Klysmen eignen sich nicht nur bei Entleerungsstörungen. Sie nützen auch bei der „normalen“ idiopathischen Verstopfung, vor allem in der Kombination mit Abführmitteln. </p><p class="bodytext"><strong>Verschreibungspflichtige Medikamente </strong></p><p class="bodytext">Für schwere Fälle von Verstopfung gibt es verschreibungspflichtige Medikamente. Eines davon ist <strong>Prucaloprid</strong>, das die Darmbewegungen anregt. Es erleichtert damit die Stuhlentleerung und reduziert Blähungen. Als Nebenwirkungen drohen vor allem am ersten Behandlungstag Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Dies legt sich ab dem zweiten Behandlungstag meist wieder. </p><p class="bodytext">Bei Patient*innen, bei denen selbst Prucaloprid nicht wirksam ist oder das Präparat nicht vertragen wird, kommt <strong>Linaclotid </strong>zum Einsatz. Dieser Wirkstoff führt dazu, dass die Darmschleimhaut Wasser und Chlorid in den Darm sezerniert. Dadurch wird der Stuhl weicher und leichter ausgeschieden. Außerdem lindert Linaclotid Bauchschmerzen und bessert Blähungen. Nebenwirkung sind milde bis mittelschwere Durchfälle. Linaclotid ist zur Behandlung der Verstopfung zugelassen, wird aber von den Kassen nicht erstattet. Die Patient*in muss die Behandlung deshalb selbst bezahlen. </p><p class="bodytext">Ebenfalls verschreibungspflichtig sind <strong>Naloxon </strong>und <strong>Methylnaltrexon</strong>. Diese Substanzen verordnet die Ärzt*in, wenn die Verstopfung auf einer Schmerztherapie mit Opioiden beruht und andere Maßnahmen nicht ausreichend helfen. Sie blockieren die (unerwünschte) verstopfende Wirkung der Opiate am Darm, ohne die schmerzlindernde zentrale Wirkung aufzuheben. </p><p class="bodytext"><strong>Biofeedback und andere komplementäre Verfahren</strong></p><p class="bodytext"> Nicht immer müssen es übrigens Medikamente oder andere Präparate zum Einnehmen sein. Beruht die Verstopfung auf Beckenbodenstörungen, empfehlen Expert*innen das Biofeedback. Hierbei lernt die Patient*in, den Schließmuskel besser zu koordinieren, d.h. zum richtigen Zeitpunkt zu entspannen. Mithilfe einer Analsonde und eines angeschlossenen Messgeräts lässt sich erkennen, ob der Schließmuskel entspannt (grünes Licht) oder angespannt (rotes Licht) ist, so dass die Patient*in lernt, beide Zustände bewusst herbeizuführen. </p><p class="bodytext">Und auch die Alternativmedizin hat einiges im Angebot, etwa die Akupunktur. Ob sie wirklich hilft, ist allerdings nicht ganz klar. Zumindest die Ohrakupunktur, elektrische Akupunktur und traditionelle Akupunktur waren in einigen Studien erfolgreich. Da keine ernsten Nebenwirkungen zu erwarten sind, spricht nichts dagegen, das Nadeln auszuprobieren. </p><p class="bodytext">Bauchdecken- und Kolonmassagen werden ebenso immer wieder zur Behandlung chronischer Verstopfung empfohlen. Man massiert dabei in Richtung Darmpassage, also unterhalb des Brustkorbes entlang des Dickdarms von rechts nach links und dann nach unten. Ergebnisse aus Studien legen allerdings nahe, dass die Massagen eher subjektiv wohltuend sind und keine messbare Wirkung auf die Stuhlentleerung haben. Beruht die Verstopfung auf einer Querschnittslähmung oder einer Multiplen Sklerose, können Kolonmassagen aber durchaus hilfreich sein. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Häufig wird die externe Elektrostimulation zur Behandlung von Verstopfung angeboten. Die aktuellen Leitlinien geben dazu aufgrund der eingeschränkten Datenlage jedoch keine Empfehlung. </p><p class="bodytext"><strong>Verstopfung mit dem Skalpell lösen? </strong></p><p class="bodytext">Chirurgische Maßnahmen kommen nur bei schwerster Verstopfung in Frage. Der Eingriff ist drastisch: Chirurg*innen entfernen dabei den Dickdarm und verbinden den Dünndarm direkt mit dem Enddarm (Kolektomie mit ileorektaler Anastomose). Noch seltener eingesetzt wird die Sakralnervenstimulation über einen eingepflanzten „Darmschrittmacher“. Ob und welche Patient*innen von dieser Therapie profitieren, ist noch unklar.</p><p class="bodytext"> Quellen: Leitlinie Obstipation </p>

<p class="bodytext">Auch wenn eine chronische Verstopfung nicht lebensbedrohlich ist: Völlegefühl, Blähungen und schmerzhafte Toilettengänge schränken die Lebensqualität der Betroffenen oft erheblich ein. Entsprechend viele Selbsthilfe-Tipps kursieren - von Ballaststoffen über Bewegung, Biofeedback und Medikamente. Doch was hilft wirklich, um den Darm in Schwung zu bringen? </p><p class="bodytext"><strong>Frauen und Ältere besonders betroffen </strong></p><p class="bodytext">Die chronische Verstopfung (Obstipation) ist weit verbreitet. Etwa 15% der Bevölkerung sollen darunter leiden, besonders häufig betroffen sind Frauen und ältere Menschen. Bis vor kurzem wurde die Erkrankung vor allem nach der Häufigkeit der Stuhlentleerung pro Woche definiert. Heute orientiert sich die Diagnose gleichermaßen an subjektiven Beschwerden und objektiven Kriterien. Als chronisch verstopft gilt, wer seit mindestens drei Monaten ohne Abführmittel nur selten weiche Stühle hat und unter zwei oder mehr der folgenden Beschwerden leidet:</p><p class="bodytext"><ul><li>klumpiger oder harter Stuhl (bei mehr als 25% der Stuhlentleerungen, gilt ebenso bei den folgenden Beschwerden)</li><li>starkes Pressen</li><li>subjektive unvollständige Entleerung</li><li>subjektive Obstruktion (das Gefühl eines Hindernisses im Darm)</li><li>Erleichterung der Entleerung mit den Fingern</li><li>weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Was bremst den Darm</strong>? </p><p class="bodytext">Warum der Darm bei manchen Menschen so träge ist, wird bisher nur in Ansätzen verstanden. Eine eindeutige Ursache liegt vor, wenn der Auslöser eine Krankheit ist. Dann spricht man von einer sekundären Obstipation. Das ist etwa der Fall bei</p><p class="bodytext"><ul><li>neurologischen Erkrankungen. Dazu gehören Nervenschädigungen, wie sie beim Diabetes vorkommen oder die Verletzung von Nervenbahnen durch Querschnittslähmung.</li><li> hormonellen Erkrankungen. Dazu zählen hormonelle Schwankungen in der Schwangerschaft oder der zweiten Zyklushälfte oder auch Hormonstörungen der Schilddrüse</li><li> chronischen Krankheiten wie Amyloidose oder Kollagenosen, die sich auch auf den Darm ausbreiten und ihn dadurch bremsen</li><li>Veränderungen, die die Entleerung direkt am Darmausgang erschweren. Dazu gehören Beckenbodenstörungen, der Analprolaps oder die Rektozele.</li></ul></p><p class="bodytext"> Liegt der Verstopfung keine Erkrankung zu Grunde, ist der Fall komplizierter. Theorien gibt es viele: So sollen faserarmen Kost oder Bewegungsmangel die Verstopfung verursachen. Auch eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme oder abrupte Änderungen der Lebensumstände werden oft für die Beschwerden verantwortlich gemacht. Allerdings gibt es bisher keine Studien, die diese Annahmen beweisen. Expert*innen gehen davon aus, dass die genannten Faktoren vor allem dann ein Auslöser sind, wenn Betroffene sowieso eine Veranlagung zur Verstopfung haben. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Verstopfung ist oft eine Nebenwirkung von Medikamenten. Das ist etwa der Fall bei einigen Antidepressiva (z. B. Amitryptilin, Moclobemid, Citalopram und Duloxetin), Hochdruckmedikamenten wie Betablocker und Kalziumkanalblocker, Entwässerungsmitteln und Opioiden. Auch Eisenpräparate und Protonenpumpenhemmer können verstopfen. Es lohnt sich also, die Präparate mit der Apotheker*in oder Hausärzt*in durchzugehen. </p><p class="bodytext"><strong>Was bringt den Darm in Schwung? </strong></p><p class="bodytext">Auch wenn die Ursache für die Verstopfung nicht immer klar ist, gibt es doch erprobte Praxistipps gegen die Beschwerden. Die Basismaßnahme gegen Verstopfung ist ein geregelter Tagesablauf. Morgens sollte man in Ruhe frühstücken und danach den Toilettengang einplanen. Der Stuhlgang soll möglichst nicht unterdrückt werden – auch wenn es bisher keine Beweise dafür gibt, dass dies zu einer chronischen Verstopfung führt. An weiteren Allgemeinmaßnahmen empfehlen die Leitlinien:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Ausreichend trinken</strong>. Dafür reichen 1,5 bis 2 Liter am Tag. Mehr bringt nicht mehr, d.h. eine größeren Trinkmenge hat kein Effekt auf die Verstopfung.</li><li><strong>Ausgewogen ernähren</strong>. Dazu gehören Quell- und Ballaststoffe, wie sie in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten vorkommen. Sie lockern den Stuhl und beschleunigen die Darmpassage. Ein etablierter Richtwert sind etwa 30 g Ballaststoffe/Tag. In einem mittelgroßen Apfel stecken davon etwa 3 g.</li><li><strong>Inaktivität vermeiden</strong>. Das gilt besonders für ältere Menschen. Dabei reichen die üblichen Alltagsaktivitäten aus, um den Darm in Schwung zu halten. D.h., nach dem Essen einen kleinen Spaziergang einzulegen, jede Möglichkeit zu gehen zu nutzen und nicht zu viel herumzusitzen. Mehr Bewegung mag aus anderen Gründen empfehlenswert sein, hat aber keine Auswirkung auf die Darmtätigkeit. </li></ul></p><p class="bodytext">In vielen Fällen reichen diese Maßnahmen aber nicht aus, um den Darm bei chronischer Verstopfung wieder in Schwung zu bringen. Viele Menschen schaffen es auch nicht, die erforderliche Menge an Ballaststoffen über die Nahrung zu sich zu nehmen – die durchschnittliche Aufnahme liegt in Deutschland bei etwa 20 g. In diesen Fällen kommen zusätzliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen und Weizenkleie ins Spiel. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Flohsamenschalen </strong>sollte man täglich ein bis zwei Teelöffel zu sich nehmen. Diese werden in 200 bis 400 ml Wasser oder Saft angerührt. Man trinkt sie direkt oder nach kurzem Vorquellen. Eine Alternative sind pulverisierte Flohsamenschalen aus der Apotheke. Das Pulver ist feiner, leichter zu dosieren und z.T. mit Geschmacksstoffen angesetzt. </li><li>Auch <strong>Weizenkleie </strong>enthält viele Ballaststoffe. Pur schmeckt sie allerdings recht bitter. Am besten rührt man sie deswegen in Müsli, Quark oder Joghurt ein und lässt sie kurz quellen. 70 g Weizenkleie haben etwa 30 g Ballaststoffe in sich – also die empfohlene Tagesration. Bei der Dosierung sollten allerdings die über den Rest der Nahrung aufgenommenen Ballaststoffe berücksichtigt werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Sowohl für Weizenkleie als auch für Flohsamenschalen gilt: Die Ballaststoff-Booster müssen immer mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden, damit sie nicht den gegenteiligen Effekt haben! Bei manchen Betroffenen lösen die ungewohnten Ballaststoffe außerdem Blähungen und Bauchschmerzen aus. In diesem Fall sollte man mit einer geringen Dosis starten und diese Tag für Tag steigern. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Auch ballaststoffreiches Obst kann die Verstopfung lindern. Besonders geeignet sind Kiwi, Mango oder Pflaumen. Voraussetzung ist allerdings, dass davon täglich zwei Portionen (insgesamt 300 g) verzehrt werden. </p><p class="bodytext">Einen anderen Ansatzpunkt bieten Probiotika, also Präparate mit Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien. Diese sollen die Zusammensetzung der körpereigenen Darmbakterien (Darmflora) verbessern und so die Verdauung verbessern. Tatsächlich unterscheidet sich die Darmflora von Patienten mit Verstopfung von der Darmflora gesunder Menschen. Dennoch ist unklar, ob dieser Ansatz wirklich funktioniert. In einigen Studien konnten Probiotika die Häufigkeit der Darmentleerung zwar steigern und die Stuhlkonsistenz verbessern. Insgesamt ist die Studienlage allerdings widersprüchlich. Ein Versuch mit Probiotika schadet jedoch nicht und ist deshalb durchaus zu erwägen. Ein Erfolg sollte sich spätestens nach vier- bis sechswöchiger Einnahme einstellen </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Flohsamen und Kleie nicht reichen </strong></p><p class="bodytext">Wenn „sanfte“ Methoden nicht greifen, helfen oft nur Medikamente. Welche Präparate sich eignen, ist zum Beispiel davon abhängig, ob die Betroffene unter Entleerungsstörungen leidet. Das bedeutet, dass der Stuhl zwar den Enddarm erreicht, der Stuhl aber nicht problemlos abgesetzt werden kann (z.B. durch Beckenbodenstörungen). Ist das nicht der Fall, sind Abführmitteln wie Makrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat die erste Wahl:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Macrogol </strong>ist osmotisch wirksam (es zieht Wasser in den Darm) und wirkt auf diese Weise abführend. Es wird unverändert ausgeschieden und gilt als besonders verträglich.</li><li> </li><li><strong>Natriumpicosulfat </strong>und <strong>Bisacodyl </strong>regen die Darmbewegungen an. Außerdem fördern sie die Ansammlung von Wasser und Elektrolyten im Darm und machen dadurch den Stuhl weicher. Ihre Wirkung tritt sechs bis zwölf Stunden nach Einnahme ein. Für die Unterstützung des morgendlichen Stuhlgangs nimmt man sie abends zu sich. Als Nebenwirkung sind krampfartige Bauchschmerzen möglich. </li></ul></p><p class="bodytext">Die genaue Dosierung ist sehr vom Einzelfall abhängig. Eine ausführliche und individuelle Beratung gibt es in der Apotheke. Übrigens: Auch eine Langzeittherapie ist Expert*innen zufolge ausdrücklich möglich. Zu der früher gefürchteten Gewöhnung mit Wirkverlust kommt es nur äußerst selten. </p><p class="bodytext">Bringen die genannten Präparate kein Ergebnis, empfehlen die Leitlinien folgende Wirkstoffe:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Anthrachinone </strong>stimulieren den Darm wie Bisacodyl. Bei ihrer Anwendung kann es zu starken krampfartigen Bauchschmerzen kommen, häufig verfärbt sich auch der Urin.</li><li>Zucker und Zuckeralkohole wie z. B. <strong>Lactulose </strong>wirken osmotisch und dadurch abführend. Bei manchen Menschen lösen sie starke Blähungen und Bauchschmerzen aus. Langfristig angewendet, können sie zu Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt führen. </li></ul></p><p class="bodytext">Abführmittel lassen sich übrigens auch miteinander kombinieren. Vor allem bei Präparaten mit unterschiedlichen Wirkprinzipien sind die Erfolgschancen gut. Zur Frage, welche Kombinationen sinnvoll sind, gibt es Rat in der Apotheke oder bei der behandelnden Ärzt*in. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Alte Hausmittel wie Glaubersalz oder Bittersalz sollte man besser meiden. Hier drohen schwere Nebenwirkungen wie Darmlähmung oder Nierenschäden. Paraffinöl ist gefährlich, weil es oft versehentlich in die Lunge gelangt und dann schwere Lungenentzündungen auslöst. </p><p class="bodytext"><strong>Abführhilfe über den Enddarm </strong></p><p class="bodytext">Lässt sich bei Entleerungsstörungen der Stuhl nicht problemlos absetzen, helfen Zäpfchen oder Klistieren. Zäpfchen werden dafür über den Anus eingeführt. Bei Klistieren gelangt der Wirkstoff als Einlauf über ein Kunststoffröhrchen in den Enddarm. Je nach Menge entstammt er einer kleinen Tube oder einer Flasche. </p><p class="bodytext">Bei Zäpfchen und Klistieren gibt es verschiedene Inhaltsstoffe. Sie alle wirken schnell, d.h. innerhalb von 15 Minuten bis einer Stunde nach Anwendung, haben aber unterschiedliche Ansatzpunkte:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Bisacodyl </strong>erhöht die Wandspannung im Enddarm und unterstützt dadurch die Entleerung.</li><li><strong>Sorbitol </strong>wirkt osmotisch (wasseranziehend) und erweicht harten Stuhl.</li><li><strong>CO2-Bildne</strong>r und <strong>Glycerol </strong>stimulieren den Entleerungsreflex direkt.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Zäpfchen und Klysmen eignen sich nicht nur bei Entleerungsstörungen. Sie nützen auch bei der „normalen“ idiopathischen Verstopfung, vor allem in der Kombination mit Abführmitteln. </p><p class="bodytext"><strong>Verschreibungspflichtige Medikamente </strong></p><p class="bodytext">Für schwere Fälle von Verstopfung gibt es verschreibungspflichtige Medikamente. Eines davon ist <strong>Prucaloprid</strong>, das die Darmbewegungen anregt. Es erleichtert damit die Stuhlentleerung und reduziert Blähungen. Als Nebenwirkungen drohen vor allem am ersten Behandlungstag Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Dies legt sich ab dem zweiten Behandlungstag meist wieder. </p><p class="bodytext">Bei Patient*innen, bei denen selbst Prucaloprid nicht wirksam ist oder das Präparat nicht vertragen wird, kommt <strong>Linaclotid </strong>zum Einsatz. Dieser Wirkstoff führt dazu, dass die Darmschleimhaut Wasser und Chlorid in den Darm sezerniert. Dadurch wird der Stuhl weicher und leichter ausgeschieden. Außerdem lindert Linaclotid Bauchschmerzen und bessert Blähungen. Nebenwirkung sind milde bis mittelschwere Durchfälle. Linaclotid ist zur Behandlung der Verstopfung zugelassen, wird aber von den Kassen nicht erstattet. Die Patient*in muss die Behandlung deshalb selbst bezahlen. </p><p class="bodytext">Ebenfalls verschreibungspflichtig sind <strong>Naloxon </strong>und <strong>Methylnaltrexon</strong>. Diese Substanzen verordnet die Ärzt*in, wenn die Verstopfung auf einer Schmerztherapie mit Opioiden beruht und andere Maßnahmen nicht ausreichend helfen. Sie blockieren die (unerwünschte) verstopfende Wirkung der Opiate am Darm, ohne die schmerzlindernde zentrale Wirkung aufzuheben. </p><p class="bodytext"><strong>Biofeedback und andere komplementäre Verfahren</strong></p><p class="bodytext"> Nicht immer müssen es übrigens Medikamente oder andere Präparate zum Einnehmen sein. Beruht die Verstopfung auf Beckenbodenstörungen, empfehlen Expert*innen das Biofeedback. Hierbei lernt die Patient*in, den Schließmuskel besser zu koordinieren, d.h. zum richtigen Zeitpunkt zu entspannen. Mithilfe einer Analsonde und eines angeschlossenen Messgeräts lässt sich erkennen, ob der Schließmuskel entspannt (grünes Licht) oder angespannt (rotes Licht) ist, so dass die Patient*in lernt, beide Zustände bewusst herbeizuführen. </p><p class="bodytext">Und auch die Alternativmedizin hat einiges im Angebot, etwa die Akupunktur. Ob sie wirklich hilft, ist allerdings nicht ganz klar. Zumindest die Ohrakupunktur, elektrische Akupunktur und traditionelle Akupunktur waren in einigen Studien erfolgreich. Da keine ernsten Nebenwirkungen zu erwarten sind, spricht nichts dagegen, das Nadeln auszuprobieren. </p><p class="bodytext">Bauchdecken- und Kolonmassagen werden ebenso immer wieder zur Behandlung chronischer Verstopfung empfohlen. Man massiert dabei in Richtung Darmpassage, also unterhalb des Brustkorbes entlang des Dickdarms von rechts nach links und dann nach unten. Ergebnisse aus Studien legen allerdings nahe, dass die Massagen eher subjektiv wohltuend sind und keine messbare Wirkung auf die Stuhlentleerung haben. Beruht die Verstopfung auf einer Querschnittslähmung oder einer Multiplen Sklerose, können Kolonmassagen aber durchaus hilfreich sein. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Häufig wird die externe Elektrostimulation zur Behandlung von Verstopfung angeboten. Die aktuellen Leitlinien geben dazu aufgrund der eingeschränkten Datenlage jedoch keine Empfehlung. </p><p class="bodytext"><strong>Verstopfung mit dem Skalpell lösen? </strong></p><p class="bodytext">Chirurgische Maßnahmen kommen nur bei schwerster Verstopfung in Frage. Der Eingriff ist drastisch: Chirurg*innen entfernen dabei den Dickdarm und verbinden den Dünndarm direkt mit dem Enddarm (Kolektomie mit ileorektaler Anastomose). Noch seltener eingesetzt wird die Sakralnervenstimulation über einen eingepflanzten „Darmschrittmacher“. Ob und welche Patient*innen von dieser Therapie profitieren, ist noch unklar.</p><p class="bodytext"> Quellen: Leitlinie Obstipation </p>

<p class="bodytext">Alle Monate wieder erscheint ein neues Wundermittel auf der Superfood-Bühne. Die Früchte, Samen oder Öle sollen entgiften, schlank machen, Haut und Haar verschönern sowie gegen Krebs helfen und Corona vorbeugen. Doch was ist dran an den Versprechen? Unser Ratgeber spricht Klartext. </p><p class="bodytext"><strong>Acai-Beere — Wunder oder Gift? </strong></p><p class="bodytext">Die kleine, olivenähnliche Beere ist ein wahrer Tausendsassa. Ihre antioxidativen Wirkstoffe sollen Falten glätten, schlank machen, gegen Krebs und Endometriose helfen. Den endgültigen Siegeszug trat die Wunderbeere an, nachdem sie von Ophrah Winfrey im US-TV als Verjüngungsmittel gepriesen wurde. Geerntet wird die fettig und erdig schmeckende Beere in Südamerika, vertrieben zumeist als gefriergetrocknetes Pulver in Kapseln, Säften und Pürree.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Das Fruchtfleisch der Beere besteht zu fast 50% aus Fett, u.a. aus Linolsäure und Ölsäure. Ihr Zuckergehalt ist recht gering. Die propagierten Effekte werden einem hohen Gehalt antioxidativ wirkender Anthocyane zugeschrieben. Außerdem enthält die Beere die fettlöslichen Vitamine E und D und im Fruchtmark steckt Mangan.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Die Preise von Acai-Beeren-Zubereitungen variieren stark. 100 g Pulver kosten zwischen 5 und 12 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft?</strong> Durch den Verzehr üblicher Mengen werden laut Verbraucherzentrale keine ernährungsphysiologisch relevanten Mengen an antioxidativen Anthocyanen aufgenommen. Von der im Internet beschriebenen Wirkungen wie Gewichtsabnahme, sexuelle Stimulation, Heilung von Krankheiten oder Verjüngung ist keine einzige wissenschaftlich belegt.</li><li><strong>Warnung.</strong> Verbraucherschützer*innen warnen vor Manganvergiftungen durch Acai-Beeren. Vor allem beim Verzehr von Acai-Säften kann der von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde festgelegte Mangan-Grenzwert von 11 mg/Tag für Erwachsene schnell überschritten werden. Weil man die Acai-Beeren in den Herkunftsländern mit großen Dieselmotoren trocknet, sind sie außerdem oft mit Schadstoffen belastet.</li><li><strong>Heimische Alternativen.</strong> Blaubeeren, Rotkohl, Schwarze Johannisbeeren und Holunderbeeren enthalten ebenso reichlich antioxidativ wirkende Anthocyane.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Aus gesundheitlicher Sicht sind Acai-Beeren auf dem Speiseplan entbehrlich. Sie können zudem ganz ohne die Gefahr einer zu hohen Manganaufnahme gut mit heimischen Früchten ersetzt werden.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Chia-Samen — voll fetter Vorteile? </strong></p><p class="bodytext">Chia-Samen sind magische Energiespender — das behauptet zumindest das Internet. Ihr Gehalt an ungesättigten Fettsäuren soll außerdem den Blutdruck senken, das Herz-Kreislaufsystem stärken und Diabetes vorbeugen. Daneben wird eine Leistungssteigerung im Sport versprochen, als Zugabe winken gesunde Haut und schöne Haare. Durch ihr starkes Quellvermögen gelten Chia-Samen auch als Geheimwaffe beim Abnehmen. Chia ist sowohl in Backwaren und Müsli enthalten und wird auch direkt als Samen vertrieben.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>Ein Drittel ist Fett (mit einem hohen Anteil gesunder Alpha-Linolensäure), weshalb Chiasamen mit einem Energiegehalt von 580 kcl/100 g sehr nahrhaft sind. Drei Viertel der Kohlenhydrate sind quellfähige Ballaststoffe (etwa 34 g/100 mg). Bei den Proteinen sind vier essenzielle Aminosäuren vertreten, außerdem bieten Chia-Samen hohe Anteile an Calcium, Magnesium,Eisen und B-Vitaminen.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Chia-Samen kosten im Internet etwa 5 bis 20 Euro pro Kilo, Chia-Öl zwischen 50 und 100 Euro pro Liter.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Keine der im Internet beworbenen gesundheitlichen Wirkungen ist wissenschaftlich belegt. Aufgrund ihrer Quellwirkung soll die Zufuhr an Chia-Samen nicht mehr als 15 g, von Chia-Öl nicht mehr als 2 g/Tag betragen.</li><li><strong>Warnung.</strong> Wer Chia-Samen verzehrt, muss reichlich Flüssigkeit dazu trinken! Ansonsten kann es durch die starke Quellwirkung zu gefährlichen Verstopfungen kommen. Auch beim Verzehr in Gebäck und Müsli ist daran zu denken, dass die empfohlene Menge von 15 g/Tag nicht überschritten werden darf. Reizdarmpatient*innen und solche, die unter starken Blähungen leiden, sollten ganz auf Chia-Samen verzichten.</li><li><strong>Heimische Alternativen:</strong> Leinsamen bietet Ballaststoffe und reichlich gesunde Alpha-Linolensäure. Lein-, Raps- und Walnussöl sind Lieferanten der wichtigen Omega-3-Fettsäuren.</li><li><strong>Bewertung. </strong>Laut DGE sind Nahrungsergänzungsmittel für die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren nicht erforderlich. Empfohlen werden 0,5% der täglichen Kalorienzufuhr, bei einem Erwachsenen etw 1,3 Alpha-Linolensäure — das ist ein Esslöffel Rapsöl. Was die Ballaststoffe betrifft: Hier empfiehlt die DGE 30g/Tag. 15 g Chiasamen decken davon nur 17% . Auf Chia-Samen kann deshalb ohne gesundheitliche Einbußen verzichtet werden. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Goji-Beeren — Zuckerbombe statt Vitamin-C-Bombe? </strong></p><p class="bodytext">Der kleinen getrockneten Superbeere aus dem tibetischen Himalayagebiet wird eine wahre Fülle gesunder Inhaltsstoffen nachgesagt. Durch sie verspricht man sich eine Stärkung von Immunsystem und Muskelkraft. Das enthaltene Zeaxanthin soll zudem die Augen schützen und einer Makuladegeneration vorbeugen. Aufgrund antientzündlicher Wirkungen der Beeren werden sie bei Allergien, Asthma, Krebs und Autoimmunerkrankungen empfohlen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>In 100 g Beeren finden sich etwa 48 mg Vitamin C, 349 kcal, 46 g Zucker, 13 g Ballaststoffe, 190 mg Calcium und 6,8 mg Eisen. Der gepriesene Vitamin-C-Gehalt ist damit vergleichbar mit heimischen Früchten. Außerdem enthält die Goji-Beere Zeaxanthin, ein sauerstoffhaltiges Carotinoid.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Für in Deutschland angebaute Goji-Beeren muss man etwa 10 Euro pro 100 g berappen. Chinesische oder tibetische Goji-Beeren sind mit 10 bis 40 Euro pro Kilo billiger.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft?</strong> Keine der bei der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde eingereichten Studien belegt die gesundheitsbezogenen Werbeaussagen zur Goji-Beere.</li><li><strong>Warnung. </strong>Die Inhaltsstoffe der Goji-Beeren scheinen mit Blutgerinnungshemmern vom Phenprocoumontyp (z. B. Marcumar<sup>®</sup> oder Coumadin<sup>®</sup>) zu interagieren. Bei Patient*innen, die regelmäßig solche Gerinnungshemmer einnehmen, drohen beim Verzehr von Goji-Beeren Blutungen. Zudem sind die aus China eingeführten Goji-Beeren oft mit Pestiziden, Schimmelgiften und Schwermetallen belastet. Für eine Mindestqualität sollte man bei chinesischen Erzeugnissen nur Produkte mit der Norm DIN EN ISO 9001 erwerben. Alternative dazu sind in Deutschland angebaute Goji-Beeren.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Die Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen lässt sich durch den Verzehr heimischen Gemüses und Obstes besser bewerkstelligen: Sie enthalten vergleichbar viel Vitamin C bei geringerer Kalorienzufuhr und geringerem Zuckergehalt.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Unter ökologischen und gesundheitlichen Aspekten sind die aus Asien importierten Goji-Beeren verzichtbar. Der hohe Vitamin-C-Gehalt wird durch den hohen Zuckergehalt relativiert, das Gleiche gilt für den Eisen- und Kalziumgehalt. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Granatapfel — der Weg ins </strong><strong>Paradies? </strong></p><p class="bodytext">Schon im Mittelalter wurden Liebestränke aus der auch Paradiesapfel genannten Frucht gebraut. Heute erhofft man sich eher gesundheitlichen Nutzen: Sein hoher Gehalt an Polyphenolen soll dem oxidativen Stress im Körper ein Ende machen. Der ist zentraler Bestandteil vieler Erkrankungen, weshalb der Granatapfel und seine Inhaltsstoffe gegen Alzheimer, Krebs, Potenzstörungen und vieles mehr ins Feld geführt werden.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Pro 100 g essbaren Anteils bietet der Granatapfel 74 kcal, 14 g Zucker, 4 g Ballaststoffe und 1,7 bzw. 1,2 g Protein und Fett. Sein Gehalt an Mikronährstoffen und Vitamin C ist gering. Dagegen hat er ein breites Gemisch aus Polyphenolen mit antioxidativer Wirkung.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Ein Liter Granatapfelsaft kostet zwischen 5 und 60 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Wissenschaftliche Belege für die dem Granatapfel zugeschriebenen Wirkungen gibt es nicht. Einzig für eine sehr moderate Senkung eines erhöhten Blutdrucks gibt es Hinweise.</li><li><strong>Warnung.</strong> Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, muss beim Verzehr von Granatapfelprodukten aufpassen: Die Inhaltsstoffe können zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Beispielsweise werden Sildenafil (Viagra®) und Blutgerinnungshemmer langsamer abgebaut und dadurch in ihrer Wirkung verstärkt.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung sind in heimischem Obst und Gemüse ausreichend vorhanden.</li><li><strong>Bewertung. </strong>Wer den Preis nicht scheut, kann Granatapfelsaft auf seinen Speiseplan setzen. Er schadet nicht, hat aber auch keine gesundheitlichen Vorteile. Zu bedenken sind die Transportwege und die dadurch schlechte Ökobilanz. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hanfsamen— nebenher ein bisschen high? </strong></p><p class="bodytext">Hanfsamen kannte man früher als Vogelfutter. Heute preist man die kleinen, nussig schmeckenden Samenkörner des Nutz- und Industriehanfs als Abnehmhilfe und Jungbrunnen. Die Antioxidanzien sollen das Immunsystem stärken, die Zellen vor Entartung schützen, Arthritis, Diabetes und anderen Erkrankungen vorbeugen. Männern wird suggeriert, dass die Inhaltsstoffe die Bildung von Testosteron fördern. Eine berauschende Wirkung sollen Hanfsamen nicht entfalten.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Hanfsamen enthalten 30 bis 40% Fett (im gepressten Hanföl bis zu 80% mehrfach ungesättigte Fettsäuren), 30 bis 35% Kohlenhydrate und 20 bis 24% Eiweiß. Das Eiweiß ist sehr wertvoll, weil alle essenziellen Aminosäuren vertreten sind. Ungeschälte Hanfsamen besitzen einen hohen Anteil an Ballaststoffen.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Ein Kilo Hanfsamen kostet zwischen 8 und 40 Euro. Es gibt ihn wahlweise aus Deutschland, Österreich und Europa.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Keines der Heilsversprechen ist wissenschaftlich bewiesen.</li><li><strong>Warnung. </strong>Hanfsamen enthalten von Natur aus kein berauschendes Tetrahydrocannabinol (THC). Bei der Ernte können die Samen jedoch mit den THC-reichen Blättern oder Stengeln der Pflanze in Kontakt kommen und auf diese Weise messbare THC-Spuren aufweisen.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Hanfsamen und Hanföl sind vor allem für Fischmuffel eine gesunde Bereicherung des Ernährungsplans. Außerdem ist die Proteinzusammensetzung vorteilhaft und die Ballaststoffe unterstützen die Verdauung. Wer in puncto THC völlig auf Nummer sicher gehen möchte, kann allerdings ohne gesundheitliche Einbußen auf Hanfsamen verzichten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Kokosöl und MCT-Öl — Wundermittel für Schwangere? </strong></p><p class="bodytext">Kokosnussprodukte haben eine atemberaubende Karriere hingelegt: Die aus dem Fett der Kokosnuss gewonnenen MCT-Öle sollen die Pfunde purzeln lassen, gegen Bluthochdruck und Diabetes helfen sowie Leber und Gehirn schützen. Dem nativen Kokosöl sagt man antientzündliche und herzschützende Wirkungen nach. Daneben wird es als Geheimmittel für werdende Mütter propagiert. Es soll sie zu Schönheitsköniginnen machen, schwangerschaftsbedingte Übelkeit, Sodbrennen und Verstopfung vertreiben und nach der Geburt die Muttermilch zum Fließen bringen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Kokosöl besteht zu 90% aus gesättigten Fettsäuren. Ein Teil davon sind MCT-Fette, das sind gesättigte mittelkettige Triglyceride (middle chain triglycerides). Sie kommen in Butter, Kokosöl oder Palmöl vor. MCT-Fette werden tatsächlich besser aufgenommen und ohne Gallensäuren direkt zur Leber transportiert als andere Fette. Deshalb sind sie bei Fettverdauungs- und Lymphabflussstörungen wie Morbus Crohn, Mukoviszidose und nach Dünndarmentfernung wichtige diätetische Lebensmittel.</li><li><strong>Der Preis.</strong> Der Literpreis von MCT-Fetten liegt zwischen 20 und 50 Euro, der von Kokosöl zwischen 10 und 30 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>MCT-Fette haben 10% weniger Kalorien als andere Nahrungsfette. Dadurch führen sie zunächst zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und kurzfristig (!) zu einer Gewichtsabnahme. Es gibt allerdings keinerlei Hinweise für einen Langzeiteffekt, MCT-Fette sind deshalb für die Behandlung von Übergewicht nicht empfehlenswert. Auch für die anderen angepriesenen Gesundheitseffekte gibt es keine wissenschaftlichen Belege.</li><li><strong>Warnung.</strong> Werden Nahrungsfette durch MCT-Fette ersetzt, drohen Unverträglichkeitsreaktionen wie Sodbrennen, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Bei Dauergebrauch kann es zu einem Mangel an essenziellen Fettsäuren und fettlöslichen Vitaminen kommen.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Für die regelmäßige Anwendung sind Raps-, Oliven- und Walnussöl die bessere Wahl.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Kokosöl wird mit seinem sehr hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren einer gesunden Ernährung nicht gerecht. Expert*innen empfehlen, es nur gelegentlich zu verwenden. </li></ul></p><p class="bodytext">Quinoa und Amaranth — low carb und glutenfrei? </p><p class="bodytext">Bei den Inka und Azteken waren Quinoa und Amaranth sattmachende und kraftspendende Grundnahrungsmittel. Heute sollen die glutenfreien Wunderkörner gegen Depressionen helfen, Migräne und Krebs vorbeugen und den Alterungsprozess aufhalten. Daneben gelten sie als Spitzenkandidaten für eine glutenfreie Kost und Low-carb-Diäten. Gegessen werden die Samen wie Reis oder in Salat und Müsli; als Mehl gemischt mit Bindemittel lassen sich auch Backwaren daraus herstellen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Die nahrhaften Samenkörner enthalten mit etwa 14 bis 15 g/100 g mehr Protein als Weizenmehl. Das Aminosäurespektrum ist wertvoll, alle essenziellen Aminosäuren sind enthalten. Amaranth enthält mehr Fett und mehr Ballaststoffe als Quinoa. Beide Körner haben viel Eisen in sich (etwa 8 mg/100 g), auch die anderen Mikronährstoffe sind gut vertreten. Der Kohlenhydratanteil pro 100 g liegt bei 56 g (Amaranth) und 62 g (Quinoa) und ist damit vergleichbar mit Weizen. Besonders wichtig ist auch, was nicht drin steckt: Quinoa und Amaranth enthalten kein Gluten.</li><li><strong>Der Preis.</strong> 500 g Quinoa kosten etwa 5 Euro, 500 g Amaranth etwa 3 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Aufgrund des fehlenden Glutens sind Quinoa und Amaranth gute Lebensmittel bei Glutenunverträglichkeit. Die im Internet versprochen Heilwirkungen lassen sich allerdings nicht belegen.</li><li><strong>Heimische Alternativen.</strong> Glutenfrei sind auch der heimische Buchweizen und die Hirse, beide haben auch einen ähnlichen Nährwertgehalt. Hirse punktet zudem als Toplieferant für Eisen.</li><li><strong>Warnung.</strong> In den Randgebieten der Körner finden sich Saponine, Phytin, Tannine und Oxalsäure. Diese giftigen Substanzen sollen Fressfeinde und Pilze abhalten und wirken auch beim Menschen schädlich. Frisch geerntete Körner müssen deshalb geschält oder eingeweicht und dadurch entgiftet werden. Auch Erhitzen macht die Körner verträglicher. Für Kleinkinder sollten nur Produkte mit hoher Reinheit verwendet werden.</li><li><strong>Bewertung</strong>. Quinoa und Amaranth sind wertvolle Pseudogetreide mit hoher Nährwertdichte. Vor allem für Veganer*innen und Vegetarier*innen ist der hohe Gehalt an Eisen, Zink und anderen Mikronährstoffen interessant. Low carb-Diäten unterstützen sie aufgrund ihres hohen Kohlenhydratanteils nicht. Bei glutenfreier Kost bereichern sie dagegen den Speisezettel. Dem gegenüber steht allerdings die problematische Ökobilanz. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Zeolith — nur teurer Schlamm? </strong></p><p class="bodytext">Zeolith ist ein Vulkangesteinspulver und dient als Superfood für Allerlei. Es soll entgiften, das Abnehmen erleichtern, Radioaktivität aufsaugen, gegen Corona-Viren vorbeugen und bei Krebs helfen. Diese Fülle an segensreichen Eigenschaften verdankt die kristalline Aluminium-Silikat-Verbindung seinem mikroporösen Gerüst. Die große innere Oberfläche saugt Stoffe auf wie ein Schwamm. In Industrie und Haushalt absorbieren Zeolithe Feuchtigkeit und Gerüche. Im Menschen sollen sie im Darm gefährliche Stoffe binden und ausleiten.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>Das Geheimnis der Zeolithe ist ihre große innere Oberfläche. Damit binden sie — wie Aktivkohle oder Heilerde — Stoffe im Darm. Außerdem enthalten Zeolithe Aluminium.</li><li><strong>Der Preis.</strong> Zeolithe sind für 15 bis 250 Euro pro Kilogramm im Internet zu haben.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Zeolithe unterstützen weder das Immunsystem noch eine Krebstherapie. Sie entgiften nicht, schützen nicht vor Radioaktivität und Elektrosmog und verzögern den Alterungsprozess nicht. Die Behauptung zu gesundheitlichen Effekten sind in keiner Weise wissenschaftlich belegt.</li><li><strong>Warnung. </strong>Nimmt man Zeolith-Pulver auf Dauer ein, droht die Wirkungsminderung von gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln.</li><li><strong>Alternativen.</strong> Mit Heilerde und Aktivkohle stehen geprüfte Substanzen zur kurzfristigen Anwendung zur Verfügung. </li><li><strong>Bewertung.</strong> Zeolithe bieten keinen Vorteil. Ob ihr Gehalt an Aluminium ein Gefährdungspotenzial beinhaltet, bedarf weiterer Untersuchungen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Und dann noch die Öko-Bilanz </strong></p><p class="bodytext">Die meistenHeilsversprechen kann das sogenannte „Super-Food“ nicht halten. Zu bedenken sind auch Nachteile, die oft erst auf den zweiten Blick sichtbar sind. So werden die Böden in den fernen Anbauländern oft mit Herbiziden behandelt, die in Europa gar nicht mehr erlaubt sind. In der Folge sind die Produkte oft mit Pestiziden belastet. Daneben tummeln sich in Samen häufig Schimmelpilzgifte, Chia-Samen behandelt man auch gerne mit Pflanzenhormonen, um ein synchrones Auskeimen zu gewährleisten. </p><p class="bodytext">Auch in den Anbauländern selbst hat unser Superfood-Hype gravierende Folgen: Für Monokulturen werden große Flächen Regenwald abgeholzt, zudem bringen Monokulturen die heimische Landwirtschaft aus dem Gleichgewicht und fördern das Artensterben. Für die Bevölkerung werden die traditionsreichen Produkte wie z. B. Quinoa zu teuer, sie sind auf teure minderwertige eingeführte Waren angewiesen. Und nicht zuletzt verursachen die langen Transportwege rund um den Globus einen nicht zu vernachlässigenden CO2-Fußabdruck. </p><p class="bodytext">Quelle: Reinhild Berger, daz.online, Superfood Beratungswissen</p>

<p class="bodytext">Alle Monate wieder erscheint ein neues Wundermittel auf der Superfood-Bühne. Die Früchte, Samen oder Öle sollen entgiften, schlank machen, Haut und Haar verschönern sowie gegen Krebs helfen und Corona vorbeugen. Doch was ist dran an den Versprechen? Unser Ratgeber spricht Klartext. </p><p class="bodytext"><strong>Acai-Beere — Wunder oder Gift? </strong></p><p class="bodytext">Die kleine, olivenähnliche Beere ist ein wahrer Tausendsassa. Ihre antioxidativen Wirkstoffe sollen Falten glätten, schlank machen, gegen Krebs und Endometriose helfen. Den endgültigen Siegeszug trat die Wunderbeere an, nachdem sie von Ophrah Winfrey im US-TV als Verjüngungsmittel gepriesen wurde. Geerntet wird die fettig und erdig schmeckende Beere in Südamerika, vertrieben zumeist als gefriergetrocknetes Pulver in Kapseln, Säften und Pürree.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Das Fruchtfleisch der Beere besteht zu fast 50% aus Fett, u.a. aus Linolsäure und Ölsäure. Ihr Zuckergehalt ist recht gering. Die propagierten Effekte werden einem hohen Gehalt antioxidativ wirkender Anthocyane zugeschrieben. Außerdem enthält die Beere die fettlöslichen Vitamine E und D und im Fruchtmark steckt Mangan.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Die Preise von Acai-Beeren-Zubereitungen variieren stark. 100 g Pulver kosten zwischen 5 und 12 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft?</strong> Durch den Verzehr üblicher Mengen werden laut Verbraucherzentrale keine ernährungsphysiologisch relevanten Mengen an antioxidativen Anthocyanen aufgenommen. Von der im Internet beschriebenen Wirkungen wie Gewichtsabnahme, sexuelle Stimulation, Heilung von Krankheiten oder Verjüngung ist keine einzige wissenschaftlich belegt.</li><li><strong>Warnung.</strong> Verbraucherschützer*innen warnen vor Manganvergiftungen durch Acai-Beeren. Vor allem beim Verzehr von Acai-Säften kann der von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde festgelegte Mangan-Grenzwert von 11 mg/Tag für Erwachsene schnell überschritten werden. Weil man die Acai-Beeren in den Herkunftsländern mit großen Dieselmotoren trocknet, sind sie außerdem oft mit Schadstoffen belastet.</li><li><strong>Heimische Alternativen.</strong> Blaubeeren, Rotkohl, Schwarze Johannisbeeren und Holunderbeeren enthalten ebenso reichlich antioxidativ wirkende Anthocyane.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Aus gesundheitlicher Sicht sind Acai-Beeren auf dem Speiseplan entbehrlich. Sie können zudem ganz ohne die Gefahr einer zu hohen Manganaufnahme gut mit heimischen Früchten ersetzt werden.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Chia-Samen — voll fetter Vorteile? </strong></p><p class="bodytext">Chia-Samen sind magische Energiespender — das behauptet zumindest das Internet. Ihr Gehalt an ungesättigten Fettsäuren soll außerdem den Blutdruck senken, das Herz-Kreislaufsystem stärken und Diabetes vorbeugen. Daneben wird eine Leistungssteigerung im Sport versprochen, als Zugabe winken gesunde Haut und schöne Haare. Durch ihr starkes Quellvermögen gelten Chia-Samen auch als Geheimwaffe beim Abnehmen. Chia ist sowohl in Backwaren und Müsli enthalten und wird auch direkt als Samen vertrieben.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>Ein Drittel ist Fett (mit einem hohen Anteil gesunder Alpha-Linolensäure), weshalb Chiasamen mit einem Energiegehalt von 580 kcl/100 g sehr nahrhaft sind. Drei Viertel der Kohlenhydrate sind quellfähige Ballaststoffe (etwa 34 g/100 mg). Bei den Proteinen sind vier essenzielle Aminosäuren vertreten, außerdem bieten Chia-Samen hohe Anteile an Calcium, Magnesium,Eisen und B-Vitaminen.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Chia-Samen kosten im Internet etwa 5 bis 20 Euro pro Kilo, Chia-Öl zwischen 50 und 100 Euro pro Liter.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Keine der im Internet beworbenen gesundheitlichen Wirkungen ist wissenschaftlich belegt. Aufgrund ihrer Quellwirkung soll die Zufuhr an Chia-Samen nicht mehr als 15 g, von Chia-Öl nicht mehr als 2 g/Tag betragen.</li><li><strong>Warnung.</strong> Wer Chia-Samen verzehrt, muss reichlich Flüssigkeit dazu trinken! Ansonsten kann es durch die starke Quellwirkung zu gefährlichen Verstopfungen kommen. Auch beim Verzehr in Gebäck und Müsli ist daran zu denken, dass die empfohlene Menge von 15 g/Tag nicht überschritten werden darf. Reizdarmpatient*innen und solche, die unter starken Blähungen leiden, sollten ganz auf Chia-Samen verzichten.</li><li><strong>Heimische Alternativen:</strong> Leinsamen bietet Ballaststoffe und reichlich gesunde Alpha-Linolensäure. Lein-, Raps- und Walnussöl sind Lieferanten der wichtigen Omega-3-Fettsäuren.</li><li><strong>Bewertung. </strong>Laut DGE sind Nahrungsergänzungsmittel für die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren nicht erforderlich. Empfohlen werden 0,5% der täglichen Kalorienzufuhr, bei einem Erwachsenen etw 1,3 Alpha-Linolensäure — das ist ein Esslöffel Rapsöl. Was die Ballaststoffe betrifft: Hier empfiehlt die DGE 30g/Tag. 15 g Chiasamen decken davon nur 17% . Auf Chia-Samen kann deshalb ohne gesundheitliche Einbußen verzichtet werden. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Goji-Beeren — Zuckerbombe statt Vitamin-C-Bombe? </strong></p><p class="bodytext">Der kleinen getrockneten Superbeere aus dem tibetischen Himalayagebiet wird eine wahre Fülle gesunder Inhaltsstoffen nachgesagt. Durch sie verspricht man sich eine Stärkung von Immunsystem und Muskelkraft. Das enthaltene Zeaxanthin soll zudem die Augen schützen und einer Makuladegeneration vorbeugen. Aufgrund antientzündlicher Wirkungen der Beeren werden sie bei Allergien, Asthma, Krebs und Autoimmunerkrankungen empfohlen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>In 100 g Beeren finden sich etwa 48 mg Vitamin C, 349 kcal, 46 g Zucker, 13 g Ballaststoffe, 190 mg Calcium und 6,8 mg Eisen. Der gepriesene Vitamin-C-Gehalt ist damit vergleichbar mit heimischen Früchten. Außerdem enthält die Goji-Beere Zeaxanthin, ein sauerstoffhaltiges Carotinoid.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Für in Deutschland angebaute Goji-Beeren muss man etwa 10 Euro pro 100 g berappen. Chinesische oder tibetische Goji-Beeren sind mit 10 bis 40 Euro pro Kilo billiger.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft?</strong> Keine der bei der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde eingereichten Studien belegt die gesundheitsbezogenen Werbeaussagen zur Goji-Beere.</li><li><strong>Warnung. </strong>Die Inhaltsstoffe der Goji-Beeren scheinen mit Blutgerinnungshemmern vom Phenprocoumontyp (z. B. Marcumar<sup>®</sup> oder Coumadin<sup>®</sup>) zu interagieren. Bei Patient*innen, die regelmäßig solche Gerinnungshemmer einnehmen, drohen beim Verzehr von Goji-Beeren Blutungen. Zudem sind die aus China eingeführten Goji-Beeren oft mit Pestiziden, Schimmelgiften und Schwermetallen belastet. Für eine Mindestqualität sollte man bei chinesischen Erzeugnissen nur Produkte mit der Norm DIN EN ISO 9001 erwerben. Alternative dazu sind in Deutschland angebaute Goji-Beeren.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Die Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen lässt sich durch den Verzehr heimischen Gemüses und Obstes besser bewerkstelligen: Sie enthalten vergleichbar viel Vitamin C bei geringerer Kalorienzufuhr und geringerem Zuckergehalt.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Unter ökologischen und gesundheitlichen Aspekten sind die aus Asien importierten Goji-Beeren verzichtbar. Der hohe Vitamin-C-Gehalt wird durch den hohen Zuckergehalt relativiert, das Gleiche gilt für den Eisen- und Kalziumgehalt. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Granatapfel — der Weg ins </strong><strong>Paradies? </strong></p><p class="bodytext">Schon im Mittelalter wurden Liebestränke aus der auch Paradiesapfel genannten Frucht gebraut. Heute erhofft man sich eher gesundheitlichen Nutzen: Sein hoher Gehalt an Polyphenolen soll dem oxidativen Stress im Körper ein Ende machen. Der ist zentraler Bestandteil vieler Erkrankungen, weshalb der Granatapfel und seine Inhaltsstoffe gegen Alzheimer, Krebs, Potenzstörungen und vieles mehr ins Feld geführt werden.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Pro 100 g essbaren Anteils bietet der Granatapfel 74 kcal, 14 g Zucker, 4 g Ballaststoffe und 1,7 bzw. 1,2 g Protein und Fett. Sein Gehalt an Mikronährstoffen und Vitamin C ist gering. Dagegen hat er ein breites Gemisch aus Polyphenolen mit antioxidativer Wirkung.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Ein Liter Granatapfelsaft kostet zwischen 5 und 60 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Wissenschaftliche Belege für die dem Granatapfel zugeschriebenen Wirkungen gibt es nicht. Einzig für eine sehr moderate Senkung eines erhöhten Blutdrucks gibt es Hinweise.</li><li><strong>Warnung.</strong> Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, muss beim Verzehr von Granatapfelprodukten aufpassen: Die Inhaltsstoffe können zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Beispielsweise werden Sildenafil (Viagra®) und Blutgerinnungshemmer langsamer abgebaut und dadurch in ihrer Wirkung verstärkt.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung sind in heimischem Obst und Gemüse ausreichend vorhanden.</li><li><strong>Bewertung. </strong>Wer den Preis nicht scheut, kann Granatapfelsaft auf seinen Speiseplan setzen. Er schadet nicht, hat aber auch keine gesundheitlichen Vorteile. Zu bedenken sind die Transportwege und die dadurch schlechte Ökobilanz. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hanfsamen— nebenher ein bisschen high? </strong></p><p class="bodytext">Hanfsamen kannte man früher als Vogelfutter. Heute preist man die kleinen, nussig schmeckenden Samenkörner des Nutz- und Industriehanfs als Abnehmhilfe und Jungbrunnen. Die Antioxidanzien sollen das Immunsystem stärken, die Zellen vor Entartung schützen, Arthritis, Diabetes und anderen Erkrankungen vorbeugen. Männern wird suggeriert, dass die Inhaltsstoffe die Bildung von Testosteron fördern. Eine berauschende Wirkung sollen Hanfsamen nicht entfalten.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Hanfsamen enthalten 30 bis 40% Fett (im gepressten Hanföl bis zu 80% mehrfach ungesättigte Fettsäuren), 30 bis 35% Kohlenhydrate und 20 bis 24% Eiweiß. Das Eiweiß ist sehr wertvoll, weil alle essenziellen Aminosäuren vertreten sind. Ungeschälte Hanfsamen besitzen einen hohen Anteil an Ballaststoffen.</li><li><strong>Der Preis. </strong>Ein Kilo Hanfsamen kostet zwischen 8 und 40 Euro. Es gibt ihn wahlweise aus Deutschland, Österreich und Europa.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Keines der Heilsversprechen ist wissenschaftlich bewiesen.</li><li><strong>Warnung. </strong>Hanfsamen enthalten von Natur aus kein berauschendes Tetrahydrocannabinol (THC). Bei der Ernte können die Samen jedoch mit den THC-reichen Blättern oder Stengeln der Pflanze in Kontakt kommen und auf diese Weise messbare THC-Spuren aufweisen.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Hanfsamen und Hanföl sind vor allem für Fischmuffel eine gesunde Bereicherung des Ernährungsplans. Außerdem ist die Proteinzusammensetzung vorteilhaft und die Ballaststoffe unterstützen die Verdauung. Wer in puncto THC völlig auf Nummer sicher gehen möchte, kann allerdings ohne gesundheitliche Einbußen auf Hanfsamen verzichten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Kokosöl und MCT-Öl — Wundermittel für Schwangere? </strong></p><p class="bodytext">Kokosnussprodukte haben eine atemberaubende Karriere hingelegt: Die aus dem Fett der Kokosnuss gewonnenen MCT-Öle sollen die Pfunde purzeln lassen, gegen Bluthochdruck und Diabetes helfen sowie Leber und Gehirn schützen. Dem nativen Kokosöl sagt man antientzündliche und herzschützende Wirkungen nach. Daneben wird es als Geheimmittel für werdende Mütter propagiert. Es soll sie zu Schönheitsköniginnen machen, schwangerschaftsbedingte Übelkeit, Sodbrennen und Verstopfung vertreiben und nach der Geburt die Muttermilch zum Fließen bringen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Kokosöl besteht zu 90% aus gesättigten Fettsäuren. Ein Teil davon sind MCT-Fette, das sind gesättigte mittelkettige Triglyceride (middle chain triglycerides). Sie kommen in Butter, Kokosöl oder Palmöl vor. MCT-Fette werden tatsächlich besser aufgenommen und ohne Gallensäuren direkt zur Leber transportiert als andere Fette. Deshalb sind sie bei Fettverdauungs- und Lymphabflussstörungen wie Morbus Crohn, Mukoviszidose und nach Dünndarmentfernung wichtige diätetische Lebensmittel.</li><li><strong>Der Preis.</strong> Der Literpreis von MCT-Fetten liegt zwischen 20 und 50 Euro, der von Kokosöl zwischen 10 und 30 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>MCT-Fette haben 10% weniger Kalorien als andere Nahrungsfette. Dadurch führen sie zunächst zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und kurzfristig (!) zu einer Gewichtsabnahme. Es gibt allerdings keinerlei Hinweise für einen Langzeiteffekt, MCT-Fette sind deshalb für die Behandlung von Übergewicht nicht empfehlenswert. Auch für die anderen angepriesenen Gesundheitseffekte gibt es keine wissenschaftlichen Belege.</li><li><strong>Warnung.</strong> Werden Nahrungsfette durch MCT-Fette ersetzt, drohen Unverträglichkeitsreaktionen wie Sodbrennen, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Bei Dauergebrauch kann es zu einem Mangel an essenziellen Fettsäuren und fettlöslichen Vitaminen kommen.</li><li><strong>Heimische Alternativen. </strong>Für die regelmäßige Anwendung sind Raps-, Oliven- und Walnussöl die bessere Wahl.</li><li><strong>Bewertung.</strong> Kokosöl wird mit seinem sehr hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren einer gesunden Ernährung nicht gerecht. Expert*innen empfehlen, es nur gelegentlich zu verwenden. </li></ul></p><p class="bodytext">Quinoa und Amaranth — low carb und glutenfrei? </p><p class="bodytext">Bei den Inka und Azteken waren Quinoa und Amaranth sattmachende und kraftspendende Grundnahrungsmittel. Heute sollen die glutenfreien Wunderkörner gegen Depressionen helfen, Migräne und Krebs vorbeugen und den Alterungsprozess aufhalten. Daneben gelten sie als Spitzenkandidaten für eine glutenfreie Kost und Low-carb-Diäten. Gegessen werden die Samen wie Reis oder in Salat und Müsli; als Mehl gemischt mit Bindemittel lassen sich auch Backwaren daraus herstellen.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin?</strong> Die nahrhaften Samenkörner enthalten mit etwa 14 bis 15 g/100 g mehr Protein als Weizenmehl. Das Aminosäurespektrum ist wertvoll, alle essenziellen Aminosäuren sind enthalten. Amaranth enthält mehr Fett und mehr Ballaststoffe als Quinoa. Beide Körner haben viel Eisen in sich (etwa 8 mg/100 g), auch die anderen Mikronährstoffe sind gut vertreten. Der Kohlenhydratanteil pro 100 g liegt bei 56 g (Amaranth) und 62 g (Quinoa) und ist damit vergleichbar mit Weizen. Besonders wichtig ist auch, was nicht drin steckt: Quinoa und Amaranth enthalten kein Gluten.</li><li><strong>Der Preis.</strong> 500 g Quinoa kosten etwa 5 Euro, 500 g Amaranth etwa 3 Euro.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Aufgrund des fehlenden Glutens sind Quinoa und Amaranth gute Lebensmittel bei Glutenunverträglichkeit. Die im Internet versprochen Heilwirkungen lassen sich allerdings nicht belegen.</li><li><strong>Heimische Alternativen.</strong> Glutenfrei sind auch der heimische Buchweizen und die Hirse, beide haben auch einen ähnlichen Nährwertgehalt. Hirse punktet zudem als Toplieferant für Eisen.</li><li><strong>Warnung.</strong> In den Randgebieten der Körner finden sich Saponine, Phytin, Tannine und Oxalsäure. Diese giftigen Substanzen sollen Fressfeinde und Pilze abhalten und wirken auch beim Menschen schädlich. Frisch geerntete Körner müssen deshalb geschält oder eingeweicht und dadurch entgiftet werden. Auch Erhitzen macht die Körner verträglicher. Für Kleinkinder sollten nur Produkte mit hoher Reinheit verwendet werden.</li><li><strong>Bewertung</strong>. Quinoa und Amaranth sind wertvolle Pseudogetreide mit hoher Nährwertdichte. Vor allem für Veganer*innen und Vegetarier*innen ist der hohe Gehalt an Eisen, Zink und anderen Mikronährstoffen interessant. Low carb-Diäten unterstützen sie aufgrund ihres hohen Kohlenhydratanteils nicht. Bei glutenfreier Kost bereichern sie dagegen den Speisezettel. Dem gegenüber steht allerdings die problematische Ökobilanz. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Zeolith — nur teurer Schlamm? </strong></p><p class="bodytext">Zeolith ist ein Vulkangesteinspulver und dient als Superfood für Allerlei. Es soll entgiften, das Abnehmen erleichtern, Radioaktivität aufsaugen, gegen Corona-Viren vorbeugen und bei Krebs helfen. Diese Fülle an segensreichen Eigenschaften verdankt die kristalline Aluminium-Silikat-Verbindung seinem mikroporösen Gerüst. Die große innere Oberfläche saugt Stoffe auf wie ein Schwamm. In Industrie und Haushalt absorbieren Zeolithe Feuchtigkeit und Gerüche. Im Menschen sollen sie im Darm gefährliche Stoffe binden und ausleiten.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Was steckt drin? </strong>Das Geheimnis der Zeolithe ist ihre große innere Oberfläche. Damit binden sie — wie Aktivkohle oder Heilerde — Stoffe im Darm. Außerdem enthalten Zeolithe Aluminium.</li><li><strong>Der Preis.</strong> Zeolithe sind für 15 bis 250 Euro pro Kilogramm im Internet zu haben.</li><li><strong>Was sagt die Wissenschaft? </strong>Zeolithe unterstützen weder das Immunsystem noch eine Krebstherapie. Sie entgiften nicht, schützen nicht vor Radioaktivität und Elektrosmog und verzögern den Alterungsprozess nicht. Die Behauptung zu gesundheitlichen Effekten sind in keiner Weise wissenschaftlich belegt.</li><li><strong>Warnung. </strong>Nimmt man Zeolith-Pulver auf Dauer ein, droht die Wirkungsminderung von gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln.</li><li><strong>Alternativen.</strong> Mit Heilerde und Aktivkohle stehen geprüfte Substanzen zur kurzfristigen Anwendung zur Verfügung. </li><li><strong>Bewertung.</strong> Zeolithe bieten keinen Vorteil. Ob ihr Gehalt an Aluminium ein Gefährdungspotenzial beinhaltet, bedarf weiterer Untersuchungen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Und dann noch die Öko-Bilanz </strong></p><p class="bodytext">Die meistenHeilsversprechen kann das sogenannte „Super-Food“ nicht halten. Zu bedenken sind auch Nachteile, die oft erst auf den zweiten Blick sichtbar sind. So werden die Böden in den fernen Anbauländern oft mit Herbiziden behandelt, die in Europa gar nicht mehr erlaubt sind. In der Folge sind die Produkte oft mit Pestiziden belastet. Daneben tummeln sich in Samen häufig Schimmelpilzgifte, Chia-Samen behandelt man auch gerne mit Pflanzenhormonen, um ein synchrones Auskeimen zu gewährleisten. </p><p class="bodytext">Auch in den Anbauländern selbst hat unser Superfood-Hype gravierende Folgen: Für Monokulturen werden große Flächen Regenwald abgeholzt, zudem bringen Monokulturen die heimische Landwirtschaft aus dem Gleichgewicht und fördern das Artensterben. Für die Bevölkerung werden die traditionsreichen Produkte wie z. B. Quinoa zu teuer, sie sind auf teure minderwertige eingeführte Waren angewiesen. Und nicht zuletzt verursachen die langen Transportwege rund um den Globus einen nicht zu vernachlässigenden CO2-Fußabdruck. </p><p class="bodytext">Quelle: Reinhild Berger, daz.online, Superfood Beratungswissen</p>

<p class="bodytext">Schwangere können sich meist gar nicht retten vor gutgemeinten Ernährungstipps.Vor allem die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mikronährstoffen ist immer wieder ein Thema. Doch was brauchen Mütter und ihr Ungeborenes wirklich? Worauf kann verzichtet werden, und was ist möglicherweise sogar gefährlich? Unser Ratgeber spricht Klartext.</p><p class="bodytext"> <strong>Nicht für Zwei essen</strong></p><p class="bodytext"> Zum Wohl ihres Kindes pflegen die allermeisten werdenden Mütter einen gesunden Lebensstil. Auch wenn es schwerfällt, verzichten sie während der Schwangerschaft etwa auf Alkohol und Zigaretten. Denn dass Rauchen und Trinken das Ungeborene schwer schädigen, ist inzwischen allgemein bekannt. </p><p class="bodytext">Doch auch die Ernährung und das Gewicht der Schwangeren beeinflussen die Entwicklung des Ungeborenen. Am besten ist es, wenn die Mutter schon zu Beginn der Schwangerschaft normalgewichtig ist. Denn sowohl zu viele als auch zu wenige Pfunde sind ungünstig:</p><p class="bodytext"><ul><li>Untergewicht erhöht das Risiko für Früh- und Fehlgeburten und für ein zu niedriges Geburtsgewicht.</li><li>Bei Übergewicht drohen Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck und ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei der Geburt. Auch die Kinder leiden unter dem Übergewicht ihrer Mutter. Die meisten kommen mit einem erhöhten Geburtsgewicht auf die Welt, außerdem haben sie ein erhöhtes Risiko, im Verlauf ihres Lebens selbst übergewichtig zu werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Deshalb gilt: Gewicht kontrollieren. Denn auch wenn im Bauch ein Kind heranwächst, müssen Schwangere nicht „für Zwei“ essen. So erhöht sich der Kalorienbedarf im zweiten Trimester nur um 250 kcal, im dritten um etwa 500 kcal (500 kcal sind etwa eine Tafel Schokolade). Und das auch nur, wenn sich die Schwangere weiterhin genauso viel bewegt wie zuvor. </p><p class="bodytext">Anders sieht das bei den Mikronährstoffen aus. Hier steigt der Bedarf zum Teil stark an. Trotzdem reicht in den meisten Fällen eine ausgewogene Ernährung für die ausreichende Zufuhr. Doch es gibt Ausnahmen: Folsäure und Jod sollen alle Schwangeren extra einnehmen. Und in Einzelfällen sind nach ärztlichem Rat auch Eisen oder Vitamin D erforderlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Bei normalgewichtigen Frauen soll die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft etwa 10 bis 16 kg betragen. Wie viel Pfunde untergewichtige und übergewichtige Frauen zulegen sollen oder dürfen, muss individuell mit der behandelnden Ärzt*in geklärt werden. </p><p class="bodytext">Folat und Folsäure fürs Gehirn Zu den wichtigsten Mikronährstoffen für Schwangere gehört Vitamin B9, das Folat (in synthetisch hergestellter Form auch Folsäure genannt). Folat wird vom Menschen nicht selbst gebildet und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Der bioaktive Wirkstoff ist Methyltetrahydrofolat (5-MTHF). Es kommt in geringen Mengen schon fertig in der Nahrung vor, zum größeren Teil wird es im Darm aus verschiedenen natürlichen Folat-Verbindungen umgewandelt. Auch die synthetisch hergestellte Folsäure muss im Körper erst aktiviert werden: Dies geschieht jedoch in der Leber. </p><p class="bodytext">Ein Folatmangel (umgangssprachlich auch Folsäuremangel) in der Schwangerschaft hat schwerwiegende Folgen für das Kind. Besonders gefürchtet sind Neuralrohrdefekte wie die Spina bifida (offener Rücken) und die Anenzephalie (offene Schädeldecke mit dem Fehlen von Gehirnanteilen in unterschiedlicher Ausprägung), aber auch die Kiefer-Gaumen-Spalte. </p><p class="bodytext">Der Bedarf an Folat steigt mit dem ersten Tag der Schwangerschaft um 83%. Der Grundbedarf von Erwachsenen beträgt 300 µg Folat-Äquivalente und steigt bei Schwangeren auf 550 µg/Tag. (1 µg Folat-Äquivalent entspricht etwa 1 µg Nahrungsfolat und 0,5 µg synthetischer Folsäure). Diese Mengen sind mit der Nahrung oft nicht zuverlässig zu decken, weshalb eine Folsäure-Supplementierung empfohlen wird. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur die Menge, auch der Zeitpunkt der Folsäuresupplementierung ist von Bedeutung. Das Neuralrohr des Kindes wird zwischen dem 19. und 28. Entwicklungstag ausgebildet. Damit in dieser sensiblen Zeit ausreichend Folat im mütterlichen Organismus vorhanden ist, empfehlen die Fachgesellschaften neben einer folatreichen Ernährung zur Deckung des Grundbedarfs folgendes Vorgehen:</p><p class="bodytext">Mindestens vier Wochen vor einer möglichen Empfängnis den Grundbedarf von 300 µg Folat-Äquivalenten über eine folatreiche Ernährung decken. Zusätzlich zum Schutz vor Neuralrohrdefekten 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat einnehmen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Im ersten Schwangerschaftsdrittel erhöht sich der Folatbedarf. Die empfohlenen 550 µg Folat-Äquivalente können gezielt durch eine folatreiche Ernährung gedeckt werden. Zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten sollten über das erste Schwangerschaftsdrittel hinweg weiter täglich 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat eingenommen werden.</li><li>Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel kann eine gezielte Folat-Zufuhr über die Ernährung ausreichen, gefordert sind weiterhin 550 µg Folat-Äquivalente.</li><li>Für Stillende werden 450 µg Folat-Äquivalente täglich empfohlen. Mit folatreichen Nahrungsmitteln lässt sich dies ebenfalls erreichen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Besonders reich an Folat-Äquivalenten sind Hülsenfrüchte, Kohl, grünes Blattgemüse, Camembert, Ei und Vollkornbrot. Wichtig beim Gemüse: Nur dünsten und nicht zu lange warmhalten, um die darin enthaltenen Mikronährstoffe nicht zu zerstören. </p><p class="bodytext"><strong>Jod: nicht zuviel und nicht zuwenig </strong></p><p class="bodytext">Jod ist unentbehrlich für die Bildung von Schilddrüsenhormonen, und diese wiederum sind unentbehrlich für die gesunde Entwicklung von Gehirn und Nervensystem des Kindes. Ein Jodmangel in der Schwangerschaft zieht deshalb schwere Folgen nach sich: Sowohl die geistige Entwicklung als auch das körperliche Wachstum sind vermindert. Dieses Phänomen nennt sich Kretinismus und war früher gehäuft in jodarmen Gebirgsregionen zu beobachten.Zuviel an Jod ist aber auch nicht gesund, weil dadurch die Schilddrüse stimuliert wird und eine Schilddrüsenüberfunktion droht. </p><p class="bodytext">Deutschland gilt als Gebiet mit mildem bis moderatem Jodmangel. Für eine ausreichende Jodzufuhr empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) jodiertes Speisesalz und den Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie Meeresfisch. Das gilt auch für Schwangere. Ihr Jodbedarf ist allerdings noch höher als der von Nicht-Schwangeren. Sie sollen deshalb auch bei ausgewogener Ernährung 100 bis 150 µg Jod/Tag als Supplement einnehmen. Bei Schwangeren, die an der Schilddrüse erkrankt sind, muss die Jodaufnahme mit der behandelnden Ärzt*in abgesprochen werden.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Auch Algen sind reich an Jod. Trotzdem sollten Schwangere auf sie verzichten, denn ihr Jodgehalt ist stark schwankend. Außerdem sind Algen häufig mit Arsen verunreinigt. </p><p class="bodytext"><strong>Ein heißes Eisen … </strong></p><p class="bodytext">Ob Schwangere zusätzlich Eisen benötigen, ist umstritten. Zwar muss das Kind zusätzlich damit versorgt werden und durch die schwangerschaftsbedingt erhöhte Zahl an roten Blutkörperchen steigt auch der Bedarf der Mutter. Andererseits fehlt die Menstruation, es geht also kein Blut verloren. Ein Eisenmangel erhöht das Risiko für Frühgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass eine zu hohe Eisenzufuhr die gleichen negativen Auswirkungen hat. Die Empfehlung für Deutschland heißt deshalb: Während der Schwangerschaftsvorsorge regelmäßig den Hämoglobinwert kontrollieren und nur bei Eisenmangel Eisen zuführen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Die Aufnahme von Eisen lässt sich durch den gleichzeitigen Konsum von Vitamin-C-reichen Lebensmitteln verbessern, weil Vitamin C pflanzliches 3-wertiges Eisen in zweiwertiges umwandelt und so besser verfügbar macht. </p><p class="bodytext"><strong>Die Sorge um das Sehvermögen </strong></p><p class="bodytext">Die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) ist für die Entwicklung von Gehirn und Sehfunktion wichtig. Schwangere, die nicht regelmäßig fetten Meeresfisch essen, sollten nach Empfehlung 200 mg DHA/Tag zuführen. Auch Vitamin A spielt eine große Rolle bei der Entwicklung des Auges. In Industrieländern ist allerdings eine Unterversorgung selten, im Gegenteil: Hier ist die übermäßige Aufnahme problematisch. Denn Vitamin A ist in den ersten 2 Monaten nach Empfängnis fruchtschädigend, Tagesdosen von von &gt; 10 000 IE erhöhen das Risiko für schwere Missbildungen. Die routinemäßige Nahrungsergänzung mit Vitamin A wird deshalb in der Schwangerschaft nicht empfohlen, stattdessen jedoch eine ausgewogene Ernährung mit Karotten, Milchprodukten, Eiern, grünem Gemüse und Tomaten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Leber enthält durch Zufütterung der Tiere pro 100 g durchschnittlich 13-39 mg Vitamin A, entsprechend 44.000-130.000 IE. Kalbsleber ist mit bis zu 128 mg (entspr. 420.000 IE) pro 100 g besonders belastet. Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel ist deshalb auf den Verzehr von Leber, Leberwurst und Leberpastete zu verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Vitamin D </strong></p><p class="bodytext">Vitamin D wird sowohl von außen über die Nahrung zugeführt als auch vom Körper mit Hilfe von Sonnenlicht selbst gebildet. Beim Ungeborenen fördert Vitamin D die Reifung der Knochen und ist unentbehrlich für Muskelkontraktionen und Nervenleitung. Bei einem Vitamin-D-Mangel drohen Störungen des Knochenbaus und Lungenerkrankungen. 800 IE Vitamin D gelten als Versorgungsempfehlung, allerdings nur bei Frauen, die keinerlei eigene Synthese haben, z. B. Frauen, die sich vornehmlich drinnen aufhalten und /oder Vollverschleierung tragen. </p><p class="bodytext">Die Zufuhr von Vitamin D ist nicht unproblematisch. Da es fettlöslich ist, kann es bei einer Überdosierung nicht so leicht ausgeschieden werden. Ärzt*innen empfehlen deshalb die Vitamin-D-Substitution nur bei nachgewiesenem Mangel. </p><p class="bodytext"><strong>Ohne Fleisch und ohne Käse … </strong></p><p class="bodytext">Schwangere Vegetarierinnen und Veganerinnen sollten sich intensiv mit ihrer behandelnden Ärzt*in über eine eventuell erforderliche Zufuhr von Mikronährstoffen beraten. Besonders die Versorgung mit Vitamin B12, DHA, Zink, Proteinen, Kalzium und Jod kann aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten kritisch werden. Einem Eisenmangel lässt sich durch den bewussten Verzehr von Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten entgegengewirken. Besteht bereits ein Eisenmangel, muss Eisen zusätzlich eingenommen werden. </p><p class="bodytext">Quelle: Sabine Fischer, DAZ 2020, 31, S. 40; Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert, www. Dge.de, abgerufen am 18.02.2021 </p>

<p class="bodytext">Schwangere können sich meist gar nicht retten vor gutgemeinten Ernährungstipps.Vor allem die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mikronährstoffen ist immer wieder ein Thema. Doch was brauchen Mütter und ihr Ungeborenes wirklich? Worauf kann verzichtet werden, und was ist möglicherweise sogar gefährlich? Unser Ratgeber spricht Klartext.</p><p class="bodytext"> <strong>Nicht für Zwei essen</strong></p><p class="bodytext"> Zum Wohl ihres Kindes pflegen die allermeisten werdenden Mütter einen gesunden Lebensstil. Auch wenn es schwerfällt, verzichten sie während der Schwangerschaft etwa auf Alkohol und Zigaretten. Denn dass Rauchen und Trinken das Ungeborene schwer schädigen, ist inzwischen allgemein bekannt. </p><p class="bodytext">Doch auch die Ernährung und das Gewicht der Schwangeren beeinflussen die Entwicklung des Ungeborenen. Am besten ist es, wenn die Mutter schon zu Beginn der Schwangerschaft normalgewichtig ist. Denn sowohl zu viele als auch zu wenige Pfunde sind ungünstig:</p><p class="bodytext"><ul><li>Untergewicht erhöht das Risiko für Früh- und Fehlgeburten und für ein zu niedriges Geburtsgewicht.</li><li>Bei Übergewicht drohen Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck und ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei der Geburt. Auch die Kinder leiden unter dem Übergewicht ihrer Mutter. Die meisten kommen mit einem erhöhten Geburtsgewicht auf die Welt, außerdem haben sie ein erhöhtes Risiko, im Verlauf ihres Lebens selbst übergewichtig zu werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Deshalb gilt: Gewicht kontrollieren. Denn auch wenn im Bauch ein Kind heranwächst, müssen Schwangere nicht „für Zwei“ essen. So erhöht sich der Kalorienbedarf im zweiten Trimester nur um 250 kcal, im dritten um etwa 500 kcal (500 kcal sind etwa eine Tafel Schokolade). Und das auch nur, wenn sich die Schwangere weiterhin genauso viel bewegt wie zuvor. </p><p class="bodytext">Anders sieht das bei den Mikronährstoffen aus. Hier steigt der Bedarf zum Teil stark an. Trotzdem reicht in den meisten Fällen eine ausgewogene Ernährung für die ausreichende Zufuhr. Doch es gibt Ausnahmen: Folsäure und Jod sollen alle Schwangeren extra einnehmen. Und in Einzelfällen sind nach ärztlichem Rat auch Eisen oder Vitamin D erforderlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Bei normalgewichtigen Frauen soll die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft etwa 10 bis 16 kg betragen. Wie viel Pfunde untergewichtige und übergewichtige Frauen zulegen sollen oder dürfen, muss individuell mit der behandelnden Ärzt*in geklärt werden. </p><p class="bodytext">Folat und Folsäure fürs Gehirn Zu den wichtigsten Mikronährstoffen für Schwangere gehört Vitamin B9, das Folat (in synthetisch hergestellter Form auch Folsäure genannt). Folat wird vom Menschen nicht selbst gebildet und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Der bioaktive Wirkstoff ist Methyltetrahydrofolat (5-MTHF). Es kommt in geringen Mengen schon fertig in der Nahrung vor, zum größeren Teil wird es im Darm aus verschiedenen natürlichen Folat-Verbindungen umgewandelt. Auch die synthetisch hergestellte Folsäure muss im Körper erst aktiviert werden: Dies geschieht jedoch in der Leber. </p><p class="bodytext">Ein Folatmangel (umgangssprachlich auch Folsäuremangel) in der Schwangerschaft hat schwerwiegende Folgen für das Kind. Besonders gefürchtet sind Neuralrohrdefekte wie die Spina bifida (offener Rücken) und die Anenzephalie (offene Schädeldecke mit dem Fehlen von Gehirnanteilen in unterschiedlicher Ausprägung), aber auch die Kiefer-Gaumen-Spalte. </p><p class="bodytext">Der Bedarf an Folat steigt mit dem ersten Tag der Schwangerschaft um 83%. Der Grundbedarf von Erwachsenen beträgt 300 µg Folat-Äquivalente und steigt bei Schwangeren auf 550 µg/Tag. (1 µg Folat-Äquivalent entspricht etwa 1 µg Nahrungsfolat und 0,5 µg synthetischer Folsäure). Diese Mengen sind mit der Nahrung oft nicht zuverlässig zu decken, weshalb eine Folsäure-Supplementierung empfohlen wird. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur die Menge, auch der Zeitpunkt der Folsäuresupplementierung ist von Bedeutung. Das Neuralrohr des Kindes wird zwischen dem 19. und 28. Entwicklungstag ausgebildet. Damit in dieser sensiblen Zeit ausreichend Folat im mütterlichen Organismus vorhanden ist, empfehlen die Fachgesellschaften neben einer folatreichen Ernährung zur Deckung des Grundbedarfs folgendes Vorgehen:</p><p class="bodytext">Mindestens vier Wochen vor einer möglichen Empfängnis den Grundbedarf von 300 µg Folat-Äquivalenten über eine folatreiche Ernährung decken. Zusätzlich zum Schutz vor Neuralrohrdefekten 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat einnehmen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Im ersten Schwangerschaftsdrittel erhöht sich der Folatbedarf. Die empfohlenen 550 µg Folat-Äquivalente können gezielt durch eine folatreiche Ernährung gedeckt werden. Zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten sollten über das erste Schwangerschaftsdrittel hinweg weiter täglich 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat eingenommen werden.</li><li>Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel kann eine gezielte Folat-Zufuhr über die Ernährung ausreichen, gefordert sind weiterhin 550 µg Folat-Äquivalente.</li><li>Für Stillende werden 450 µg Folat-Äquivalente täglich empfohlen. Mit folatreichen Nahrungsmitteln lässt sich dies ebenfalls erreichen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Besonders reich an Folat-Äquivalenten sind Hülsenfrüchte, Kohl, grünes Blattgemüse, Camembert, Ei und Vollkornbrot. Wichtig beim Gemüse: Nur dünsten und nicht zu lange warmhalten, um die darin enthaltenen Mikronährstoffe nicht zu zerstören. </p><p class="bodytext"><strong>Jod: nicht zuviel und nicht zuwenig </strong></p><p class="bodytext">Jod ist unentbehrlich für die Bildung von Schilddrüsenhormonen, und diese wiederum sind unentbehrlich für die gesunde Entwicklung von Gehirn und Nervensystem des Kindes. Ein Jodmangel in der Schwangerschaft zieht deshalb schwere Folgen nach sich: Sowohl die geistige Entwicklung als auch das körperliche Wachstum sind vermindert. Dieses Phänomen nennt sich Kretinismus und war früher gehäuft in jodarmen Gebirgsregionen zu beobachten.Zuviel an Jod ist aber auch nicht gesund, weil dadurch die Schilddrüse stimuliert wird und eine Schilddrüsenüberfunktion droht. </p><p class="bodytext">Deutschland gilt als Gebiet mit mildem bis moderatem Jodmangel. Für eine ausreichende Jodzufuhr empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) jodiertes Speisesalz und den Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie Meeresfisch. Das gilt auch für Schwangere. Ihr Jodbedarf ist allerdings noch höher als der von Nicht-Schwangeren. Sie sollen deshalb auch bei ausgewogener Ernährung 100 bis 150 µg Jod/Tag als Supplement einnehmen. Bei Schwangeren, die an der Schilddrüse erkrankt sind, muss die Jodaufnahme mit der behandelnden Ärzt*in abgesprochen werden.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Auch Algen sind reich an Jod. Trotzdem sollten Schwangere auf sie verzichten, denn ihr Jodgehalt ist stark schwankend. Außerdem sind Algen häufig mit Arsen verunreinigt. </p><p class="bodytext"><strong>Ein heißes Eisen … </strong></p><p class="bodytext">Ob Schwangere zusätzlich Eisen benötigen, ist umstritten. Zwar muss das Kind zusätzlich damit versorgt werden und durch die schwangerschaftsbedingt erhöhte Zahl an roten Blutkörperchen steigt auch der Bedarf der Mutter. Andererseits fehlt die Menstruation, es geht also kein Blut verloren. Ein Eisenmangel erhöht das Risiko für Frühgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass eine zu hohe Eisenzufuhr die gleichen negativen Auswirkungen hat. Die Empfehlung für Deutschland heißt deshalb: Während der Schwangerschaftsvorsorge regelmäßig den Hämoglobinwert kontrollieren und nur bei Eisenmangel Eisen zuführen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Die Aufnahme von Eisen lässt sich durch den gleichzeitigen Konsum von Vitamin-C-reichen Lebensmitteln verbessern, weil Vitamin C pflanzliches 3-wertiges Eisen in zweiwertiges umwandelt und so besser verfügbar macht. </p><p class="bodytext"><strong>Die Sorge um das Sehvermögen </strong></p><p class="bodytext">Die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) ist für die Entwicklung von Gehirn und Sehfunktion wichtig. Schwangere, die nicht regelmäßig fetten Meeresfisch essen, sollten nach Empfehlung 200 mg DHA/Tag zuführen. Auch Vitamin A spielt eine große Rolle bei der Entwicklung des Auges. In Industrieländern ist allerdings eine Unterversorgung selten, im Gegenteil: Hier ist die übermäßige Aufnahme problematisch. Denn Vitamin A ist in den ersten 2 Monaten nach Empfängnis fruchtschädigend, Tagesdosen von von &gt; 10 000 IE erhöhen das Risiko für schwere Missbildungen. Die routinemäßige Nahrungsergänzung mit Vitamin A wird deshalb in der Schwangerschaft nicht empfohlen, stattdessen jedoch eine ausgewogene Ernährung mit Karotten, Milchprodukten, Eiern, grünem Gemüse und Tomaten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Leber enthält durch Zufütterung der Tiere pro 100 g durchschnittlich 13-39 mg Vitamin A, entsprechend 44.000-130.000 IE. Kalbsleber ist mit bis zu 128 mg (entspr. 420.000 IE) pro 100 g besonders belastet. Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel ist deshalb auf den Verzehr von Leber, Leberwurst und Leberpastete zu verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Vitamin D </strong></p><p class="bodytext">Vitamin D wird sowohl von außen über die Nahrung zugeführt als auch vom Körper mit Hilfe von Sonnenlicht selbst gebildet. Beim Ungeborenen fördert Vitamin D die Reifung der Knochen und ist unentbehrlich für Muskelkontraktionen und Nervenleitung. Bei einem Vitamin-D-Mangel drohen Störungen des Knochenbaus und Lungenerkrankungen. 800 IE Vitamin D gelten als Versorgungsempfehlung, allerdings nur bei Frauen, die keinerlei eigene Synthese haben, z. B. Frauen, die sich vornehmlich drinnen aufhalten und /oder Vollverschleierung tragen. </p><p class="bodytext">Die Zufuhr von Vitamin D ist nicht unproblematisch. Da es fettlöslich ist, kann es bei einer Überdosierung nicht so leicht ausgeschieden werden. Ärzt*innen empfehlen deshalb die Vitamin-D-Substitution nur bei nachgewiesenem Mangel. </p><p class="bodytext"><strong>Ohne Fleisch und ohne Käse … </strong></p><p class="bodytext">Schwangere Vegetarierinnen und Veganerinnen sollten sich intensiv mit ihrer behandelnden Ärzt*in über eine eventuell erforderliche Zufuhr von Mikronährstoffen beraten. Besonders die Versorgung mit Vitamin B12, DHA, Zink, Proteinen, Kalzium und Jod kann aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten kritisch werden. Einem Eisenmangel lässt sich durch den bewussten Verzehr von Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten entgegengewirken. Besteht bereits ein Eisenmangel, muss Eisen zusätzlich eingenommen werden. </p><p class="bodytext">Quelle: Sabine Fischer, DAZ 2020, 31, S. 40; Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert, www. Dge.de, abgerufen am 18.02.2021 </p>

<p class="bodytext">Die Sonne lacht, die glühende Sommerhitze ist vorüber und die Blätter an Bäumen und Sträuchern wechseln ihre Farbe: Für viele ist der Herbst die schönste Jahreszeit in der Natur. Doch ein Herbstspaziergang kann auch gefährlich werden. Wer dabei unbedacht von Beeren oder anderen Früchten nascht oder die falschen Pilze sammelt und verzehrt, handelt sich leicht eine Vergiftung ein. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, die gern alles in den Mund stecken. Lesen Sie in unserem Ratgeber, welche Früchte im Herbst giftig sind, wie sich Vergiftungen bemerkbar machen und was Sie im Verdachtsfall tun müssen. </p><p class="bodytext"><strong>Giftgefahr nach Sommerblüte </strong></p><p class="bodytext">Nach der sommerlichen Blüte reifen bei vielen Bäumen und Sträuchern die Samen und Beeren heran. Viele sind harmlos, manche aber hochgiftig. Vor allem Kleinkinder probieren die roten, blauen oder weißen Beeren gerne oder spielen mit den interessanten Hülsen. Doch in einigen der verlockenden Früchte stecken hochgiftige Substanzen wie Alkaloide, Cytisin oder Ricin. Folgende Beeren sind besonders gefährlich:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Tollkirsche.</strong> Die Tollkirsche bildet nach der Blüte schwarze, glänzende, kirschgroße Beeren, die gar nicht so unangenehm schmecken. Im Gegensatz zu Kirschen sitzen die Beeren an einem sehr kurzen Stiel, außerdem hat die Tollkirsche keinen Stein, sondern einzelne Samen. Für Kleinkinder ist der Verzehr von 3 bis 5, für Erwachsene von 10 bis 20 Tollkirschen lebensgefährlich. Ihr Giftcocktail besteht aus den Alkaloiden Hyoscyamin, Atropin und Scopolamin, typische Vergiftungszeichen sind<ul><li>geweitete Pupillen (Mydriasis)</li><li>Mundtrockenheit</li><li>Überwärmung des Körpers (Hyperthermie)</li><li>Herzklopfen, Angst, Erregung, Halluzinationen.</li><li>Unbehandelt drohen Bewusstlosigkeit und Tod durch Atemstillstand.</li></ul></li><li><strong>Stechapfel und Bilsenkraut</strong>. Auch diese beiden Pflanzen tragen als Gift Alkaloide in sich, die Vergiftungszeichen sind die gleichen wie bei einer Tollkirschenvergiftung. Stechapfelvergiftungen erfolgen durch den Verzehr der Samen, die in einer stacheligen, kastanienartigen Kapsel sitzen und kleine Kinder zum Spielen und Probieren verführen. Auch beim Bilsenkraut ist der Samen der Giftträger. In der eiförmigen Frucht stecken etwa 200 schwarze, leicht mit Mohnsamen zu verwechselnde Samen, von denen schon 15 für Kinder tödlich sind.</li><li><strong>Goldregen.</strong> Beim Goldregen ist die ganze Pflanze giftig. Für Kinder als Spielzeug besonders verlockend sind seine Hülsenfrüchte. Die darinsitzenden bohnenförmigen Samen enthalten das hoch giftige Cytisin, dass in den Nervenzellen wie Nikotin wirkt. Pro Hülse finden sich etwa 5 Samen, das Verschlucken von 15 bis 20 Samen ist für Kinder tödlich. Typische Vergiftungszeichen des Cytisins sind<ul><li>Speichelfluss</li><li>Schweißausbruch</li><li>starkes Erbrechen</li><li>Kreislaufstörungen und Erregungszustände.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Krampfanfälle und Atemstillstand.</li></ul></li><li><strong>Gefleckter Schierling</strong>. Dieses hochgiftige Doldengewächs mit seinem Duft nach Mäuseurin ist eigentlich wenig appetitlich zum Verzehr. Trotzdem kommt es auch mit Geflecktem Schierling immer wieder zu Vergiftungen.50 bis 100 g der eiförmigen, bis zu 3,5 mm langen Früchte sind tödlich. Das Gift heißt Coniin, typische Vergiftungszeichen sind<ul><li>Brennen im Mund, Speichelfluss</li><li>Erbrechen und Durchfall</li><li>Sehstörungen</li><li>aufsteigende Lähmung, beginnend an den Beinen über den Rumpf bis zu den Gesichtsmuskeln.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Lähmung der Atemmuskulatur bei vollem Bewusstsein.</li></ul></li><li><strong>Rizinus.</strong> Das Gift des Rizinus oder Wunderbaums ist das hoch toxische Ricin. Es steckt in Samen, die aussehen wie vollgesaugte Zecken. Für eine Vergiftung müssen die Samen gekaut werden, denn nur so wird das Gift aufgenommen. Da sie recht gut schmecken, verzehren Kinder leicht mehrere davon. Etwa 8 Samen reichen, um die tödliche Dosis aufzunehmen. Vergiftungserscheinungen sind<ul><li>Bauchschmerzen</li><li>Durchfall</li><li>schmerzhafter Stuhl- und Harndrang.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Kreislaufkollaps und Nierenversagen.</li></ul></li><li><strong>Seidelbast</strong>. Beim Seidelbast sind in der Rinde Daphnetoxin und in den orangeroten Beeren das Gift Mezerin enthalten. Als tödliche Dosis gelten für Erwachsene 20, für Kinder etwa 10 Beeren. Die Vergiftung zeigt sich durch<ul><li>Schwellung, Brennen und Blasenbildung im Mund </li><li>Schluckbeschwerden, Durstgefühl </li><li>Blasenbildung und Juckreiz, Hautnekrosen bei Aufnahme des Giftes über die Haut</li><li>Erbrechen, blutiger Durchfall</li><li>Verwirrtheit, Kreislaufstörungen.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Nierenversagen.</li></ul></li><li><strong>Eibe.</strong> Rinde, Nadeln und Samen der Eibe enthalten giftige Taxane. Der rote, beerenartige, den Samen umhüllende Samenmantel ist dagegen ungiftig. Taxane hemmen die Zellteilung (das Taxan Paclixatel wird deshalb therapeutisch als Krebsmedikamente bei Brust- und Eierstockkrebs eingesetzt). Vergiftungssymptome sind<ul><li>Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall</li><li>erweiterte Pupillen</li><li>Schwindel</li><li>Herz-Kreislauf-Störungen, Schock.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Herzstillstand oder Atemstillstand.</li></ul></li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Auf der Seite <a href="https://botanikus.de/informatives/beeren-und-fruechte-giftig-oder-ungiftig/" target="_blank">https://botanikus.de/informatives/beeren-und-fruechte-giftig-oder-ungiftig/</a> finden Sie Beeren und Früchte sortiert nach ihrer Farbe. So können Sie leicht bestimmen, mit welchen BeerenSie es in Ihrer Umgebung oder auf Ihren Spaziergängen zu tun haben und ob die Frucht giftig oder ungiftig ist.</p><p class="bodytext"><strong> Eisenhut und Herbstzeitlose </strong></p><p class="bodytext">Nicht mit Beeren oder Samen, aber als gesamte Pflanze verlockend und tödlich giftig sind die beiden Herbstblüher Eisenhut und Herbstzeitlose.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Eisenhut</strong>. Diese früher auch Wolfswurz genannte Pflanze gilt als die giftigste Europas. Schon die bloße Berührung kann die Haut schädigen, vor allem Kinder sind gefährdet, wenn sie von der leuchtend blauen Pflanze Teile abpflücken und sich in den Mund stecken. Das Gift des Eisenhuts ist Aconitin, 2 bis 15 g der Wurzelknollen sind tödlich. Aconitin erhöht die Durchlässigkeit der Zellwände für Natrium und wirkt auf vielerlei Art auf das zentrale Nervensystem und das Herz. Typische Vergiftungserscheinungen sind<ul><li>Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühl zunächst im Mund, an den Fingern und Zehen, später am ganzen Körper</li><li>starkes Kältegefühl, niedriger Blutdruck</li><li>Übelkeit, Erbrechen, Durchfall </li><li>sehr starke Schmerzen.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Schock, Atemlähmung oder Herzrhythmusstörung (Kammerflimmern).</li></ul></li><li><strong>Herbstzeitlose.</strong> An dieser hübschen rosafarbenen bis hellvioletten Pflanze ist alles giftig. Vor allem in ihren Samen und der Knolle findet sich das Gift Colchizin. Dieses ist ein Mitosehemmer, es hemmt also die Zellteilung und wird wie die oben genannten Taxane ebenfalls therapeutisch in der Krebstherapie eingesetzt. Die Vergiftungssymptome entwickeln sich schrittweise:<ul><li>1. Tag: Brennen in Mund und Rachen, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall.</li><li>Ab dem 2. Tag: Verwirrtheit, Atemnot, Blaufärbung von Fingerspitzen, Lippen oder Haut (Zyanose), Blutdruckabfall</li><li> Krampfanfälle, Koma.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Versagen von Lunge, Niere, Blutgerinnung und Kreislauf. </li></ul></li></ul></p><p class="bodytext"><strong>So schützt man Kinder vor Beeren-Vergiftung </strong></p><p class="bodytext">Fast 90 % der kindlichen Vergiftungsunfälle betreffen Kinder unter 6 Jahren. Besonders gefährdet ist die Gruppe der Ein- bis Dreijährigen, die schon entwicklungspsychologisch „alles in den Mund stecken“. Doch wie kann man Kinder am Beeren-Naschen hindern? Experten haben folgende Tipps: • Kleinkinder nicht unbeaufsichtigt in der Natur spielen lassen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Sich selbst ausführlich über die Giftgefahren in Garten und Natur informieren.</li><li>Kinder frühzeitig über die Giftigkeit von Pflanzen und Beeren aufklären.</li><li>Auf Verwechslungsgefahren aufmerksam machen: Z. B. zeigen, wie sich eine Tollkirsche von einer Kirsche unterscheidet (Stiel, Kern).</li><li>Niemals unbekannte Beeren sammeln lassen.</li><li>Den eigenen Garten auf giftige Pflanzen kontrollieren und diese entfernen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Pilzvergiftungen —eine Sache für große Genießer …. </strong></p><p class="bodytext">Schießen im Herbst die Pilze aus dem Boden, stehen in den Giftnotrufzentralen die Telefone nicht mehr still. Denn das Pilzesammeln wird immer beliebter, und neben den Spezialisten sind auch zunehmend unkundige Pilzfreunde in den Wäldern unterwegs. Die Folge: Durch Verwechslung von Giftpilzen mit verzehrbaren Schwammerln und Röhrlingen landen regelmäßig auch Knollenblätterpilz, Giftschirmling oder Ölbaumpilz im Kochtopf — und führen zu schweren Pilzvergiftungen. </p><p class="bodytext"><strong>Knollenblätterpilz &amp; Co</strong>. Am giftigsten sind Pilze mit den Giften Amanitin und anderen Amatoxinen, die zu tödlichem Leber- und Nierenversagen führen. Die gefährlichsten Vertreter sind der Grüne, der Weiße und der Spitzkegelige Knollenblätterpilz, die sehr leicht mit dem Grünen Täubling oder Champignons verwechselt werden. 10 g Pilz sind dabei schon tödlich, d.h. dass ein einziger Pilz in einer Pilzmahlzeit mehrere Personen töten kann. Die Vergiftungsbeschwerden sind trügerisch:</p><p class="bodytext"><ul><li>Nach 8 bis 12 (maximal 36 Stunden) kommt es zu wiederholtem Erbrechen und Durchfall.</li><li>Dann folgt eine kurze Phase der Besserung.</li><li>Doch schon am 2. Tag beginnt die irreversible Leberschädigung, einige Tage später die Nierenschädigung. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Halluzinogene Giftpilze. </strong>Vergiftungen mit „Rauschpilzen“ erfolgen durch Verwechslung mit essbaren Pilzen oder absichtlich zur Herbeiführung eines Rauschzustands. Zum Glück sind die Vergiftungen meistens nicht tödlich, zu den bekanntesten Wirkstoffen gehören Ibotensäure, Pilzatropin (Muscimol), Psilocybin und Psilocin. Zu den beliebtesten Rauschpilzen zählen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Pantherpilz.</strong> Er ruft wie der Rote und der Braune Fliegenpilz und der Narzissengelbe Wulstling das sog. Pantherina-Syndrom hervor. Ihre „Wirkungen“ bzw. Vergiftungsbeschwerden beginnen frühzeitig, etwa 15 bis 30 Minuten nach Einnahme und enden meist mit einem tiefen Schlaf. Es kommt typischerweise zu<ul><li>Rauschzustand mit Halluzinationen</li><li>weiten Pupillen </li><li>Herzklopfen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Gangstörungen</li><li>selten zu tödlichen Krampfanfällen, Tobsuchtsanfällen oder Ersticken an Erbrochenem.</li></ul></li><li><strong>Kahlköpfe, Düngerlinge und Glockenschüpplinge. </strong>Die Inhaltsstoffe Psilocybin und Psilocin setzen im Gehirn die wichtige Filterung von Sinneswahrnehmungen herab. Etwa 20 Minuten nach Aufnahme lösen sie für 5 bis 6 Stunden folgende Symptome aus:<ul><li>Halluzinationen</li><li>verändertes Körperempfinden </li><li>verändertes Raum- und Zeitgefühl</li><li>Angst, Depression, Verwirrtheit bei zu hohen Dosen</li><li>weite Pupillen, Herzklopfen und Bluthochdruck. </li></ul></li></ul></p><p class="bodytext"><div>Weniger giftige Pilze wie der Satanspilz oder der Riesen-Rötling verursachen vor allem Magen-Darm-Beschwerden . Gefährlich ist der große Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen und Durchfall, also die Dehydratation (Austrocknung). </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Pilz und Alkohol sich nicht vertragen … </strong></p><p class="bodytext">Tintlinge und der Netzstielige Hexenröhrling tragen wiederum das Pilzgift Coprin in sich. Es wird durch Kochen in seine Wirkform umgebaut, die dann in der Leber das Enzym Acetaldehyddehydrogenase hemmt. Weil dieses Enzym zum Abbau von Alkohol benötigt wird, kommt es im Zusammenhang mit Alkoholkonsum zu Vergiftungserscheinungen. Dabei muss der Alkohol gar nicht gleichzeitig getrunken werden. Der Genuss von Wein &amp; Co. kann noch bis zu 5 Tage nach der Pilzmahlzeit zu dem sogenannten Coprinus-Syndrom mit folgenden Beschwerden führen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Flush, Schweißausbruch</li><li>Schwäche, Verwirrung</li><li>Gefühl der Schwellung von Gesicht und Händen</li><li>Übelkeit, Erbrechen</li><li>Herzrasen, Atemnot, Pelzigkeit von Armen und Beinen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Pilzvergiftung ohne Giftpilz </strong></p><p class="bodytext">Pilze können auch ganz ohne Gift sehr schädlich für den Menschen sein. So kommt es z. B. beim Verzehr von verdorbenen oder ungenügend gegarten Pilzen zu Magen-Darm-Beschwerden. Manche Menschen haben auch eine individuelle Pilz-Unverträglichkeit oder Allergien, die vergiftungsähnliche Beschwerden auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie stellt eine Liste von Pilzen mit uneinheitlich beurteiltem Speisewert zur Verfügung (<a href="http://www.dgfm-ev.de" target="_blank">www.dgfm-ev.de</a>). Hier finden Sie Pilze, bei denen regelmäßig Unverträglichkeiten auftreten und die nur mit Einschränkung als Speisepilz gelten. </p><p class="bodytext"><strong>Was tun bei Pilzvergiftung?</strong></p><p class="bodytext"><ul><li>Achtsam sein für Beschwerden. Falls nach einer Pilzmahlzeit (auch viele Stunden später noch!) körperliche Beschwerden auftreten, diese ernst nehmen.</li><li>Arzt oder Giftzentrale kontaktieren! Je nach Ausmaß der Beschwerden den Hausarzt oder gleich das Krankenhaus aufsuchen. Bei großen Entfernungen oder starken Beschwerden den Notarzt alarmieren!</li><li>Pilze sicherstellen. Pilzreste und Erbrochenes sicherstellen und ins Krankenhaus mitnehmen, damit die Identifikation von Pilzen und Gift möglich ist.</li><li>Keine Selbsthilfe: Kein Erbrechen auslösen, ob mit Finger oder Salzwasser, keine Milch trinken! </li></ul></p><p class="bodytext">Quellen: Dr. Antje Jelinek, DAZ 2018, Nr. 38, S. 28, www.kindersicherheit.de </div></p>

<p class="bodytext">Die Sonne lacht, die glühende Sommerhitze ist vorüber und die Blätter an Bäumen und Sträuchern wechseln ihre Farbe: Für viele ist der Herbst die schönste Jahreszeit in der Natur. Doch ein Herbstspaziergang kann auch gefährlich werden. Wer dabei unbedacht von Beeren oder anderen Früchten nascht oder die falschen Pilze sammelt und verzehrt, handelt sich leicht eine Vergiftung ein. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, die gern alles in den Mund stecken. Lesen Sie in unserem Ratgeber, welche Früchte im Herbst giftig sind, wie sich Vergiftungen bemerkbar machen und was Sie im Verdachtsfall tun müssen. </p><p class="bodytext"><strong>Giftgefahr nach Sommerblüte </strong></p><p class="bodytext">Nach der sommerlichen Blüte reifen bei vielen Bäumen und Sträuchern die Samen und Beeren heran. Viele sind harmlos, manche aber hochgiftig. Vor allem Kleinkinder probieren die roten, blauen oder weißen Beeren gerne oder spielen mit den interessanten Hülsen. Doch in einigen der verlockenden Früchte stecken hochgiftige Substanzen wie Alkaloide, Cytisin oder Ricin. Folgende Beeren sind besonders gefährlich:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Tollkirsche.</strong> Die Tollkirsche bildet nach der Blüte schwarze, glänzende, kirschgroße Beeren, die gar nicht so unangenehm schmecken. Im Gegensatz zu Kirschen sitzen die Beeren an einem sehr kurzen Stiel, außerdem hat die Tollkirsche keinen Stein, sondern einzelne Samen. Für Kleinkinder ist der Verzehr von 3 bis 5, für Erwachsene von 10 bis 20 Tollkirschen lebensgefährlich. Ihr Giftcocktail besteht aus den Alkaloiden Hyoscyamin, Atropin und Scopolamin, typische Vergiftungszeichen sind<ul><li>geweitete Pupillen (Mydriasis)</li><li>Mundtrockenheit</li><li>Überwärmung des Körpers (Hyperthermie)</li><li>Herzklopfen, Angst, Erregung, Halluzinationen.</li><li>Unbehandelt drohen Bewusstlosigkeit und Tod durch Atemstillstand.</li></ul></li><li><strong>Stechapfel und Bilsenkraut</strong>. Auch diese beiden Pflanzen tragen als Gift Alkaloide in sich, die Vergiftungszeichen sind die gleichen wie bei einer Tollkirschenvergiftung. Stechapfelvergiftungen erfolgen durch den Verzehr der Samen, die in einer stacheligen, kastanienartigen Kapsel sitzen und kleine Kinder zum Spielen und Probieren verführen. Auch beim Bilsenkraut ist der Samen der Giftträger. In der eiförmigen Frucht stecken etwa 200 schwarze, leicht mit Mohnsamen zu verwechselnde Samen, von denen schon 15 für Kinder tödlich sind.</li><li><strong>Goldregen.</strong> Beim Goldregen ist die ganze Pflanze giftig. Für Kinder als Spielzeug besonders verlockend sind seine Hülsenfrüchte. Die darinsitzenden bohnenförmigen Samen enthalten das hoch giftige Cytisin, dass in den Nervenzellen wie Nikotin wirkt. Pro Hülse finden sich etwa 5 Samen, das Verschlucken von 15 bis 20 Samen ist für Kinder tödlich. Typische Vergiftungszeichen des Cytisins sind<ul><li>Speichelfluss</li><li>Schweißausbruch</li><li>starkes Erbrechen</li><li>Kreislaufstörungen und Erregungszustände.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Krampfanfälle und Atemstillstand.</li></ul></li><li><strong>Gefleckter Schierling</strong>. Dieses hochgiftige Doldengewächs mit seinem Duft nach Mäuseurin ist eigentlich wenig appetitlich zum Verzehr. Trotzdem kommt es auch mit Geflecktem Schierling immer wieder zu Vergiftungen.50 bis 100 g der eiförmigen, bis zu 3,5 mm langen Früchte sind tödlich. Das Gift heißt Coniin, typische Vergiftungszeichen sind<ul><li>Brennen im Mund, Speichelfluss</li><li>Erbrechen und Durchfall</li><li>Sehstörungen</li><li>aufsteigende Lähmung, beginnend an den Beinen über den Rumpf bis zu den Gesichtsmuskeln.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Lähmung der Atemmuskulatur bei vollem Bewusstsein.</li></ul></li><li><strong>Rizinus.</strong> Das Gift des Rizinus oder Wunderbaums ist das hoch toxische Ricin. Es steckt in Samen, die aussehen wie vollgesaugte Zecken. Für eine Vergiftung müssen die Samen gekaut werden, denn nur so wird das Gift aufgenommen. Da sie recht gut schmecken, verzehren Kinder leicht mehrere davon. Etwa 8 Samen reichen, um die tödliche Dosis aufzunehmen. Vergiftungserscheinungen sind<ul><li>Bauchschmerzen</li><li>Durchfall</li><li>schmerzhafter Stuhl- und Harndrang.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Kreislaufkollaps und Nierenversagen.</li></ul></li><li><strong>Seidelbast</strong>. Beim Seidelbast sind in der Rinde Daphnetoxin und in den orangeroten Beeren das Gift Mezerin enthalten. Als tödliche Dosis gelten für Erwachsene 20, für Kinder etwa 10 Beeren. Die Vergiftung zeigt sich durch<ul><li>Schwellung, Brennen und Blasenbildung im Mund </li><li>Schluckbeschwerden, Durstgefühl </li><li>Blasenbildung und Juckreiz, Hautnekrosen bei Aufnahme des Giftes über die Haut</li><li>Erbrechen, blutiger Durchfall</li><li>Verwirrtheit, Kreislaufstörungen.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Nierenversagen.</li></ul></li><li><strong>Eibe.</strong> Rinde, Nadeln und Samen der Eibe enthalten giftige Taxane. Der rote, beerenartige, den Samen umhüllende Samenmantel ist dagegen ungiftig. Taxane hemmen die Zellteilung (das Taxan Paclixatel wird deshalb therapeutisch als Krebsmedikamente bei Brust- und Eierstockkrebs eingesetzt). Vergiftungssymptome sind<ul><li>Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall</li><li>erweiterte Pupillen</li><li>Schwindel</li><li>Herz-Kreislauf-Störungen, Schock.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Herzstillstand oder Atemstillstand.</li></ul></li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Auf der Seite <a href="https://botanikus.de/informatives/beeren-und-fruechte-giftig-oder-ungiftig/" target="_blank">https://botanikus.de/informatives/beeren-und-fruechte-giftig-oder-ungiftig/</a> finden Sie Beeren und Früchte sortiert nach ihrer Farbe. So können Sie leicht bestimmen, mit welchen BeerenSie es in Ihrer Umgebung oder auf Ihren Spaziergängen zu tun haben und ob die Frucht giftig oder ungiftig ist.</p><p class="bodytext"><strong> Eisenhut und Herbstzeitlose </strong></p><p class="bodytext">Nicht mit Beeren oder Samen, aber als gesamte Pflanze verlockend und tödlich giftig sind die beiden Herbstblüher Eisenhut und Herbstzeitlose.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Eisenhut</strong>. Diese früher auch Wolfswurz genannte Pflanze gilt als die giftigste Europas. Schon die bloße Berührung kann die Haut schädigen, vor allem Kinder sind gefährdet, wenn sie von der leuchtend blauen Pflanze Teile abpflücken und sich in den Mund stecken. Das Gift des Eisenhuts ist Aconitin, 2 bis 15 g der Wurzelknollen sind tödlich. Aconitin erhöht die Durchlässigkeit der Zellwände für Natrium und wirkt auf vielerlei Art auf das zentrale Nervensystem und das Herz. Typische Vergiftungserscheinungen sind<ul><li>Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühl zunächst im Mund, an den Fingern und Zehen, später am ganzen Körper</li><li>starkes Kältegefühl, niedriger Blutdruck</li><li>Übelkeit, Erbrechen, Durchfall </li><li>sehr starke Schmerzen.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Schock, Atemlähmung oder Herzrhythmusstörung (Kammerflimmern).</li></ul></li><li><strong>Herbstzeitlose.</strong> An dieser hübschen rosafarbenen bis hellvioletten Pflanze ist alles giftig. Vor allem in ihren Samen und der Knolle findet sich das Gift Colchizin. Dieses ist ein Mitosehemmer, es hemmt also die Zellteilung und wird wie die oben genannten Taxane ebenfalls therapeutisch in der Krebstherapie eingesetzt. Die Vergiftungssymptome entwickeln sich schrittweise:<ul><li>1. Tag: Brennen in Mund und Rachen, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall.</li><li>Ab dem 2. Tag: Verwirrtheit, Atemnot, Blaufärbung von Fingerspitzen, Lippen oder Haut (Zyanose), Blutdruckabfall</li><li> Krampfanfälle, Koma.</li><li>Unbehandelt droht Tod durch Versagen von Lunge, Niere, Blutgerinnung und Kreislauf. </li></ul></li></ul></p><p class="bodytext"><strong>So schützt man Kinder vor Beeren-Vergiftung </strong></p><p class="bodytext">Fast 90 % der kindlichen Vergiftungsunfälle betreffen Kinder unter 6 Jahren. Besonders gefährdet ist die Gruppe der Ein- bis Dreijährigen, die schon entwicklungspsychologisch „alles in den Mund stecken“. Doch wie kann man Kinder am Beeren-Naschen hindern? Experten haben folgende Tipps: • Kleinkinder nicht unbeaufsichtigt in der Natur spielen lassen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Sich selbst ausführlich über die Giftgefahren in Garten und Natur informieren.</li><li>Kinder frühzeitig über die Giftigkeit von Pflanzen und Beeren aufklären.</li><li>Auf Verwechslungsgefahren aufmerksam machen: Z. B. zeigen, wie sich eine Tollkirsche von einer Kirsche unterscheidet (Stiel, Kern).</li><li>Niemals unbekannte Beeren sammeln lassen.</li><li>Den eigenen Garten auf giftige Pflanzen kontrollieren und diese entfernen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Pilzvergiftungen —eine Sache für große Genießer …. </strong></p><p class="bodytext">Schießen im Herbst die Pilze aus dem Boden, stehen in den Giftnotrufzentralen die Telefone nicht mehr still. Denn das Pilzesammeln wird immer beliebter, und neben den Spezialisten sind auch zunehmend unkundige Pilzfreunde in den Wäldern unterwegs. Die Folge: Durch Verwechslung von Giftpilzen mit verzehrbaren Schwammerln und Röhrlingen landen regelmäßig auch Knollenblätterpilz, Giftschirmling oder Ölbaumpilz im Kochtopf — und führen zu schweren Pilzvergiftungen. </p><p class="bodytext"><strong>Knollenblätterpilz &amp; Co</strong>. Am giftigsten sind Pilze mit den Giften Amanitin und anderen Amatoxinen, die zu tödlichem Leber- und Nierenversagen führen. Die gefährlichsten Vertreter sind der Grüne, der Weiße und der Spitzkegelige Knollenblätterpilz, die sehr leicht mit dem Grünen Täubling oder Champignons verwechselt werden. 10 g Pilz sind dabei schon tödlich, d.h. dass ein einziger Pilz in einer Pilzmahlzeit mehrere Personen töten kann. Die Vergiftungsbeschwerden sind trügerisch:</p><p class="bodytext"><ul><li>Nach 8 bis 12 (maximal 36 Stunden) kommt es zu wiederholtem Erbrechen und Durchfall.</li><li>Dann folgt eine kurze Phase der Besserung.</li><li>Doch schon am 2. Tag beginnt die irreversible Leberschädigung, einige Tage später die Nierenschädigung. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Halluzinogene Giftpilze. </strong>Vergiftungen mit „Rauschpilzen“ erfolgen durch Verwechslung mit essbaren Pilzen oder absichtlich zur Herbeiführung eines Rauschzustands. Zum Glück sind die Vergiftungen meistens nicht tödlich, zu den bekanntesten Wirkstoffen gehören Ibotensäure, Pilzatropin (Muscimol), Psilocybin und Psilocin. Zu den beliebtesten Rauschpilzen zählen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Pantherpilz.</strong> Er ruft wie der Rote und der Braune Fliegenpilz und der Narzissengelbe Wulstling das sog. Pantherina-Syndrom hervor. Ihre „Wirkungen“ bzw. Vergiftungsbeschwerden beginnen frühzeitig, etwa 15 bis 30 Minuten nach Einnahme und enden meist mit einem tiefen Schlaf. Es kommt typischerweise zu<ul><li>Rauschzustand mit Halluzinationen</li><li>weiten Pupillen </li><li>Herzklopfen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Gangstörungen</li><li>selten zu tödlichen Krampfanfällen, Tobsuchtsanfällen oder Ersticken an Erbrochenem.</li></ul></li><li><strong>Kahlköpfe, Düngerlinge und Glockenschüpplinge. </strong>Die Inhaltsstoffe Psilocybin und Psilocin setzen im Gehirn die wichtige Filterung von Sinneswahrnehmungen herab. Etwa 20 Minuten nach Aufnahme lösen sie für 5 bis 6 Stunden folgende Symptome aus:<ul><li>Halluzinationen</li><li>verändertes Körperempfinden </li><li>verändertes Raum- und Zeitgefühl</li><li>Angst, Depression, Verwirrtheit bei zu hohen Dosen</li><li>weite Pupillen, Herzklopfen und Bluthochdruck. </li></ul></li></ul></p><p class="bodytext"><div>Weniger giftige Pilze wie der Satanspilz oder der Riesen-Rötling verursachen vor allem Magen-Darm-Beschwerden . Gefährlich ist der große Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen und Durchfall, also die Dehydratation (Austrocknung). </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Pilz und Alkohol sich nicht vertragen … </strong></p><p class="bodytext">Tintlinge und der Netzstielige Hexenröhrling tragen wiederum das Pilzgift Coprin in sich. Es wird durch Kochen in seine Wirkform umgebaut, die dann in der Leber das Enzym Acetaldehyddehydrogenase hemmt. Weil dieses Enzym zum Abbau von Alkohol benötigt wird, kommt es im Zusammenhang mit Alkoholkonsum zu Vergiftungserscheinungen. Dabei muss der Alkohol gar nicht gleichzeitig getrunken werden. Der Genuss von Wein &amp; Co. kann noch bis zu 5 Tage nach der Pilzmahlzeit zu dem sogenannten Coprinus-Syndrom mit folgenden Beschwerden führen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Flush, Schweißausbruch</li><li>Schwäche, Verwirrung</li><li>Gefühl der Schwellung von Gesicht und Händen</li><li>Übelkeit, Erbrechen</li><li>Herzrasen, Atemnot, Pelzigkeit von Armen und Beinen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Pilzvergiftung ohne Giftpilz </strong></p><p class="bodytext">Pilze können auch ganz ohne Gift sehr schädlich für den Menschen sein. So kommt es z. B. beim Verzehr von verdorbenen oder ungenügend gegarten Pilzen zu Magen-Darm-Beschwerden. Manche Menschen haben auch eine individuelle Pilz-Unverträglichkeit oder Allergien, die vergiftungsähnliche Beschwerden auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie stellt eine Liste von Pilzen mit uneinheitlich beurteiltem Speisewert zur Verfügung (<a href="http://www.dgfm-ev.de" target="_blank">www.dgfm-ev.de</a>). Hier finden Sie Pilze, bei denen regelmäßig Unverträglichkeiten auftreten und die nur mit Einschränkung als Speisepilz gelten. </p><p class="bodytext"><strong>Was tun bei Pilzvergiftung?</strong></p><p class="bodytext"><ul><li>Achtsam sein für Beschwerden. Falls nach einer Pilzmahlzeit (auch viele Stunden später noch!) körperliche Beschwerden auftreten, diese ernst nehmen.</li><li>Arzt oder Giftzentrale kontaktieren! Je nach Ausmaß der Beschwerden den Hausarzt oder gleich das Krankenhaus aufsuchen. Bei großen Entfernungen oder starken Beschwerden den Notarzt alarmieren!</li><li>Pilze sicherstellen. Pilzreste und Erbrochenes sicherstellen und ins Krankenhaus mitnehmen, damit die Identifikation von Pilzen und Gift möglich ist.</li><li>Keine Selbsthilfe: Kein Erbrechen auslösen, ob mit Finger oder Salzwasser, keine Milch trinken! </li></ul></p><p class="bodytext">Quellen: Dr. Antje Jelinek, DAZ 2018, Nr. 38, S. 28, www.kindersicherheit.de </div></p>